Formel E

Formel E: Bird gewinnt Saisonstart in Hongkong, Heidfeld wird 3.

Timo Pape

Timo Pape

Sam Bird hat den Saisonauftakt der Formel E in Hongkong gewonnen. Der Brite setzte sich trotz einer Strafe mit beeindruckender Dominanz gegen Pole-Sitter Jean-Eric Vergne (Techeetah) und Nick Heidfeld (Mahindra) durch, die ihm aufs Podium folgten. Vierter wurde Nelson Piquet jr. im Jaguar vor Audi-Pilot Daniel Abt. Die ewigen Rivalen Lucas di Grassi und Sebastien Buemi gerieten aneinander und landeten beide außerhalb der Punkte.

Schon zu Beginn ging es hoch her. Einen herausragenden Start erwischte zunächst Oliver Turvey, der sich auf Position drei manövrierte. Auch Maro Engel gewann vier Plätze. Verlierer des Starts war Felix Rosenqvist, der von Rang fünf auf elf zurückfiel. An der Spitze konnte sich Vergne behaupten.

Zwar kamen alle heil durch die ersten zwei Kurven, dann kam es jedoch zur Massenkarambolage in der Schikane. Nelson Piquet ließ Andre Lotterer auf der Außenbahn keinen Platz, um die Kurve noch zu erwischen, weshalb der Deutsche in der Schikane stehen bleiben musste. Die Folge: Alle Autos hinter ihm konnten nicht mehr vorbeifahren. Die Rennleitung entschied sich, das Rennen zu pausieren - der erste Rennabbruch in der Geschichte der Formel E.

Alle Fahrer fuhren zurück in die Boxengasse und warteten auf Instruktionen der Rennleitung. Erst nach einer ganzen Weile wurden zunächst die in der Schikane blockierten Autos auf die Strecke geschickt, um sich wieder hinten einreihen zu können. Dann erfolgte der Re-Start hinter dem Safety-Car.

Turvey als Puffer für das Führungsduo

In den ersten Runden des Rennens zeigte sich schnell, dass der NIO von Turvey das Tempo der Spitze nicht würde mitgehen können. Demnach setzten sich Vergne und Bird deutlich ab, wobei der Brite stets im direkten Windschatten seines ehemaligen Teamkollegen folgte. Dahinter wagte Heidfeld schließlich den Angriff auf Turvey, musste jedoch zurückstecken und verlor dabei auch noch seinen vierten Platz an Abt.

Dann kam einer der großen Aufreger des Rennens: Sebastien Buemi griff seinen ewigen Kontrahenten di Grassi vehement auf der Innenbahn in Kurve 1 hinein an, es kam zur Berührung. Der Brasilianer musste wenig später mit gebrochener rechter Hinterradaufhängung an die Box kommen und viel zu früh in sein zweites Auto steigen - allerdings durch einen Kontakt mit dem eigenen Teamkollegen Abt. Zu einer Aufholjagd wie 2016 kam es diesmal nicht, Meister di Grassi wurde am Ende sogar überrundet. In der gleichen Szene wurde übrigens auch Rosenqvist im Zweikampf gedreht und fiel zurück.

Dann blieb Jerome d'Ambrosio mit einem technischen Problem auf der Strecke stehen - gelbe Flaggen. Der Belgier im roten Dragon holte sich am Ende noch die schnellste Runde. Da er aber 20. wurde und der Bonuspunkt nur noch für die schnellste Runde der Top-10-Fahrer vergeben wird, ging d'Ambrosio leer aus. Stattdessen schnappte sich Rosenqvist den Zusatzzähler.

Als nächstes suchten die Technikteufel Oliver Turvey heim. Der Brite wurde als Drittplatzierter plötzlich langsamer und fiel weit zurück. Alle anderen profitierten: Abt fuhr fortan auf Position drei, und auch Maro Engel, der sich bereits bemerkenswert nach vorn gekämpft hatte, kam dadurch noch einen Platz weiter nach vorn.

