Formel E

Formel-E-CEO Jeff Dodds exklusiv: "Verbrennungsmotoren sind der Klang der Ineffizienz"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Obwohl die Formel E in regelmäßigen Abständen Informationen über ihr globales Wachstum veröffentlicht, wird sie von vielen "klassischen Motorsportfans" immer noch belächelt. Insbesondere in Zeiten, in denen die Formel 1 den wohl größten Boom ihrer Geschichte erlebt, gibt es hier eine potenziell große Zielgruppe für die Elektroserie. Formel-E-CEO Jeff Dodds sieht jedoch zwei Hindernisse, die es für die Rennserie aktuell schwer macht, diese Fans anzusprechen.

Jeff Dodds übernahm vor etwas mehr als zwei Jahren die Geschäftsführung der Formula E Operations, der Firma hinter der Formel-E-Weltmeisterschaft. Der Brite, der die Nachfolge von Jamie Reigle antrat. verantwortete seitdem einige Maßnahmen, mit denen neue Fans, die mit Motorsport bislang kaum in Berührung kamen, angelockt werden sollen: Neben den Evo-Session, bei denen Prominente und Influencer die Formel-E-Boliden pilotieren durften, wurde unter anderem auch eine Zusammenarbeit mit dem YouTuber MrBeast bekannt gegeben. Fans anderer Rennserien konnte man so jedoch kaum begeistern.

"Wenn man von klassischen Motorsportfans spricht, beschränken wir uns auf Formel-1-Fans, okay?", sagt Dodds im Exklusiv-Interview mit e-Formel.de. "Die Dinge, die wir bieten und die diese Fans meiner Meinung nach lieben: Wir haben Einsitzer, offene Räder, enge Zweikämpfe und ich würde das Racing als unvorhersehbar bezeichnen. Es gibt Chancen für die Fahrer, sich durchzusetzen und auf dem Podium zu stehen. Man hat es gesehen, als Dan Ticktum in Jakarta sein erstes Rennen gewonnen hat."

"Es sind 2 Dinge, die gegen uns sprechen"

"All diese Dinge lieben die Leute", ist er sich sicher. "Die Autos werden immer schneller, und die meisten Fans lieben es, dass die Autos immer schneller werden. Vielleicht sind es zwei Dinge, die gegen uns sprechen: Erstens, dass wir erst 10 Jahre alt sind, also nicht 75 Jahre alt wie die Formel 1 oder 100 Jahre alt wie einige der historischen Rennserien. Und das andere, was man regelmäßig hört, ist das Thema Sound. Das sind also die beiden Dinge, über die die Leute mit mir sprechen."

"So gut wir auch sind, wir können nicht zurückgehen und eine längere Geschichte schaffen", erklärt Dodds. "Wir müssen uns damit abfinden, dass wir jung sind, dass wir innovativ sind und dass wir neue Dinge ausprobieren, mit denen wir neue Fans anziehen. Was den Sound angeht: Die Realität ist, dass der Sound des Motorsports von Verbrennungsmotoren stammt - einer Technologie, die 130 Jahre alt ist. Es ist also der Klang von Ineffizienz, der Klang von Energie, die in die Atmosphäre verloren geht."

"Warum sollte man modernste Technologie wie alte Technologie klingen lassen?"

"Unsere Autos klingen wie Kampfjets, nicht wie alte Autos, weil sie sehr effizient sind, mit einem Wirkungsgrad von über 90 Prozent, und der Energieverlust ist minimal", beschreibt er weiter. "Unsere Autos wie alte Autos klingen zu lassen, wird niemals passieren. Warum sollte man modernste Technologie wie alte Technologie klingen lassen? Das werden wir auch nicht tun."

Das Problem wird sich jedoch mit der Zeit erledigen, findet Dodds. "Es kommt eine neue Zielgruppe, also wird es einen Punkt geben, an dem sie nichts anderes kennen (als Elektroautos). Das ist für sie der Klang eines Fahrzeugs. Und ich denke, wir müssen das akzeptieren und uns darauf einlassen, anstatt ständig zu versuchen, zu verteidigen, warum wir nicht wie alte Autos klingen."

"Mit der Zeit werden die Menschen hoffentlich (in der Formel E) sehr schnelle Rennen mit sehr aufregenden Autos genießen, die möglicherweise sogar schneller sind als Formel-1-Autos", ergänzt er. "Sie akzeptieren, dass sie wie Kampfjets klingen, die sich gegenseitig überholen, oder wie ein Podfighter aus Star Wars oder wie Tron. Und dass sie nicht wie alte Autos klingen."

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