Formel E: Das steht im Sportlichen Reglement für Saison 6
Tobias Wirtz
Nach dem Treffen des Weltmotorsportrats (WMSC) der FIA vor dem Swiss E-Prix waren bereits erste Details zum dort beschlossenen neuen Sportlichen Reglement durchgesickert. Inzwischen hat der Automobilweltverband das gesamte Regelwerk veröffentlicht. Nachdem wir bereits vor einigen Tagen das Technische Reglement im Detail betrachtet haben, gibt e-Formel.de dir nun einen Überblick, was uns in sportlicher Hinsicht an Neuerungen erwartet.
Artikel 5 - Meisterschaftsveranstaltungen
Sogenannte Double-Header - zwei Meisterschaftsläufe an einem Wochenende - müssen künftig nicht mehr ein identisches Format haben (mit Ausnahme von Shakedown und dem fehlenden 2. Freien Training am zweiten Renntag), sondern nur noch ein "ähnliches". Damit behält sich die FIA wohl vor, zukünftig etwas unterschiedliche Zeitpläne bei Doppelrennen festlegen zu können.
Artikel 6 - Meisterschaft
Der schnellste Fahrer jeder Qualifying-Gruppe erhält nun einen Bonuspunkt.
Artikel 12 - Offizielle
Zukünftig nominiert die FIA für jedes Rennen einen offiziellen "Starter", also eine Person, die die Startampel aktiviert. Bislang gehörte dies zu den Aufgaben des stellvertretenden Renndirektors. Dafür entfällt der Sekretär bzw. die Sekretärin der Rennkommissare.
Artikel 13 - Meldung
Einige Fristen verschieben sich in dieser Saison: Die Teilnehmer (also die Teams) müssen bis zum 19. Juli ihre Meldung bei der FIA eingereicht haben, bislang war der 6. Juli der Stichtag. Die Bekanntgabe der Teilnehmer erfolgt nun bis zum 9. September - sechs Tage später als letztes Jahr. Die Anmeldegebühr in Höhe von 50.000 Euro muss nun bis zum 4. Oktober an die FIA überwiesen werden, zuvor war es der 30. September gewesen.
Die Fahrer müssen ab sofort bis zum 22. Oktober der FIA gemeldet werden (vorher: 24. Oktober) und werden am 1. November veröffentlicht (vorher: 16. November). Dies hängt damit zusammen, dass die kommende Saison bereits am 22. November beginnen wird.
Artikel 15 - Instruktionen und Kommunikation mit den Teilnehmern
Statt auf http://fiaformulae.alkamelsystems.com stehen Ergebnisse und alle weiteren offiziellen Dokumente zukünftig unter http://results.fiaformulae.com zur Verfügung.
Artikel 16 - Zwischenfälle
Bei "strittigen Situationen mit mehr als einem beteiligten Fahrzeug" wurde der Passus gestrichen, dass eine Untersuchung immer erst nach dem Rennen erfolge. Zeitstrafen von fünf oder zehn Sekunden werden nun immer auf die Gesamtrennzeit addiert und müssen nicht mehr bei einem Boxenstopp abgesessen werden, bevor die Mechaniker am Fahrzeug arbeiten dürfen. Da Boxenstopps nach dem Wegfall des Fahrzeugwechsels in der Serie nicht mehr relevant sind, hat dies in der Praxis quasi keine Auswirkung.
Artikel 17 - Protest
Gegen die Rückversetzung eines Fahrers in der Startaufstellung infolge von drei Verwarnungen innerhalb einer Saison kann nun kein Protest mehr eingelegt werden.
Artikel 20 - Fahren
Blaue Flaggen, die einem Fahrer elektronisch auf dem Armaturenbrett angezeigt werden, sind nun mit blauen Flaggen, die dem Fahrer von den Streckenposten gezeigt werden, gleichgesetzt.
Artikel 21 - Fahrzeuglackierung
Der Name des Fahrers muss nun immer auf dem Kameragehäuse oberhalb des Überrollbügels stehen. Bislang durfte er auch stattdessen auf dem Überrollbügel angebracht sein. Die Farbe des Kameragehäuses beim ersten Fahrer eines Teams ändert sich von Rot auf "originale Karbon-Farbe" (quasi Schwarz), das Gehäuse des zweiten Fahrers eines Teams bleibt gelb.
Sollte vor dem ersten Saisonrennen eine kommerzielle Vereinbarung der Rennserie mit einem Partner eingegangen werden, so können sich die im Reglement festgelegten Platzierungen der Sponsorenlogos von offiziellen Partnern in Zukunft noch verändern. Bislang waren diese mit der Veröffentlichung des Reglements zwingend vorgeschrieben.
Artikel 22 - Testfahrten
Bei offiziellen Testfahrten während der Saison muss jedes Team nun mindestens zwei Piloten stellen - einen pro Fahrzeug.
Artikel 23 - Boxengasse
Die FIA weist keinen Bereich vor der Box eines Teams mehr aus, in dem Boxenstopps durchgeführt werden müssen. Während einer Safety-Car-Phase müssen Fahrzeuge am Ende der Boxengasse nun keine Schlange mehr bilden und in der gleichen Reihenfolge wieder hinausfahren.
Die Einschränkung, dass ein Fahrer sein Auto während eines Boxenstopps nur dann verlassen darf, wenn das Fahrzeug nicht mehr fahrbereit ist, wurde gestrichen.
Artikel 24 - Technische Abnahme und administrative Prüfungen
Die im Reglement zuvor auf 16:00 Uhr festgelegte Uhrzeit zur Durchführung von Meetings unter Vorsitz des Renndirektors (Teamleiter-Meeting und Fahrermeeting) wurde aus dem Regelwerk gestrichen.
