Formel E in Saudi-Arabien: De Vries & Vandoorne feiern Mercedes-Doppelsieg beim Saisonauftakt 2022
Timo Pape
Der amtierende Formel-E-Champion Nyck de Vries hat den Saisonstart 2022 in Saudi-Arabien gewonnen. Gemeinsam mit Teamkollege Stoffel Vandoorne sicherte er seinem Arbeitgeber Mercedes-EQ sogar einen Doppelsieg zum Auftakt. Dritter wurde Jake Dennis im BMW-angetriebenen Andretti-Fahrzeug. Die drei deutschen Fahrer landeten knapp außerhalb der Punkte auf den Positionen 11, 12 und 13.
Der Start hätte für Mercedes kaum besser laufen können: Stoffel Vandoorne verteidigte souverän seine Pole-Position, und Teamkollege Nyck de Vries überholte noch vor der ersten Rechtskurve Jake Dennis - frühe Doppelführung für die "Silberpfeile"! Antonio Felix da Costa fing sich im Startgetümmel einen Schaden ein und musste bereits in Runde 1 aufgeben. Ansonsten ging es relativ gesittet zu.
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In den ersten Runden blieb das Feld sehr eng zusammen - die Top 3 innerhalb von einer Sekunde Abstand. Dann setzte Lucas di Grassi zum Angriff gegen Sam Bird an und überholte den Jaguar-Piloten. Der Brasilianer fuhr in seinem neuen Venturi demnach bereits als Fünfter hinter den beiden Mercedes-Fahrern, Jake Dennis und Andre Lotterer. Nach fünf Runden schnappte sich di Grassi zwischenzeitlich auch den Porsche-Piloten, weil sich Lotterer als Erster seinen ersten von zwei obligatorischen Attack-Modes holte.
In der Folge fuhren zahlreiche Fahrer durch die Attack-Zone. Die Positionen in der Spitzengruppe änderten sich dadurch jedoch nicht.
Unfall von Oliver Rowland bringt Safety-Car auf den Plan
Dann krachte es: Oliver Rowland verlor im Zweikampf mit Robin Frijns seinen Mahindra und schlug rückwärts in die TecPro-Barriere von Kurve 17 ein. Der Brite blieb unverletzt. Zuvor hatte Rowland zunächst Frijns in die Mauer gedrückt, dann schob der Niederländer den Mahindra-Fahrer an, woraufhin sich dieser drehte. Im Nachgang sprach die Rennleitung Strafen gegen beide aus: Frijns musste noch während des Rennens einmal durch die Boxengasse fahren, Rowland wird am Samstag um drei Startplätze rückversetzt.
Die Rennleitung beorderte zum ersten Mal in der neuen Saison 2022 das Safety-Car auf die Strecke - Premiere also für den neuen Porsche Taycan. Der Diriyya E-Prix bleibt damit bei einer Safety-Car-Wahrscheinlichkeit von 100 Prozent. Zudem sollte dadurch zum Rennende hin erstmals die neue "Nachspielzeit" zum Tragen kommen.
Mit rund 27 verbleibenden Minuten auf der Uhr ging es schließlich weiter. Während sich die beiden Mercedes um circa zwei Sekunden absetzen konnten, machte Lotterer Druck auf Dennis und bewaffnete sich bereits mit seinem zweiten Attack-Mode. Die drei Fahrer hinter ihm taten es ihm gleich. Dann leistete sich Spitzenreiter Vandoorne einen folgenschweren Fehler: Der Belgier erwischte die Attack-Zone nicht richtig und verlor dadurch die Führung an de Vries. Eine Runde später holten sich beide Mercedes zeitgleich ihren zweiten Attack-Mode.
Lotterer behauptet Platz 3 gegen Dennis
Lotterer ging an Dennis vorbei, als dieser durch die Attack-Zone fuhr, und verteidigte sich eine Runde später am Ende der langen Geraden mit "harten Bandagen". So konnte er den Andretti-Fahrer hinter sich halten, wenngleich sich Dennis anschließend beschwerte, Lotterer habe zweimal die Spur gewechselt. Lotterer jetzt nichtsdestotrotz auf Podiumskurs.
How close is too close? ?
