Formel E

Formel E: Dominator Max Günther & Maserati MSG Racing siegen im Sonntagsrennen von Jakarta

Timo Pape

Timo Pape

Max-Günther-Maserati-Jakarta-2023

Max Günther hat sein fantastisches Formel-E-Wochenende in Jakarta mit einem Sieg im Sonntagsrennen gekrönt. Der Deutsche dominierte den Rest des Feldes und bescherte Maserati den ersten Sieg in einer Formelserie seit Juan Manuel Fangio im Jahr 1957. Jake Dennis (Andretti) und Mitch Evans (Jaguar) komplettierten das Podium. Da Nick Cassidy leer ausging, eroberte Pascal Wehrlein im Porsche als Sechster die WM-Führung zurück.

Schon vor dem Start hatte es zwei Hiobsbotschaften gegeben: Zunächst konnte Sergio Sette Camara nicht aus seiner Box fahren. "Wir haben derzeit ein zeitweiliges elektrisches Problem mit Wagen Nr. 3. Unser Team arbeitet mit Hochdruck an der Lösung des Problems", meldete Nio 333 via Twitter. Sette Camara sollte jedoch nicht starten können. Dann musste auch Jaguar kurzfristig reagieren: Zwei Mechaniker schoben das Auto von Sam Bird rückwärts durch die Startaufstellung zurück in die Boxengasse. Auch der Brite konnte nicht starten. Dann ging es für alle anderen los.

Wie schon am Samstag kam die linke Seite der Startaufstellung auf der sauberen Spur deutlich besser weg. Max Günther konnte seine Führung somit problemlos verteidigen. Jake Dennis machte frühzeitig die Innenbahn gegen Stoffel Vandoorne zu und blieb damit Zweiter. Mitch Evans beendete die erste Runde auf der dritten Position vor Sacha Fenestraz, der einen Platz gegen Vandoorne gewonnen hatte. Pascal Wehrlein verlor einen Rang an Edo Mortara und war damit nur noch Siebter. Unfälle gab es in der Startphase nicht.

Günther holte in Runde 4 als erster Pilot der Spitzengruppe seinen ersten von zwei Attack-Modes und fiel auf Platz 3 hinter Evans zurück. Eine Runde später tat es ihm Dennis gleich, kam jedoch vor Günther zurück auf die Ideallinie! Evans damit in Führung vor Dennis und Günther, allerdings nur für einen Umlauf, bis er selbst den Attack-Mode aktivierte. Er war anschließend wieder Dritter. Dennis nun "bereinigt" in Führung. Fenestraz verlor zwei Positionen gegen Vandoorne und Mortara, die nun die Top 5 vervollständigten.

Ausfall nach Mauerkontakt für David Beckmann

In Runde 7 musste David Beckmann mit beschädigter Radaufhängung an die Box kommen und seinen Andretti abstellen. Er war mit einem Konkurrenten aneinandergeraten und anschließend seitlich gegen die TecPro-Barriere gerutscht. In Runde 9 griff Evans in Kurve 1 Günther an und ging am Maserati-Fahrer vorbei! Fast gleichzeitig überholte direkt dahinter Mortara den DS von Vandoorne. Die Maserati-Fahrer lagen nun auf den Positionen 3 und 4.

Eine Runde später konterte Günther mit einem sehenswerten Angriff gegen Evans und setzte sich gegen den Jaguar-Fahrer durch. Damit lag er wieder direkt hinter dem Führenden Dennis. Die Zuschauer:innen erlebten eine umkämpfte und spannende Anfangsphase. Wehrlein hielt sich bis dahin aus allen Zweikämpfen heraus und folgte Fenestraz, der als einziger Fahrer der Top 10 einen leichten Energienachteil hatte. Günther machte derweil weiter Druck auf Dennis und zeigte sich immer wieder. Ähnlich machte es Mortara gegen Evans, der sich somit auf die Verteidigung konzentrieren musste.

Sebastien Buemi geriet im Duell um Platz 11 mit Jake Hughes aneinander. Ein paar Autoteile flogen durch die Luft, doch anscheinend nahm keines der beiden Autos größeren Schaden. Jean-Eric Vergne hingegen erlitt einen Schaden am Frontflügel und fiel nach 14 Runden plötzlich zurück. Er steuerte die Box an, ließ seinen Flügel tauschen und fuhr wieder auf die Strecke. In Runde 15 holte sich Dennis seinen zweiten Attack-Mode mit einer Dauer von sechs Minuten. Er fiel hinter Evans zurück, machte jetzt aber folgerichtig Druck auf den Neuseeländer.

WM-Spitzenreiter Cassidy crasht

Eine Runde später erkannte Günther seine Chance, weil Dennis hinter Evans etwas Zeit verloren hatte. Er fuhr durch die Attack-Zone und kam tatsächlich vor Dennis zurück auf die Strecke - der vielleicht rennentscheidende Move! Evans führte das Feld nun wieder an und bremste den Zug hinter sich aus. Als Günther am Ende der Start-/Zielgeraden früh vom Strompedal ging, um Energie zu rekuperieren, griff Dennis an. Er setzte sich neben den Deutschen, blieb letztlich aber dahinter. Evans holte sich ebenfalls seinen Attack-Mode und fiel auf Rang 3 zurück - Günther wieder vorn.

