Formel E

Formel E: Erneuter Location-Wechsel in Jakarta, Lokalpolitik streitet um Finanzierung

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

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Schon seit der Ankündigung des Jakarta E-Prix ist der Formel-E-Lauf in Indonesien ein Politikum. Insbesondere finanzielle Unklarheiten sorgten in den vergangenen Wochen für Unmut, der sich im September in teils gewaltsamen Demonstrationen gegen die Formel E entlud. Mit einem neuen Austragungsort will der Veranstalter nun die Wogen glätten.

Ursprünglich versprachen die lokalen Behörden der Formel E eine Rennstrecke um das indonesische Nationaldenkmal Monas in Jakarta. Aus Sorge um den Denkmalschutz plante die Serie im Februar 2020 jedoch die Kursführung so um, dass die Strecke nur noch am Monument liegen sollte. Jetzt rudert der örtliche Promoter Jakpro abermals zurück.

Gegenüber regionalen Medien, darunter 'Detik' und 'CNN Indonesia', erklärte Jakpro-Direktor Gunung Kartiko am Mittwoch: "Weil die Lizenzsituation am Nationaldenkmal etwas schwierig ist, suchen wir derzeit nach einer anderen ikonischen Location in Jakarta, die unsere Stadt abbilden kann. Es gibt fünf Alternativen."

Der stellvertretende Gouverneur der Region, Ahmad Riza Patria, bestätigte den Plan des Location-Wechsels und schlug vor, das Rennen entweder auf eine künstliche Insel an der Javaseeküste im Norden oder in die Nähe des GBK-Stadions im Zentrum der Stadt zu verlegen. Noch im Oktober möchte Jakpro mit der Formel E einen neuen Vorschlag für die Location erarbeiten, sodass im November eine Entscheidung zum neuen Layout fallen kann.

Ob der Umzug an einen anderen Standort innerhalb Jakartas tatsächlich mit lizenzrechtlichen Gründen zusammenhängt, darf angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen allerdings angezweifelt werden.

Schließlich scheiterte erst in der vergangenen Woche eine Interpellationsanfrage im Regionalparlament. Vor dem Hintergrund mehrerer Demonstrationen gegen die Veranstaltung, die laut Medienberichten teils sogar in gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstrierenden und der Polizei endeten, strebten zwei Oppositionsfraktionen eine Befragung von Jakartas Gouverneur Anies Baswedan an. Die Anfrage scheiterte jedoch an einem nicht erreichten Quorum: Nur 32 der 106 Parlamentsabgeordneten waren bei der Abstimmung anwesend.

Jakartas Formel-E-Vertrag läuft 2024 aus

Oppositionelle werfen Baswedan vor, den Städtehaushalt mit dem Formel-E-Event zu stark zu belasten. Unter anderem die Bezahlung einer Verpflichtungsgebühr in Höhe von 560 Mrd. Rupiah (34,1 Mio. Euro) sorgte bereits im vergangenen Jahr für Kontroversen. Laut Angaben der Stadt zahlte der Veranstalter Jakpro diese Gebühr vor der Coronavirus-Pandemie einmalig an die Formel E, womit Jakarta im Gegenzug einen 5-Jahres-Vertrag mit der Elektroserie erhielt. Dieser wurde im vergangenen Jahr auf einen Zeitraum von drei Jahren (2022-2024) reduziert.

In einem Statement, das auch 'e-Formel.de' vorliegt, verspricht Baswedans Regierung nun: "Es entstehen keine neuen Kosten für den Regionalhaushalt, weder für neue Verpflichtungsgebühren noch für die Austragung (der Rennen) in den Jahren 2022, 2023 und 2024. Jährlich wird die Veranstaltung 150 Mrd. Rupiah (9,1 Mio. Euro) kosten, die jedoch mit Sponsoreneinnahmen von Jakpro finanziert werden."

Jakpro-Chef Kartiko ist zuversichtlich, dass das Event finanziert werden kann. "Bei uns stehen die Sponsoren Schlange", erklärt er der Lokalzeitung 'Kompas'. "Wenn es gut läuft, können wir bis zu 300 Milliarden einnehmen, mit denen wir das Rahmenprogramm ausbauen könnten. Für (die Formel E) allein wären aber 150 Milliarden Rupiah ausreichend."

Für Baswedan ist die Formel E ein Prestigeprojekt. Laut Umfragen zählt der Regierungschef der 10-Millionen-Metropole zu den aussichtsreichsten Kandidaten für die 2024 geplante Wahl des/der neuen indonesischen Präsident:in. Eine gelungene Organisation des Jakarta E-Prix könnte Baswedan - sollte er sich zur Wahl stellen - zusätzliche Wahlkampfargumente liefern.

Derzeit ist der Jakarta E-Prix noch nicht fest im Formel-E-Kalender verankert. Im "Reiseplan" für die Saison 2022 ist für das Rennen bislang - wohl auch durch die politischen Unsicherheiten in Jakarta bedingt - lediglich ein Platzhalter am 4. Juni vorgesehen. Der FIA-Weltmotorsportrat könnte den E-Prix bei einem seiner nächsten Treffen am 15. Oktober 2021 oder am 15. Dezember 2021 nachträglich in den Kalender aufnehmen, sollten Jakpro und die Formel E rechtzeitig einen neuen Austragungsort finden.

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