Formel E

Formel E: Dan Ticktum gewinnt dramatischen Jakarta E-Prix - 1. Sieg für Kiro-Team seit mehr als 10 Jahren!

Timo Pape

Timo Pape

Birgit Dieryck / Spacesuit Media

Dan Ticktum hat beim Jakarta E-Prix sensationell seinen ersten Formel-E-Sieg geholt! In einem hochklassigen und spannenden Rennen verteidigte er sich bis in die letzte Kurve gegen Edo Mortara, der für Mahindra Zweiter wurde. Nico Müller (Andretti) feierte als Dritter sein erst zweites Formel-E-Podium. Im Rennen waren mit Jake Dennis und Nyck de Vries gleich zwei Siegkandidaten dramatisch aus dem Kampf um die Spitze ausgeschieden.

Wie erwartet kam die linke Seite der Startaufstellung - die Fahrer auf den ungeraden Startplätzen - am Start besser weg. So verteidigte Jake Dennis problemlos seine Führung, während Taylor Barnard (2) und Nick Cassidy (4) jeweils eine Position einbüßten. Die erste Runde ging ohne Unfälle zu Ende - mit den Top 5 Dennis, Nyck de Vries, Barnard, Dan Ticktum und Cassidy. Es ging zunächst ruhig zu in Jakarta. In Runde 3 holte sich Jean-Eric Vergne als erster Pilot seinen ersten von zwei verpflichtenden Attack-Modes. Ticktum machte Druck auf den drittplatzierten Barnard, der sich jedoch breit machte.

Dann kam es in Kurve 13 zum ersten Crash - ausgerechnet durch Vergne im Allradmodus. Er fuhr auf seinen Vordermann Mitch Evans auf und beschädigte sich dabei seinen Frontflügel. Vergne musste an die Box kommen, um den Flügel wechseln zu lassen, und fiel ans Ende des Feldes zurück. Er erhielt zudem eine 5-Sekunden-Zeitstrafe, denn auch Evans hatte Schaden am Heck genommen. Auch der zweite DS-Penske-Pilot erlebte einen Schreckmoment: Im Zweikampf mit Oliver Rowland schlug Max Günther seitlich an der Mauer an - das vorzeitige Rennende für den Deutschen! Rowland erhielt eine 5-Sekunden-Zeitstrafe für die Aktion.

Nico Müller kämpfte sich mit einem sehenswerten Überholmanöver an Sam Bird vorbei und übernahm die neunte Position. In der Spitze gab es sonst keine nennenswerten Positionswechsel. Rowland griff nun Evans an, blieb beim ersten Versuch aber noch hinter dem Jaguar-Fahrer. Eine Runde später schaffte er es und rückte auf Rang 11 vor. Pascal Wehrlein - ebenfalls außerhalb der Punkte - holte sich in Runde 13 seinen ersten Attack-Mode, tat sich jedoch schwer nach vorn zu kommen, weil neben der Ideallinie viel Staub und damit sehr wenig Grip war.

Kollision im Kampf um die Spitze

Für die meisten Fahrer lag der Fokus weiterhin auf energieeffizientem Fahren, sodass es in den Top 10 keine Überholmanöver gab, zumal bis dahin niemand der Spitzenfahrer durch die Attack-Zone fuhr. In Runde 17 war es endlich soweit: Ticktum holte sich seinen ersten Attack-Mode. Dann reagierten auch die meisten anderen Fahrer der Top 10. Es wurde nun unübersichtlich. Als auch das Führungsduo in Runde 19 den Attack-Mode holte, übernahm Edo Mortara die Führung. Dennis kam als Zweiter wieder auf die Ideallinie zurück. Eine Runde später gingen Dennis und de Vries dank der zusätzlichen Leistung wieder an Mortara vorbei.

In Runde 22 griff de Vries, der zwei Minuten mehr Attack-Mode aktiviert hatte, Dennis an. Der Brite an der Spitze hielt jedoch dagegen. Dann wurde es dramatisch: De Vries fuhr auf der Start- und Zielgeraden neben Dennis und zog beim Anbremsen aggressiv vor den Andretti-Fahrer. Dabei riss er ihm einen Teil des Frontflügels ab! De Vries übernahm zunächst die Führung, bekam jedoch später eine 10-Sekunden-Zeitstrafe für den Unfall! Dennis konnte weiterfahren. Wegen der Trümmerteile auf der Strecke musste die Rennleitung das Safety-Car auf die Strecke beordern. Leidtragender war vor allem Cassidy, der dadurch einen Großteil seines Attack-Modes verlor.

