Formel E

Formel-E-Analyse: So kam es zum Attack-Mode-Chaos in Diriyya

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Es war die wohl kontroverseste Szene des Samstagsrennens der Formel E in Saudi-Arabien: der Neustart nach der ersten Safety-Car-Phase. Alexander Sims (BMW) führte einen Großteil des Feldes kurz vor dem Restart durch die Attack-Zone. Sein Abweichen von der Ideallinie und das plötzliche Beschleunigen in der Zone sorgte für viel Verwirrung - so auch bei seinem Teamkollegen Maximilian Günther.

Der Deutsche war nach dem Rennen einer von insgesamt fünf Fahrern, gegen die eine nachträgliche Durchfahrtsstrafe ausgesprochen wurde. Der Grund: Sie hatten ihre Kontrahenten unerlaubterweise noch unter Safety-Car-Bedingungen überholt. Günther passierte Lucas di Grassi (Audi) und Stoffel Vandoorne (Mercedes) und beendete das Rennen mit Platz 2 auf dem Podium. Dieses wurde ihm nach dem Rennen aberkannt.

Hintergrund der Verwirrung ist das Ende der Safety-Car-Phase. Diese endete offiziell, als auf der Uhr noch 21:24 Minuten (+ 1 Runde) verblieben waren. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich Sims & Co. gerade auf der Startgeraden (siehe Bild 1 in der Galerie unten). Mit der Aufhebung der Safety-Car-Bedingungen war auch die Aktivierung des Attack-Modes wieder erlaubt - eine Möglichkeit, von der insgesamt 15 Fahrer Gebrauch machten.

Doch obwohl die Safety-Car-Phase beendet war, herrschte auf der Strecke noch Überholverbot. Denn das Überholen von anderen Fahrern war auch in Diriyya - ganz egal, ob die Gegner ihren Attack-Mode aktivierten oder nicht - noch bis zum Überqueren der Ziellinie verboten. Die Grundlage dafür liefert Artikel 38.8 des Sportlichen Reglements. Dort heißt es: "(…) Kein Fahrer (darf) ein anderes Auto auf der Strecke überholen, (...) bis er die Ziel-/Kontrolllinie erstmalig, nachdem das Safety-Car an die Box zurückgekehrt ist, passiert."

Auch Mercedes & Porsche werden bestraft

Vereinfacht drückt der etwas sperrige Passus aus: Bis zum Überqueren der Ziellinie herrscht nach einer Safety-Car-Phase Überholverbot. Dafür ist es nicht relevant, wie langsam oder schnell die anderen Fahrer unterwegs sind. In Diriyya lag die Ziellinie zwischen der Boxenein- und Ausfahrt nach Kurve 21. Da die darauffolgende Gerade jedoch etwas zu kurz ist, um dort 24 Fahrzeuge ein Rennen starten zu lassen, wurde das Rennen zwischen den Kurven 17 und 18 auf der Startgeraden (nicht der Start-/Zielgeraden!) begonnen. Für die Aufhebung des Überholverbots zählt also der Zielstrich nach Kurve 21, nicht der Startstrich unter der Ampel vom Rennstart.

Günther ist einer von mehreren Fahrern, die ihre Konkurrenten auf diese Weise unerlaubterweise überholten (Bild 2). Auch Stoffel Vandoorne überholte Lucas di Grassi, ließ den Brasilianer aber sofort wieder - kritischerweise vor der Ziellinie - vorbei. Günther, Ma Qing Hua, Robin Frijns, Nyck de Vries (Bild 3) und Andre Lotterer im Porsche taten dies nicht und wurden somit bestraft.

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