Formel E: Die große Vorschau zum Mexico City E-Prix 2019
Tobias Bluhm
Die Formel E ist zurück zur Rennsport-Fiesta in Mexiko: Nach einem packenden Saisonauftakt in Diriyya, Marrakesch und Santiago kehrt die Elektroserie am kommenden Samstag, dem 16. Februar, in das bei Fans und Fahrern beliebte Autodromo Hermanos Rodriguez zurück. Von Disqualifikationen des Rennsiegers, Kollisionen im Kampf um die Führung und strategischen Poker-Zügen bot jedes der bislang drei Mexiko-Rennen Spannung und Kontroverse. Und auch 2019 könnte der Lauf in der mexikanischen Hauptstadt - das lässt der Saisonauftakt bereits vermuten - durchaus denkwürdig werden.
In den bisherigen drei Rennen der laufenden Saison siegten drei verschiedene Fahrer. Derzeit spricht nichts dagegen, dass am Wochenende noch ein vierter Pilot dazukommen könnte. DS, Audi, Virgin, BMW und Mahindra etablieren sich an der Spitze der Meisterschaft schon jetzt im Titelkampf, während sich Nissan, Jaguar und Dragon direkt dahinter um die beste Verfolgerposition duellieren. Vor dem Mexico City E-Prix liegt abermals eine Menge Spannung in der Luft.
Stadt, Land, Fluss…
Mexiko-Stadt ist die Hauptstadt von Mexiko. Sie gehört mit ihren rund 22 Millionen Einwohnern im Ballungsraum zu den größten Metropolregionen der Welt. Die Stadt am Fuße des Popocatepetl-Vulkans hat sich in den vergangenen Jahren zum wohl wichtigsten wirtschaftlichen Zentrum in Mittelamerika entwickelt, blickt aber zugleich auf eine lange Geschichte zurück.
Während das Erbe der Azteken, die die Stadt einst im 14. Jahrhundert gründeten, auch weiterhin in vielen Distrikten erkennbar bleibt, verschmelzen in Mexiko-Stadt die lateinamerikanische und die europäische Kultur wie kaum irgendwo sonst. Mit der Basilica de Guadalupe steht das weltweit zweithäufigst besuchte Ziel für katholische Pilger in Mexiko-Stadt, direkt hinter dem Vatikan. Aber auch Museen - allen voran das Nationale Museum für Anthropologie -, Parks und Paläste sorgen für ein einzigartiges, geschäftiges und vor allem kunstvolles Stadtbild.
Was seit dem letzten Saisonlauf passierte
Der spektakuläre Santiago E-Prix war nur ein Vorbote für das, was in der Zeit zwischen den Rennen in Chile und Mexiko passierte. Bei GEOX Dragon Racing übernimmt Felipe Nasr überraschend das Cockpit des Deutschen Maximilian Günther, dessen Formel-E-Saison 2018/19 nach nur drei Rennen weitestgehend beendet zu sein scheint. Einzig beim E-Prix in Rom, wenn Nasr voraussichtlich in der IMSA-Sportwagenmeisterschaft in Long Bach antreten muss, soll Günther noch Chancen auf eine einmalige Rückkehr haben. Für Nasr, der 2015 und 2016 insgesamt 39 Grands Prix in der Formel 1 fuhr, wird der Mexico City E-Prix zur Premiere in der Formel E.
In London wurde zudem eine erste Ableger-Serie der Formel E vorgestellt. Die neue Elektro-Rennklasse "Extreme E" soll ab 2021 mit vollelektrischen SUVs auf Offroad-Strecken in aller Welt an den Start gehen, um auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen. Beeindruckend: Das gesamte Fahrerlager ist auf einem Schiff, der RMS St. Helena, untergebracht. Alle Infos zu Extreme E findest du auf unserer neuen Themenseite.
Zeitplan 2019 (alle Angaben in MEZ)
14:30 - 15:15 Uhr - 1. Freies Training
17:00 - 17:30 Uhr - 2. Freies Training
18:45 - 19:50 Uhr - Qualifying
23:03 - 00:00 Uhr - Rennen (45 min + 1 Runde)
Zusätzliche zur Formel E absolviert auch die Jaguar I-Pace eTrophy in Mexiko ihren zweiten Saisonlauf. Um 15:30 Uhr deutscher Zeit trägt die Serie im Formel-E-Rahmenprogramm auf derselben Strecke ihr Qualifying aus. Rennstart des knapp halbstündigen Rennens (25 Minuten +1 Runde) ist um 21:00 Uhr deutscher Zeit, live zu sehen im Stream auf ran.de.