Beim Neustart in Runde 26 kam es direkt zum nächsten Kontakt bei Cassidy, der jedoch keine größeren Konsequenzen hatte. Dann kam es zu einer Kollision zwischen Rowland und Wehrlein, die beide seitlich ins Rutschen kamen, aber problemlos weiterfahren konnten. Wehrlein hatte den Briten beim Kurveneingang angeschoben. De Vries und Ticktum holten sich bereits ihren zweiten Attack-Mode. Dann reagierte auch Dennis und fiel dabei hinter Ticktum zurück. Mahindra-Doppelführung in Jakarta! Mortara war der große Gewinner der ersten Attack-Mode-Phase und lag nun virtuell vorn in Anbetracht der Strafe gegen seinen Teamkollegen.

Drama für Hughes, Dennis, Vandoorne & de Vries!

In Runde 30 blieb Jake Hughes in der Auslaufzone von Kurve 1 stehen. Die Rennleitung rief Full-Course-Yellow aus, um den Maserati zu bergen. Beim Neustart wurde es noch wilder: Dennis wurde plötzlich langsamer und fiel ans Ende des Feldes zurück - ohne ersichtlichen Grund! Dann fuhr Stoffel Vandoorne ohne sichtbare Bremswirkung mit hoher Geschwindigkeit geradeaus in die TecPro-Barriere und stieg unverletzt aus! Fast zeitgleich rollte de Vries mit einem technischen Defekt aus. Erneut wurde Full-Course-Yellow ausgerufen. Kurz zuvor hatte Ticktum die Führung vor Mortara übernommen!

Dritter war nun Sebastien Buemi, der jedoch auch eine 5-Sekunden-Zeitstrafe für einen frühen Unfall erwartete, vor Müller, Felix da Costa und Cassidy. Rowland, Barnard, Bird und Frijns komplettierten die Top 10. In Runde 34 ging es im Renntempo weiter. Mortara machte direkt Druck auf Ticktum. Alle Fahrer in den Top 10 hatten inzwischen ihre Attack-Modes absolviert. Zudem spielte das Energiemanagement durch die drei Unterbrechungen keine wirkliche Rolle mehr. Somit standen noch ein paar Runden mit "ehrlichen" Zweikämpfen bevor!

In der letzten Runde lag der Fokus auf dem Kampf um den Sieg zwischen Ticktum und Mortara. Der Kiro-Pilot verteidigte sich erfolgreich in Kurve 1, der besten Überholstelle. Ticktum konzentrierte sich, hielt dem Druck stand und holte sensationell den Sieg beim Jakarta E-Prix - der erste seiner Formel-E-Karriere! Grenzenloser Jubel in der Kiro-Box, Tränen bei Teamchef Alex Hui! Es war der erste Sieg für das Team seit dem 6. Juni 2015 vor mehr als zehn Jahren, als Nelson Piquet jr. in Moskau gewann! Mortara wurde Zweiter, Müller durch die Buemi-Strafe Dritter! Felix da Costa und Cassidy komplettierten die Top 5.

In der Gesamtwertung kletterte Ticktum auf den fünften Gesamtrang. Spitzenreiter Rowland konnte seinen Vorsprung auf Wehrlein sogar um einen weiteren Punkt ausbauen. Dritter ist Felix da Costa vor Barnard. Bei den Teams hat Porsche seine Führung ausbauen können, während Nissan in der Herstellerwertung weiterhin vorn liegt. Cupra Kiro kletterte auf den achten Gesamtrang. Das nächste Formel-E-Wochenende steht in drei Wochen am 12. und 13. Juli an. Dann gastiert die Elektroserie für ihren vorletzten "Double-Header" der Saison in der deutschen Hauptstadt Berlin auf dem Flughafengelände Tempelhof (zum Ticketverkauf).

Ergebnisse & Zeiten

Gesamtwertung (Fahrer, Teams & Hersteller)

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