Formel E

Formel E: Edo Mortara schlägt Antonio Felix da Costa in packendem Marrakesch E-Prix

Timo Pape

Timo Pape

Edo-Mortara-Marrakesch-2022

Edo Mortara hat einen ereignisreichen Marrakesch E-Prix der Formel E gewonnen. Der Venturi-Fahrer setzte sich gegen Antonio Felix da Costa durch und übernahm dadurch die Spitze in der Fahrer-Weltmeisterschaft. Das Podium komplettierte Mitch Evans, der spät noch Jean-Eric Vergne überholte. Mercedes holte mit beiden Fahrern Punkte, Porsche erlebte einen schwarzen Tag.

Pole-Sitter Antonio Felix da Costa kam am Start gut vom Fleck und verteidigte die Führung. Auch Edo Mortara und Jean-Eric Vergne dahinter hielten ihre Positionen. Jake Dennis rückte auf Rang 4 vor. Pascal Wehrlein sah sich einigen wütenden Angriffen von Mitch Evans ausgesetzt und verteidigte sich an der Grenze der Legalität. Schließlich musste er den wild gestikulierenden Evans durchlassen, und auch Oliver Rowland ging außen herum vorbei. Wehrlein mit schwerwiegenden Pace-Problemen!

Oliver Askew verlor im Startgetümmel einen Teil seiner Frontpartie, und auch Dan Ticktum fing sich einen Schaden am rechten Hinterrad ein - der frühe Rückschlag für den Nio-Piloten. Die Top 4 setzten sich derweil ein bisschen ab, doch Evans konnte die Lücke wieder verkleinern, als er freie Fahrt hatte. Wehrlein hatte inzwischen auch Nick Cassidy und Nyck de Vries passieren lassen und war nur noch Neunter. Nach sechs Minuten holten sich beide DS-Piloten ihren ersten von zwei verpflichtenden Attack-Modes. Mortara übernahm folgerichtig die Führung.

Der Venturi-Fahrer reagierte direkt und holte sich eine Runde später ebenfalls den Attack-Mode, um vor seinem Titelrivalen Vergne zu bleiben. Der Plan ging auf. Cassidy hingegen kam neben der Attack-Zone auf den Staub und drehte sich. Er fiel weit zurück. Felix da Costa holte sich bereits seinen zweiten Boost. Dahinter ging es wild zu: Rowland kämpfte sich im Attack-Mode bis auf Platz 2 vor. Dennis griff Vergne an, der zwar dagegenhielt, dann aber zurückstecken musste. Dadurch kam er aus dem Tritt und musste auch noch seinen Rivalen Evans vorbeilassen.

Evans pflügt durchs Feld, Vergne rutscht zunächst ab

Dann schob Rowland Felix da Costa an, der dadurch beinahe die Kurve verpasste. Rowland ließ den Portugiesen freiwillig wieder vorbei, der sich aber trotzdem noch mit einem leichten Rempler revanchierte. Etwas später überholte Rowland im Attack-Mode auf faire Art und Weise. Mortara - inzwischen ebenfalls im zweiten Attack-Mode unterwegs - konnte sich an der Spitze leicht absetzen. Rowland jagte den Schweizer, hatte aber schon mit Abstand am meisten Energie in der Spitzengruppe verbraucht.

Nach gut 15 Minuten fuhr auch Evans zum zweiten Mal durch die Attack-Zone und blieb vor Vergne. Dennis schnappte sich den Franzosen im DS ebenfalls. Evans kassierte am Ende der Startgeraden auch den zweiten Techeetah von Felix da Costa und übernahm Platz 2 hinter Mortara. Nun hatten alle Top-10-Fahrer bereits beide Attack-Modes genutzt. Das "bereinigte" Klassement kurz vor Rennhalbzeit: Mortara, Evans, Felix da Costa, Rowland, Dennis und - der vermeintlich große Verliere der ersten 20 Minuten - Jean Eric Vergne.