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Di Grassi verlor durch den Attack-Mode eine Position gegen Bird, die er einst gewonnen hatte. Zur Rennhalbzeit gab es bereits ein "bereinigtes Klassement" in der Spitzengruppe: De Vries vor Vandoorne, Lotterer, Dennis und Bird. Pascal Wehrlein hatte sich zu diesem Zeitpunkt auf Position 8 vorgearbeitet. Max Günther fuhr an zehnter Stelle.
Nach einer halben Stunde wagte Dennis den Angriff auf Lotterer, bremste aber zu spät und musste einen größeren Bogen durch die Auslaufzone fahren. Dadurch drohte ihm folglich ein Angriff von Bird, der nun direkt hinter seinem Landsmann fuhr. Die beiden Mercedes-Piloten profitierten von den Duellen hinter ihnen und bauten ihre Führung auf mehr als sechs Sekunden aus.
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Dennis revanchiert sich, Lotterer wird durchgereicht
Zehn Minuten vor Ablauf der Zeit setzte sich Dennis schließlich doch noch in Kurve 18 gegen Lotterer durch - ein packender Zweikampf, bei dem beide Kontrahenten aneinandergerieten. Dennis beklagte am Teamfunk zunächst einen Plattfuß, konnte sich aber trotzdem schnell absetzen. Lotterer sah sich nun den Angriffen der Kampfgruppe hinter ihm ausgesetzt: Bird, di Grassi und Cassidy. Nach fünf Minuten, in denen übrigens weltweit das Tonsignal der TV-Übertragung ausfiel, zog Bird am Deutschen vorbei, wenige Kurven später auch di Grassi, und schließlich auch Cassidy.
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Als die Uhr auf drei verbleibende Minuten schaltete, addierte die Rennleitung 5:15 Minuten Nachspielzeit - ein Ausgleich für die Zeit hinter dem Safety-Car. Lotterer verlor indes immer mehr an Boden. Inzwischen waren die nächsten Rivalen hinter ihm. Zunächst ging Edo Mortara am Porsche vorbei. Im Kampf um den Sieg holte Dennis zwar auf die beiden Mercedes auf, doch der Abstand zwischen ihm und Vandoorne betrug fünf Minuten vor dem Ende immer noch mehr als drei Sekunden.
In den letzten Minuten lieferten sich vor allem noch Jean-Eric Vergne und Mitch Evans ein sehenswertes Duell - unter anderem mit FANBOOST-Einsatz von Evans. Vergne blieb jedoch vor ihm auf Rang 8. Auch der Kampf um Platz 4 war noch spannend, doch die Kampfgruppe um Sam Bird war auf einem sehr ähnlichen Energielevel unterwegs.
Mercedes lässt nichts anbrennen
Die beiden Mercedes-Fahrer ließen indes nichts mehr anbrennen: Meister Nyck de Vries sicherte sich zum zweiten Mal in Folge den Auftaktsieg einer Formel-E-Saison. Dennis wurde mit mehr als acht Sekunden Rückstand Dritter. Bird verteidigte sich gerade so noch gegen di Grassi und brachte Rang 4 ins Ziel, doch Cassidy verlor auf den letzten Metern noch eine Position gegen Mortara. Somit vier Mercedes-Fahrzeuge auf den ersten sechs Plätzen!
In der Gesamtwertung hat Mercedes mit 46 WM-Punkten einen perfekten Tag zum Saisonstart erwischt, schließlich gibt es den Zusatzpunkt für den Gruppensieg im Qualifying nicht mehr, den sonst Robin Frijns gewonnen hätte. In der Teamwertung rangiert das Mercedes-Kundenteam Venturi nach Rennen 1 auf dem zweiten Platz, Andretti ist Dritter. Bemerkenswert außerdem: Oliver Askew landete bei seinem Formel-E-Debütrennen auf dem neunten Platz und sammelte somit auf Anhieb zwei Meisterschaftspunkte.
Am Samstag geht es in der Formel E bereits mit dem zweiten Saisonlauf weiter. Startzeit ist abermals um 18 Uhr (MEZ). e-Formel.de begleitet den gesamten Rennsamstag wie gewohnt mit Berichten, Analysen, Streams und unserem beliebten Liveticker.
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