Artikel 25 - Reifen
Die Reifen müssen in der Box jederzeit sichtbar sein und in einem vorgebenen Bereich der Box gelagert werden. Zwischen technischer Abnahme und der Auflösung der Parc-ferme-Bestimmungen nach Rennende dürfen die Räder nicht mehr gewaschen werden. Eine Reinigung der Räder darf nur vor der Garage vorgenommen werden.
Artikel 30 - Allgemeine Sicherheitsvorschriften
Fahrer müssen nach einem Zwischenfall auf der Strecke bis zum Eintreffen der Marshals im Auto sitzen bleiben, außer es besteht akute Gefahr. Die biometrischen Fahrerhandschuhe müssen ab sofort immer verbunden sein. Zuvor mussten die Teams lediglich "so viel wie möglich tun", damit sie funktionieren. Fahrer und Teampersonal dürfen die Strecke nur noch während des offiziellen Trackwalks betreten.
Artikel 31 - Trainings
Der Passus, dass bei einer Trainingsunterbrechung ausschließlich im Qualifying die Uhr angehalten wird, wurde gestrichen.
Artikel 32 - Freies Training
Der Shakedown musste bislang aus sechs Runden hinter dem Safety-Car oder einem 30 Minuten langen Freien Training mit maximal sechs Runden bestehen. Ab der kommenden Saison ändert sich die zweite Option, stattdessen besteht der Shakedown dann nur noch aus 15 Minuten Freiem Training und drei Runden.
Nach dem Ende des Freien Trainings dürfen die Fahrer Trainingsstarts an der Startampel machen, anstatt direkt in die Box zurückfahren zu müssen. Dies wurde bislang zwar schon so gehandhabt, stand jedoch noch nicht im Reglement.
Artikel 33 - Qualifying
Fahrer, die bislang nicht an der Meisterschaft teilgenommen haben, werden aufsteigend nach ihrer Startnummer in die letzten Qualifying-Gruppen einsortiert. Die Option, die schnellste Rundenzeit eines Fahrers zu streichen, wenn dieser eine Full-Course-Yellow-Phase ausgelöst hat, wurde gestrichen. In der Praxis sorgten Zwischenfälle im Qualifying immer für eine rote Flagge.
Der Renndirektor kann nun Ausnahmen benennen, dass ein Fahrer bei seiner Runde zurück in die Box nicht innerhalb von 120 Prozent seiner gezeiteten Runde bleiben muss. Denkbar, dass Fahrer auf Anweisung dann nachfolgende Piloten auf ihrer schnellen Runde an bestimmten Stellen auf der Strecke passieren lassen müssen.
Der Hinweis darauf, dass ein Fahrer auf seine Super-Pole-Runde gehen darf, wird nun mit dem Live-Timing übermittelt. Zuvor war von einem "hörbaren Signal" die Rede.
Artikel 35 - Startaufstellung
Die Regel, dass jeder Startplatz acht Meter hinter dem nächstvorderen Startplatz liegen muss, wurde gestrichen.
Artikel 37 - Rennen
Die komplette Zeit des Attack-Modes muss während eines Rennens verwendet werden. Die Aktivierung hinter dem Safety-Car oder in einer Full-Course-Yellow ist nicht mehr erlaubt.
Für jede volle Minute hinter dem Safety-Car oder in einer Full-Course-Yellow-Phase wird eine Kilowattstunde von der verfügbaren Energie im Fahrzeug abgezogen. Dies gilt nicht, wenn das Rennen hinter dem Safety-Car oder in der Full-Course-Yellow endet. Der Renndirektor hat jedoch das Recht, den Energieabzug auszusetzen, sollte ihm dies notwendig erscheinen.
Artikel 38 - Safety-Car
Hinter dem Safety-Car müssen nun alle Fahrzeuge einen Maximalabstand von zehn Fahrzeuglängen zum vorausfahrenden Fahrzeug einhalten. Durchfahrtsstrafen und Stop-and-Go-Strafen dürfen während des Safety-Cars nicht mehr abgesessen werden.
Artikel 41 - Rennfortsetzung nach einer Unterbrechung
Drei Minuten vor dem Restart (und damit eine Minute früher als bislang) dürfen sich alle Fahrzeuge zwischen dem Safety-Car und dem Führenden zurückrunden. Fahrer dürfen hinter dem Safety-Car jetzt nicht mehr Überholen, um die ursprüngliche Reihenfolge vor der Rennunterbrechung wieder herzustellen.
Artikel 42 - Rennende
Fahrzeuge müssen die Ziellinie auf der Strecke überqueren, um gewertet zu werden. In der Boxengasse kann man somit nicht mehr abgewunken werden.
Artikel 43 - Parc ferme
Unter Parc-ferme-Bedingungen darf ein Fahrzeug mit Genehmigung der Rennkommissare nun geladen werden. Diese Regeländerung wurde vorgenommen, nachdem Sebastien Buemi beim Sanya E-Prix wegen dieses Verbotes aus der Boxengasse starten musste. Sein Auto durfte vor dem Rennen nicht aufgeladen werden, da nach Ende des Qualifyings eine Untersuchung wegen eines nicht regelkonformen Bremssystems im Parc ferme durchgeführt wurde. Somit schaffte es Buemi nicht mehr rechtzeitig in die Startaufstellung.
Das gesamte Sportliche Reglement, das die FIA wie immer zweisprachig auf Französisch und Englisch veröffentlicht hat, findest du online zum Download.
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben