DS-Motorsportchef Chevaucher bestätigt Formel-E-Gespräche zu 2. Stellantis-Marke - kommt Maserati?
Tobias Bluhm
Zum ersten Mal seit drei Jahren werden in der Saison 2022 nur noch elf Teams in der Formel E antreten. Zuletzt stand Jamie Reigle, Geschäftsführer der Elektroserie, der Verkleinerung des Grids zwar gelassen gegenüber. Mit Blick auf die Gen3-Ära ist eine Rückkehr zu zwölf Mannschaften dennoch möglich. Nach diversen Berichten zu Maserati in der Vergangenheit bringt sich die Stellantis-Marke nun womöglich in Stellung.
Hinter den Kulissen soll seit einiger Zeit über einen möglichen Formel-E-Beitritt beraten werden. Schon "zu Beginn des neuen Jahres" könnte laut einem aktuellen Bericht von 'The Race' eine Entscheidung fallen, möglicherweise in Vorbereitung auf einen Einstieg im Jahr 2023.
Sollte sich Maserati für die Elektroformel entscheiden, müsste die Marke zunächst als Kundenteam einsteigen. Schließlich ist die Einschreibefrist für Hersteller im ersten Gen3-Jahr bereits im März 2021 abgelaufen. Frühestens ab der Saison 2024 könnte Maserati eigene Motoren herstellen.
Ob die Produktion eigener Antriebsstränge für das Unternehmen infrage kommt, gilt aber ohnehin als fraglich. Schließlich ist mit DS Automobiles bereits seit einigen Jahren eine Schwestermarke der Stellantis-Gruppe erfolgreich als Hersteller in der Formel E engagiert. Seit der Saison 2017/18 gewann DS Automobiles drei Fahrer- und zwei Teammeisterschaften in der Elektroserie. Maserati könnte DS-Antriebe zu einem überschaubaren Festpreis beziehen.
Maserati-Einstieg: Neues Team oder bestehende Lizenz?
Das Formel-E-Reglement sieht derzeit ein Maximum von zwölf Teams vor. Da Verhandlungen zwischen Audi und dem deutschen Team ABT Sportsline scheiterten und McLaren trotz einer bestehenden Beitrittsoption weiterhin zögert, wäre 2023 voraussichtlich ein Teamslot für Maserati frei. Diesen müsste der italienische Konzern der Formel E abkaufen. Die damit verbundenen Kosten machen jedoch einen Zusammenschluss mit einem aktuellen Team wahrscheinlicher - unabhängig von dem ab 2023 erwarteten operativen Kostendeckel von zwölf bis 14 Mio. Euro pro Jahr.
"Es ist noch etwas früh, um dies zu bestätigen. Es gibt einige Gespräche hierzu, aber sie befinden sich wirklich noch in der Phase der Ideensammlung", bestätigt DS-Motorsportchef Thomas Chevaucher die Beratungen über eine zweite Stellantis-Marke. "Konkrete Dinge stehen noch nicht fest. Wird es schon zum Start der Gen3-Ära funktionieren? Vielleicht später? Darüber wurde noch nicht entschieden."
Möglicherweise könnte sich Maserati auch schon jetzt bei der Entwicklung des Gen3-Antriebsstrangs mit DS Automobiles zusammentun, um ihren Namen bereits in Saison 9 mit vermarkten zu können - in welcher Form auch immer. DS und der Rennstall Techeetah wollen auch über die Saison 2022 hinaus zusammenarbeiten, wobei der operative Einfluss von DS noch weiter steigen soll. Möglich wäre unter anderem die Vergabe der Techeetah-Startlizenz (aktuell im Besitz der chinesischen Kapitalgesellschaft SECA) an Stellantis für 2023. In diesem Fall würde der Name "Techeetah" wohl aus der Formel E verschwinden. Das Teampersonal dürfte trotzdem weiterhin die Renneinsätze durchführen.
Stellantis an Gen3-Chassisdesign beteiligt
Mitarbeiter:innen des zentralen Design-Studios von Stellantis, darunter auch Maseratis Chefdesigner Klaus Busse, waren bereits in den vergangenen Monaten am Entwurf des Gen3-Chassis beteiligt. Die Einbindung von Herstellern, unabhängig von ihrem Einschreibungsstatus in der Formel E, gehörte auch bei der Konstruktion des aktuellen Gen2-Fahrzeugs zum Arbeitsprozess.
"Sie haben einige Konzepte und Ideen vorgelegt", berichtet Frederic Bertrand, der FIA-Beauftragte für die Formel E, bei 'The Race'. "Es ist wahr, dass wir uns am Ende für das Designlabor der Stellantis-Gruppe entschieden haben."
Der Gen3-Bolide soll in der Formel-E-Saison 2022/23 erstmals zum Einsatz kommen. Mit einer Spitzenleistung von 350 kW, einem Frontmotor zur Energierückgewinnung und Schnellladeboxenstopps soll das Fahrzeug theoretische Spitzengeschwindigkeiten von 320 km/h erreichen können. In einer internen Präsentation wurde das Gen3-Auto Ende November den Formel-E-Stakeholdern vorgeführt. Die Öffentlichkeit sah "nur" abgedunkelte Teaser-Fotos.
Spark Racing Technologies, die für die Konstruktion des Chassis verantwortlich zeichnen, absolvierte kürzlich einen ersten Test mit dem Gen3-Auto. Im neuen Jahr beginnt die Auslieferung eines Testchassis an die Hersteller, die ihrerseits im Frühjahr 2022 mit privaten Test- und Entwicklungsfahrten beginnen werden.
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