Formel E: Dennis gewinnt Sonntagsrennen in Rom, Evans & Cassidy schießen sich gegenseitig ab
Timo Pape
Jake Dennis hat das Sonntagsrennen der Formel E in Rom gewonnen. Von Startplatz 1 führte der Andretti-Pilot jede Runde an, drehte die schnellste Runde und brachte sich in eine sehr gute Ausgangslage für den Titelkampf. Denn: In der Frühphase nahmen sich seine Hauptrivalen - Mitch Evans und Nick Cassidy - gegenseitig aus dem Rennen und gingen leer aus. Das Podium komplettierten sensationell Norman Nato im Nissan sowie Sam Bird für Jaguar.
Pole-Sitter Dennis erwischte einen guten Start und machte früh die Innenbahn gegen Cassidy zu. Auch dahinter blieb zunächst alles wie gehabt. Vor Kurve 8 setzte jedoch Norman Nato überraschend zum Angriff gegen Cassidy an und übernahm Platz 2. Nur einen Umlauf später konterte der WM-Führende in Kurve 4. Nato verlor dabei an Schwung und musste auch Mitch Evans passieren lassen, der damit folglich Dritter war.
Off the start Nato puts pressure on Cassidy! @Hankook_Sport #RomeEPrix pic.twitter.com/buBq8ZWo3a
— ABB FIA Formula E World Championship (@FIAFormulaE) July 16, 2023
In Runde 2 dann der Schock für alle Formel-E-Fans: Evans verlor beim Bremsen vor Kurve 7 die Kontrolle, rutschte ins Heck seines Titelrivalen Cassidy und stieg spektakulär am linken Hinterrad seines Landsmannes auf. Der Jaguar landete auf dem Kunden-Jaguar von Envision! Beide Fahrzeuge blieben zunächst mit Schäden stehen, konnten sich jedoch an die Box retten. Dahinter kam es durch den Ziehharmonika-Effekt zu einigen Auffahrunfällen, unter anderem für beide McLaren, Jean-Eric Vergne und Pascal Wehrlein. Das Safety-Car kam auf die Strecke.
OH NO!!!!! ?
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Mitch Evans goes into the back of Nick Cassidy and ends up ON TOP of the Envision Racing driver!
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Nach einer kurzen Unterbrechung ging es weiter. Die Reihenfolge der Top 5 in Runde 4: Dennis, Nato, Sam Bird, Dan Ticktum und Edo Mortara. Wehrlein war trotz des Kontakts auf Rang 8 vorgespült worden. Cassidy fuhr auf Position 17 weiter, Evans beendete das Rennen nach einem gescheiterten Reparaturversuch endgültig. Ein schwerer Rückschlag im WM-Kampf für den Samstagssieger, jedoch ebenso für den schuldlosen Cassidy. Dennis hingegen war nun in einer guten Position bei seiner Mission Titeljagd.
Bird macht Jagd auf Dennis
In Runde 6 berührte Nato bei einem übermütigen Move mit der Front das linke Hinterrad von Dennis. Dabei beschädigte sich der Nissan-Pilot seinen Frontflügel, der fortan lose herunterhing, aber bis zum Rennende halten sollte. Nato holte sich etwas später seinen ersten Attack-Mode und fiel dadurch hinter Bird zurück. Antonio Felix da Costa verbremste sich in Kurve 7 und musste in der Auslaufzone wenden. Dadurch rutschte der Porsche-Fahrer auf Rang 15 ab. Sebastien Buemi holte sich mit einem guten Manöver Platz 5 von Ticktum.
Bird machte nun Druck auf den Führenden Dennis und griff mehrfach an. Der Andretti-Fahrer verteidigte sich jedoch gut und sparte - wo möglich - Energie. Bird zählte bereits jetzt zu den Fahrern mit der meisten Restenergie im Feld: Der Jaguar-Pilot hatte bis Runde 12/24 schon zwei Prozent mehr Energie gespart als Dennis. Dann krachte es weiter hinten im Feld: Lucas di Grassi schlug an und musste seinen Mahindra mit einem Schaden vorne rechts abstellen. Felix da Costa hatte ihn in Kurve 7 seitlich in die TecPro-Barriere gedrückt.
Bird holte sich spät seinen ersten Attack-Mode und fiel auf Platz 4 hinter Buemi zurück. Eine Runde später reagierten Dennis und Nato und fuhren ihrerseits durch die Attack-Zone. Beide (!) kamen vor Bird zurück auf die Strecke. Hinter dem Trio, das nach wie noch nah beisammen lag, folgten Buemi, Edo Mortara und Max Günther. Dann holte auch Buemi seinen Attack-Mode und fiel hinter die beiden Maserati zurück, die jedoch eine Runde später ebenfalls ihre Zusatzleistung aktivierten. Mortara schaffte es letztlich aber, vor Buemi zu bleiben.
Ruhige Schlussphase, Nato rettet sich
In den nächsten Minuten beruhigte sich das Rennen, es gab kaum nennenswerte Situationen. Roberto Merhi schied aus, der Grund dafür war jedoch nicht ersichtlich. Dennis fuhr ungefährdet an der Spitze vor Nato und Bird. Wehrlein war in Runde 21 Siebter, Cassidy 13. Der Neuseeländer beschwerte sich, dass ihm Hughes ins Heck gerutscht sei, was im TV aber nicht zu sehen war. Andretti gab seinem Topfahrer durch, dass es trotz Safety-Car-Phase keine Rennverlängerung geben würde und er somit bedenkenlos um die schnellste Rennrunde kämpfen dürfe - was ihm am Ende auch gelingen sollte.
Nato verteidigte sich wie ein Löwe, obwohl sein Nissan deutlich mehr Strom als der Jaguar von Bird hinter ihm verbrauchte. Er sollte Platz 2 tatsächlich ins Ziel bringen - mit 0,0 Prozent verbliebener Energie. Etwas weiter vorn sicherte sich Dennis seinen zweiten Saisonsieg - der erste seit dem Saisonstart in Mexiko - und machte damit einen wichtigen Schritt in Richtung WM-Titel! Bird wurde Dritter vor Mortara, Buemi, Günther und Wehrlein. Cassidy drückte in der letzten Runde noch Andre Lotterer in die Streckenbegrenzung, dessen Frontpartie dabei zerstört wurde. Auch Sergio Sette Camara fiel noch kurz vor Schluss aus.
In der Fahrerwertung der Formel E hat Dennis die Führung übernommen und liegt vor seinen beiden Heimrennen in London - traditionell ein gutes Pflaster für ihn - 24 Punkte vor dem Zweitplatzierten Cassidy. Weitere 20 Zähler dahinter folgt Evans, abermals fünf Punkte dahinter Wehrlein. Evans und Wehrlein haben damit nur noch überschaubare Chancen auf die Weltmeisterschaft. Bei den Teams konnte Envision seine Führung vor Porsche auf 14 Punkte ausbauen. Nissan holte 18 Zähler auf McLaren auf, blieb aber Achter.
Das nächste Formel-E-Rennen - der finale "Double-Header" der Saison 2023 - findet in zwei Wochen statt. Am 29. und 30. Juli gastiert die Elektroserie in London.
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