Formel E

Formel E: Entwicklung für Notfall-Bremssystem beschleunigt, doch Einführung erst in Saudi-Arabien

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

McLaren-Jake-Hughes-Smoking-Brakes-Formula-E-Valencia

Entgegen der bislang bekannten Planungen soll die Formel E nun doch schon Ende Januar ein neues Notfall-Bremssystem verwenden können. Insbesondere nach dem Unfall von Sebastien Buemi in Valencia hat der Automobil-Weltverband FIA die Entwicklung beschleunigt, sodass die Bremse bereits beim zweiten Saisonrennen verwendet werden könne. Das berichten die Kollegen von 'The Race'. Für den Saisonstart in Mexiko bleibt dennoch ein mulmiges Gefühl.

Neben dem Crash von Buemi, der am 16. Dezember auf dem Circuit Ricardo Tormo mit hoher Geschwindigkeit von der Strecke abkam und frontal in die Streckenbegrenzung prallte, sollen sich bei privaten Testfahrten 2023 mindestens vier weitere Unfälle ereignet haben. So soll es bei Jaguar, Mahindra und auch Porsche zu Zwischenfällen gekommen sein, dazu verunfallte Theo Pourchaire bereits im Frühjahr bei Testfahrten des Chassisherstellers Spark. Obwohl die Fahrer dabei weitgehend unbeschadet blieben, wuchsen die Sicherheitsbedenken bei sämtlichen Beteiligten.

Bereits seit einigen Wochen wird daher an einem Notfall-Bremssystem gearbeitet, das im Falle des Versagens von Batterie oder Antrieb eingreifen soll. Da die Gen3-Boliden der Formel E aufgrund einer ambitionierten technischen Marschroute an der Hinterachse nicht mehr über hydraulische Bremsen verfügen, sondern dort ausschließlich per Rekuperation verlangsamen, ist das Fahrzeug beim Ausfall des Elektromotors oder des Energiespeichers nicht in der Lage, die vom Fahrer gewohnte und erwartete Bremsleistung zu erbringen.

Dies soll sich bald ändern: Statt im März, wie zunächst beabsichtigt, könnte das System bereits in gut zwei Wochen beim Diriyya E-Prix zur Verfügung stehen. Technisch wird das Ganze über ein Magnetventil gelöst, das beim Betätigen der Bremse an der Vorderachse geöffnet wird, heißt es. Dies ist mit der Hinterachse verbunden und sorgt im Falle des Ausfalls der Rekuperation dafür, dass der Fahrer den Wagen schneller stoppen kann. Das System soll gleichzeitig elektronisch überwacht werden, um einen Missbrauch in allen anderen Fällen als einem Notfall zu verhindern.

"Trotz globaler Herausforderungen in der Lieferkette tun wir unser Bestes, um das sekundäre Bremssystem ab (dem Rennen in) Diriyya zu implementieren", wird eine Erklärung der FIA zitiert.

Sette Camara: "Als Fahrer mag man es nicht, keine Bremsen zu haben"

Auch die Fahrer sollen die FIA und die Formel E unter Druck gesetzt haben, um die Einführung des Systems zu beschleunigen. Diskussionen zwischen Fahrern und Offiziellen der Rennserie hatte es bereits in Valencia gegeben, wie 'e-Formel.de' im Dezember vor Ort mitbekam.

"Die Autos sind sehr robust und können einen Schlag einstecken", berichtet Nio-333-Pilot Sergio Sette Camara. "Aber als Fahrer mag man es nicht, keine Hinterradbremsen zu haben. Ich verstehe, dass man neue Technologien vorantreiben will. Vielleicht werden die Autos in ein paar Jahren keine mechanischen Bremsen mehr haben, vielleicht ist das ein Teil der Zukunft."

"Es geht immer um das Gleichgewicht zwischen Innovation, Grenzen verschieben und Sicherheit", so der Brasilianer weiter. "Wenn das Argument für den Verzicht wirklich nur eine Gewichtsreduzierung ist, ist es das dann wirklich wert? Warum bauen wir nicht einfach die Bremsen ein, warten diesen 4-Jahres-Zyklus ab und sehen dann, ob wir die Bremsen jemals aktivieren müssen?"

Die FIA hat die Dringlichkeit des Themas offensichtlich erkannt. Fest steht dennoch: Den Saisonauftakt am kommenden Samstag in Mexiko-Stadt werden die 22 Piloten noch ohne das Notfall-Bremssystem bestreiten müssen. Wir alle hoffen, dass sie es nicht brauchen werden.

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