Der Franzose war indes Dennis ins Heck gerutscht und hatte sich einen leichten Schaden an der Front eingeheimst, konnte aber weiterfahren. Sein Team warnte ihn, die Randsteine nicht zu hart zu überfahren, damit das Teil nicht abfalle. Hinter Vergne fuhr bereits Lucas di Grassi, der sich kurz zuvor gegen Nyck de Vries durchgesetzt hatte. Vergne überholte Dennis für Platz 5. Sein Vorteil im Vergleich zur Spitzengruppe: die Energie. Der Formel-E-Doppelchampion hatte zu diesem Zeitpunkt beispielsweise zwei Prozent mehr Energie als Spitzenreiter Mortara.

DS-Fahrer spielen Energievorteil aus

Die beiden DS machten nun ernst. Vergne rückte eine weitere Position gegen Rowland vor, während Felix da Costa Evans Platz 2 abnahm. 16 Minuten vor dem Ende griff Vergne auch seinen Titelrivalen Evans an und ging in Kurve 1 vorbei. Vergne jetzt schon wieder auf einem Podiumsplatz und direkt hinter seinem Teamkollegen, der Mortara unter Druck setzte. Dennis kämpfte mit seinen Energiereserven und musste sich zunächst di Grassi, dann de Vries geschlagen geben.

Elf Minuten vor dem Ende ließ Felix da Costa seinen Teamkollegen Vergne vorbei - Techeetah-Teamordner im Titelkampf. Der Franzose heftete sich nun an die Fersen des Führenden Mortara. Zwischen den beiden WM-Kontrahenten lagen zu diesem Zeitpunkt nur acht Zehntelsekunden. In Kurve 10 verschätzte sich Antonio Giovinazzi und sorgte kurzzeitig für gelbe Flaggen, konnte aber weiterfahren. Geburtstagskind Max Günther fiel mit einem wilden Angriff gegen Cassidy für Platz 14 auf, musste aber zurückstecken.

Felix da Costa fuhr in den folgenden Runden direkt hinter Vergne und funkte schließlich an sein Team, er könne Mortara schnappen. Tatsächlich tauschten die beiden DS-Fahrer wieder die Positionen, damit Felix da Costa auf Jagd gehen konnte. Gleichzeitig sparte Vergne im Windschatten weiter Energie. Die Rennleitung gab derweil bekannt, dass es keine "Nachspielzeit" geben würde. Ein nervenaufreibender Marrakesch E-Prix ging somit in seine letzten vier Minuten.

Schlussphase: Vergne muss abreißen lassen, Mortara bleibt cool

De Vries überholte di Grassi mit Energievorteil und übernahm Rang 5. Vergne konnte hingegen nicht mit dem Führungsduo mithalten und hatte bereits vier Sekunden Rückstand. Das Duell um den Sieg hieß somit Mortara gegen Felix da Costa. Vergne musste sich plötzlich gegen Evans verteidigen. Dann ging der Jaguar-Fahrer tatsächlich noch mit einem starken Manöver außen herum vorbei.

An der Spitze ließ Mortara nichts anbrennen: Er fuhr letztlich mit mehr als zwei Sekunden Vorsprung als Sieger über die Ziellinie, Felix da Costa wurde Zweiter. Evans kam auf Rang 3 vor Vergne, di Grassi ging noch an de Vries vorbei. Die Top 10 komplettierten Dennis, Stoffel Vandoorne und Sam Bird.

In der Gesamtwertung hat Mortara nun elf Punkte Vorsprung auf Vergne. Drei bzw. vier Zähler dahinter folgen Vandoorne und Evans. Die Top 4 konnten sich somit weiter absetzen und werden den Titel 2022 mit hoher Wahrscheinlichkeit unter sich ausmachen. Bei den Teams liegt Venturi nun in Führung - mit einem einzigen Pünktchen Vorsprung auf DS Techeetah. Mercedes-EQ ist nur noch Dritter, Jaguar Vierter. Das nächste Formel-E-Rennen findet bereits in zwei Wochen statt. Dann tritt die Elektroserie vor der Skyline Manhattans zum New York City Prix an.

Ergebnisse & Zeiten

Gesamtwertung (Fahrer & Teams)

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