Bird erhöhte den Druck auf Vergne kurz vor Rennmitte. Nachdem er sich ein paarmal gezeigt hatte, stieß er beherzt auf der Innenbahn hinein und übernahm in Runde 20 von 43 die Führung. Blitzschnell konnte sich der Virgin-Pilot absetzen. Vergne reagierte und kam - vermutlich etwas früher als geplant - zum Fahrzeugwechsel an die Box. Es sollte ihm jedoch nichts bringen, denn Bird behauptete sich auch nach den Boxenstopps mit mehreren Sekunden Vorsprung.

Bird fährt Teammitglied an

Allerdings leistete sich Bird bei der Boxeneinfahrt einen beinahe folgenschweren Fehler. Er überschätzte das Gripniveau, bremste zu spät und rutschte vor der Box mit dem Auto gegen einen Virgin-Kollegen, der hinfiel, sich aber offenbar nicht verletzte. Bird stieg jedoch vor der Box aus, um ins andere Auto zu steigen, weshalb ihn die Rennleitung mit einer Durchfahrtsstrafe belegte. Erstaunlicherweise kam Bird nach seiner Strafe wieder direkt vor Vergne heraus. Sein Vorsprung reichte aus, um seine Führung tatsächlich verteidigen. Er fuhr sich abermals schnell eine Lücke heraus und brachte den Sieg ungefährdet nach Hause.

Daniel Abt verlor wegen eines Technikfehlers einige Positionen beim Boxenstopp: "Das Auto ist aus irgendwelchen Gründen nicht angegangen, wir haben locker 20 Sekunden beim Stopp verloren", erklärte der Deutsche enttäuscht nach dem Rennen. Sebastien Buemi musste ebenfalls einen Rückschlag hinnehmen - jedoch auf der Strecke. Sein Renault erlitt einen "Shutdown", alle Systeme fuhren demnach herunter. Er stand einen Moment auf der Strecke und startete sein Auto neu, dann ging es für ihn weiter. In die Punkte kam Buemi als Zwölfter jedoch nicht mehr.

Neben Bird wurden noch einige andere Fahrer bestraft. Debütant Luca Filippi, der neben Abt und Kamui Kobayashi den FANBOOST gewonnen hatte, verschuldete eine Kollision und musste dafür durch die Boxengasse fahren. Gleiches Schicksal ereilte Lotterer, der seinerseits in der Schikane abgekürzt hatte. Und am Ende erhielt auch Engel eine Durchfahrtsstrafe, die nach der Zieldurchfahrt in eine Zeitstrafe umgewandelt wurde. Der Grund dafür war, dass Engel die maximale Leistung von 180 kW überschritten hatte. Besonders ärgerlich für den Deutschen, da er sich in einem tollen Rennen nach vorn gekämpft und die Ziellinie eigentlich als Vierter überquert hatte. Am Ende nur Rang 14, während Teamkollege Edo Mortara als Achter ein gutes Formel-E-Debüt zeigte.

In den letzten Runden ging es vielerorts im Feld noch mal heiß her. Besonders Rosenqvist wurde in zahlreiche Duelle verstrickt. Beim Kampf um Platz zwei biss sich Heidfeld quasi das halbe Rennen lang die Zähne an Vergne aus. Er startete einige Manöver, die Vergne jedoch mit aller Härte abwehrte. Heidfeld beschwerte sich nach dem Rennen über das Verhalten des Techeetah-Fahrers. Nichtsdestotrotz holte Heidfeld sein bereits achtes Formel-E-Podium - allesamt dritte Plätze.

Der nächste Formel-E-Lauf startet bereits am Sonntagmorgen um 8 Uhr deutscher Zeit. Dann werden die Karten neu gemischt, denn bis auf Dragon hatte eigentlich jedes Team den Speed, um unter den richtigen Umständen aufs Podium zu fahren. Favorit für Teil zwei des Hongkong E-Prix ist trotzdem weiterhin Sam Bird, doch auch mit Mahindra und Audi wird zu rechnen sein.

Das provisorische Rennergebnis

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