Strecke
Das Autodromo Hermanos Rodriguez ist in der Zeit seit dem ersten Rennen 2015 zu einer festen Konstante im Formel-E-Kalender avanciert. Auf keiner Piste wurden mehr Rennen ausgetragen. Einzig der Berlin E-Prix - wenn auch auf unterschiedlichen Strecken - findet noch länger als das Mexiko-Rennen statt. Der Kurs ist vielen Fans bereits aus der Formel 1 ein Begriff. Schließlich nutzt auch die "Königsklasse" die geschichtsträchtige Strecke in Mexiko, wenn auch in einer längeren und schnelleren Variante.
Die Formel E nutzt hingegen eine kürzere Version über 2,093 Kilometer, die besser auf die wendigen Elektrofahrzeuge zugeschnitten ist. Highlight der Runde ist, neben der langen und schnellen Kurve 2, ohne Frage die Fahrt durch das ehemalige Baseball-Stadion, auf dessen Tribünen erwartungsgemäß mehrere Tausend Fans ihre Lieblinge anfeuern werden. Im Stadion befindet sich auf der Innenbahn zwischen Kurve 8 und 9 zudem die Attack-Zone, in der die Fahrer ihren Attack-Mode (225 kW statt 200 kW) aktivieren können.
Insgesamt lauern in Mexiko-Stadt 17 Kurven auf die Fahrer, von denen mehrere zu einem Überholmanöver einladen. In der Vergangenheit sahen wir an nahezu jeder Stelle des Kurses teils waghalsige Manöver. Als besonders beliebt werden sich jedoch wohl erneut die Kurven 1, 3, 6 und 14 entpuppen.
Formel E im TV bei Eurosport & im ZDF-Online-Stream
Nach zwei Rennen "Qualifying-Pause" können Formel-E-Fans in Deutschland am Samstag endlich wieder auch die Qualifikation im Free-TV verfolgen. Eurosport überträgt das Zeitfahren um die Startpositionen mit einer leichten Verzögerung ab 19 Uhr im Fernsehen. Auch das Rennen strahlt der Sportsender ab 23 Uhr wie gewohnt live aus. Erneut bietet das ZDF zudem einen kostenlosen Online-Stream an, in dem der E-Prix ab 22:40 Uhr im Anschluss an einen kurzen Vorbericht ebenfalls übertragen wird.
Die beiden Freien Trainings sind wie gewohnt im englischsprachigen Live-Stream über die offiziellen YouTube- und Facebook-Kanäle der Formel E im Internet zu sehen - wir bieten dir das Live-Streaming wie immer auf e-Formel.de an. Auch im kostenpflichtigen Eurosport Player ist die Formel E mit all ihren Sessions zu verfolgen.
Traditionsgemäß bietet e-Formel.de zu jeder Session einen Live-Ticker an, der sich ideal als Second-Screen während der Fernsehübertragungen eignet oder dich mit allen Informationen versorgt, wenn du die Sessions nicht im Live-Bild verfolgen kannst. Auch über unseren hauseigenen WhatsApp-Formel-E-Newsletter verpasst du nichts aus Mexiko-Stadt - melde dich noch heute an!
Wetter
Sehr zur Freude der Formel-E-Fahrer erreicht das Thermometer in Mexiko nicht die Temperaturen, die die Elektroserie zuletzt in Chile vorfand. Bei sonnigen 26 Grad Celsius kommt aber durchaus Sommerstimmung auf. Wetterdienste vermelden derzeit bis zu elf Sonnenstunden, einen wolkenlosen Tag und eine Regenwahrscheinlichkeit von null Prozent. Bestes Rennwetter für den Mexico City E-Prix 2019!
Mexiko: Fast Facts
- Wenngleich die Formel E in Mexiko auf einem permanenten Rennkurs fährt, befindet sich die Piste dennoch im Zentrum von Mexiko-Stadt. Mehr als 20 Millionen Menschen leben in der mexikanischen Hauptstadt - fünfeinhalbmal so viele Einwohner wie in Berlin, die größte Stadt Deutschlands.