Dann der Schock für Envision: WM-Spitzenreiter Nick Cassidy verschätzte sich beim Anbremsen vor der vorletzten Kurve und touchierte mit dem Frontflügel das Hinterrad von Wehrlein. Sein Flügel ging dadurch zu Bruch. Er blieb zunächst auf der Strecke stehen und fuhr wenig später zur Reparatur an die Box. Nach kurzem Stopp konnte er weitermachen, wurde am Ende aber nur 18.

Vandoorne ging mit einem beherzten Manöver an Wehrlein vorbei, der nun an Position 5 fuhr. Buemi hatte abermals Kontakt mit einem McLaren, als er aus der Attack-Zone zurückkehrte - diesmal mit Rene Rast. Keines der beiden Fahrzeuge nahm Schaden, Buemi blieb als Zehnter vorn. Die Spitzengruppe zog sich in dieser Phase des Rennens auseinander: Günther führte in Runde 28 mit 2,7 Sekunden Vorsprung vor Dennis. Evans folgte mit fast sieben Sekunden Rückstand auf Günther.

Vandoorne lässt Federn, Nissan profitiert

Mortara leistete sich einen Verbremser in Kurve 1, der ihn auf Platz 9 zurückwarf. Immerhin konnte er dem Auto vor ihm gerade noch so ausweichen. Die beiden Nissan-Piloten Fenestraz und Norman Nato rückten damit auf die Plätze 6 und 7 vor. Günther baute seinen Vorsprung derweil weiter aus. Hinter Dennis wurde auch die Lücke zu Evans immer größer, der die Fahrzeuge hinter ihm klar aufhielt. Wehrlein holte sich seinen zweiten Attack-Mode und fiel auf Platz 7 zurück.

In Runde 33 startete Fenestraz einen Angriff auf Vandoorne und schnappte sich Platz 4. Auch sein Teamkollege Nato profitierte und ging am Belgier vorbei. Einige Sekunden fuhr er sogar neben seinem Nissan-Teamkollegen, steckte letztlich aber zurück. Auf der langen Geraden setzte sich auch Wehrlein neben Vandoorne und überholte ihn in Kurve 1. Der DS-Pilot verlor wenig später noch weitere Positionen gegen Antonio Felix da Costa, Mortara und Dan Ticktum. Vandoorne plötzlich nur noch Zehnter - kein guter Tag für DS Penske.

Wehrlein zeigte sich erstmals in Runde 35 von 38 im Rückspiegel von Nato. Sein Attack-Mode lief jedoch aus, und er blieb hinter dem Franzosen. Die Rennleitung gab bekannt, dass der E-Prix wie schon am Vortag nicht um zusätzliche Runden verlängert würde. Günther führte weiterhin mit rund drei Sekunden Vorsprung. Dennis lag seinerseits inzwischen 14 Sekunden (!) vor Evans. Günther erkundigte sich am Funk, ob er die schnellste Runde innehabe. Maserati verneinte, erklärte ihm jedoch auch, er solle sich lieber "auf den großen Preis" konzentrieren. Der Zusatzpunkt für die schnellste Runde sollte damit an Dennis gehen.

Günther souverän zum Sieg

In den letzten Runden gab es keine nennenswerten Veränderungen mehr: Günther brachte seinen vierten Formel-E-Sieg ins Ziel - den ersten für Maserati überhaupt in der Formel E! Dennis wurde Zweiter vor Evans, Fenestraz und Nato. Die Porsche-Piloten Wehrlein und Felix da Costa folgten auf den Positionen 6 und 7. Die Punkteränge komplettierten Mortara, Vandoorne und Buemi.

Durch den Ausfall von Nick Cassidy hat sich Pascal Wehrlein als Sechster die WM-Führung in der Formel E zurückgeholt. Nur einen Punkt hinter ihm folgt Jake Dennis, fünf weitere Zähler dahinter Cassidy. Es könnte kaum enger zugehen an der Spitze der Formel E! Evans ist Vierter, Max Günther kletterte auf den siebten Gesamtrang.

In der Teamweltmeisterschaft konnte Porsche seine Führung ausbauen. Envision blieb trotz des herben Rückschlags in Jakarta Zweiter vor dem Jaguar-Werksteam. Maserati rückte auf den sechsten Platz vor, und auch Nissan sammelte am Sonntag in Indonesien reichlich Punkte. Das nächste Formel-E-Rennen findet am 24. Juni statt. Dann gastiert die Elektroserie erstmals im US-amerikanischen Portland.

Ergebnisse & Zeiten

Gesamtwertung (Fahrer & Teams)

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1 Kommentare

EffEll ·

Eine krasse Machtdemonstration von Günther! Niemand war den ganzen Double Header über auch nur annähernd so schnell wie der Deutsche in Diensten der Monaco Sports Group.
Und mit dem Antrieb von DS Automobiles hat er die besten Voraussetzungen, mit diesem Momentum auch in den letzten drei ePrix großes zu erreichen, ach wenn sein Erstarken zu spät in der Saison kommt, um entscheidend in der WM mitzumischen. Dennoch schön zu sehen, dass er sich mittlerweile mit dem Auto angefreundet und im Team eingelebt zu haben scheint.

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