Formel-E-CEO Jeff Dodds im Exklusiv-Interview: "Deutschland ist ein unheimlich wichtiger Markt für uns"
Tobias Wirtz

Adam Pigott / Spacesuit Media
Die Formel E gibt regelmäßig Pressemitteilungen heraus, in denen die Rennserie über ihr weltweites Wachstum berichtet. Auch der deutsche TV-Sender DF1 konnte in der abgelaufenen Saison seine Einschaltquoten um fast 43 Prozent steigern. Dennoch bleibt die Formel E in Deutschland mit rund 37.000 TV-Zuschauer:innen im Durchschnitt und meist weniger als 0,5 Prozent Marktanteil ein Nischenprodukt. Das will die Rennserie jedoch in Zukunft ändern.
"Deutschland hat wahrscheinlich die komplexeste Geschichte in der Formel E", beschreibt Formel-E-CEO Jeff Dodds im Exklusiv-Interview mit e-Formel.de. "Zunächst einmal hatten wir drei deutsche Hersteller, die vor einigen Jahren natürlich aus der Meisterschaft ausgestiegen sind, aber in früheren Phasen dabei waren. Wir hatten Mercedes, wir hatten Audi, wir hatten BMW. Wir sind aus einer unglaublich starken Position mit vielen engen Verbindungen in Deutschland mit diesen drei Verlusten von Herstellern nun in eine weniger starke Position geraten."
In der Folge schwand hierzulande das Interesse der TV-Zuschauer an der Serie spürbar. Nio, Mahindra und sogar Maserati zogen weniger Menschen vor den TV-Bildschirm als die drei deutschen Hersteller, sodass ProSieben nach drei Saisons kurz vor Saisonbeginn 2024 den Stecker zog und die Formel-E-Übertragungen einstellte. Mit DF1 konnte zwar ein neuer Sender gefunden werden, die Reichweite liegt jedoch trotz Wachstum weiterhin deutlich unter den Werten von ProSieben.
"Bei ProSieben hat ein Führungswechsel stattgefunden, und es war ihre Entscheidung, den Vertrag nicht fortzusetzen", erklärt Dodds weiter. "Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis zu ihnen. Wir stehen auch in regelmäßigem Kontakt zu RTL, wir haben DF1, wir haben DAZN, wir haben Red Bull Media House und verschiedene andere Partner. Aber wir sind uns sehr bewusst, dass dies ein Markt ist, der für uns wichtig ist und in dem wir wachsen müssen."
"Wir müssen investieren, um hier zu wachsen"
Aber das Thema Medienpräsenz in Deutschland geht für Dodds auch über den TV-Sektor hinaus: "Wir haben eine redaktionelle Partnerschaft mit Bild. Wir müssen investieren, um in diesem Markt zu wachsen. Möglicherweise werden wir mehr deutsche Fahrer und mehr deutsche Teams einbinden und unser Portfolio an deutschen Medien überprüfen."
"Ich gehe davon aus, dass man in den kommenden Monaten einige Ankündigungen hören wird, die unser Engagement für diesen Markt noch deutlicher machen werden", kündigt er an. "Deutschland ist ein unglaublich wichtiger Markt für uns, daher nehmen wir ihn nicht auf die leichte Schulter."
Bislang steht noch nicht offiziell fest, ob die Formel E in der kommenden Saison in Deutschland weiterhin auf DF1 übertragen wird. Allerspätestens werden wir dies am 6. Dezember wissen: Dann startet die Rennserie mit dem Sao Paulo E-Prix in ihre zwölfte Saison.
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