- Wie schon in Diriyya und Marrakesch findet auf dem Mexiko-Kurs am Tag nach dem E-Prix ein "In-Season-Testtag" statt, bei dem die Teams Daten für ihre Fahrzeuge sammeln können. Der Mexiko-Test ist der letzte Testtag dieser Saison.
- Das Autodromo Hermanos Rodriguez ist benannt nach den Rennfahrer-Brüdern Pedro und Ricardo Rodriguez und befindet sich auf dem Gelände eines für die Olympischen Spiele 1968 errichteten Sportkomplexes, zu dem auch das Baseball-Stadion "Foro Sol" gehört.
- Mexiko-Stadt wurde 1325 von den Azteken auf einer Insel im Texcoco-See am Fuße des Popocatepetl gegründet. Der See ist inzwischen ausgetrocknet. Dennoch sinkt die Stadt weiter und weiter ab - allein neun Meter im vergangenen Jahrhundert.
- Ein Formel-E-Auto ist so schwer wie rund 64 Exemplare des Xoloitzcuintle - der Nationalhund Mexikos, der es nur wegen seines unaussprechlichen Namens in unsere Faktenliste geschafft hat.
Tobi Bluhms Prognose
Zugegeben: In meiner letzten Rennvorschau habe ich DS Techeetah die eindeutige Favoritenrolle zugeschrieben und bin mit dieser Annahme krachend gescheitert. Jean-Eric Vergne und Andre Lotterer nahmen sich über den Mittelsmann Antonio Felix da Costa (BMW) in Santiago gewissermaßen selbst aus dem Rennen, als sie nach einem schlechten Qualifying-Ergebnis um den Anschluss an die Top-10-Ränge kämpften und kollidierten. Natürlich wäre es ohne den Nachteil der Startposition in Qualifying-Gruppe 1 wohl nicht zum Unfall gekommen. Doch trotz aller Ausreden und Einwände sammelte das französisch-chinesische Team in Chile das erste Mal seit dem Paris E-Prix 2017 null Punkte für die Meisterschaft - an dieser Feststellung führt kein Weg vorbei. Stattdessen ging der Sieg an Virgin-Fahrer Sam Bird, der sich zwischenzeitlich als Gesamtführender in der Fahrerwertung etablieren konnte.
In den ersten drei Rennen der Formel-E-Saison 2018/19 gab es damit drei verschiedene Rennsieger von drei verschiedenen Teams: BMW, Mahindra und Virgin. Aber auch die direkte Konkurrenz in Form von DS, Audi und Nissan hat weiterhin durchaus gute Aussichten auf einen Sieg in diesem Jahr. Die Formel E ist nach dem packenden Santiago E-Prix spannender denn je, denn gut die Hälfte des Feldes hat nach einem passablen Qualifying-Ergebnis realistische Chancen auf den Rennsieg.
Im Anschluss an die Top-Teams duellieren sich Dragon, Jaguar und vielleicht auch schon HWA auf Augenhöhe. Knapp dahinter stehen derzeit Venturi und NIO. Gerade dieser knappe Konkurrenzkampf ist es, der die Formel E in diesem Jahr so spannend macht. Wer den Mexico City E-Prix 2019 verpasst, ist also selbst schuld. "It's anyone's game", wie der Engländer sagt - jeder kann es schaffen. Es wäre höchste Zeit für den ersten DS-Erfolg des Jahres (wie wäre es mit einem ersten Rennsieg für Andre Lotterer?), aber auch Audi lauert nach dem Sieg des Kundenteams in Chile auf den ersten großen Pokal 2019. Kurzum: Die Ausgangssituation könnte kaum vielversprechender sein. Freuen wir uns auf einen packenden E-Prix in Mexiko-Stadt!
Reminder: e-Formel.de bietet auch in der Saison 2018/19 ein Tippspiel zur Formel E an. Wer bei unserer kostenlosen Community-Tippspiel-Runde mitmachen möchte, hat noch bis zum Wochenende Zeit, seine Tipps abzugeben oder sich gegebenenfalls neu anzumelden.
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben