Formel E

Formel E: Evans & Bird feiern Jaguar-Doppelsieg am Berlin-Samstag, Max Günther auf dem Podium

Timo Pape

Timo Pape

Mitch Evans und Sam Bird haben Jaguar einen Doppelsieg beim Samstagsrennen der Formel E in Berlin gesichert. In einem äußerst ereignisreichen Rennen komplettierte Lokalmatador Max Günther das Podium und holte damit ausgerechnet vor heimischer Kulisse seine ersten Saisonpunkte für Maserati. Sebastien Buemi verlor im letzten Moment noch den dritten Platz und kam vor seinem Envision-Teamkollegen Nick Cassidy ins Ziel. WM-Spitzenreiter Pascal Wehrlein im Porsche wurde Sechster.

Dan Ticktum erwischte einen großartigen Start und fuhr von Startplatz 4 bis an die Spitze vor. Eigentlich kam auch Stoffel Vandoorne sehr gut weg, bremste aber sehr früh - vermeintlich, um nicht in Führung zu gelangen - und fiel auf Rang 4 zurück. Hinter Ticktum schlossen Pole-Sitter Sebastien Buemi und Sam Bird die erste Runde auf den Plätzen 2 und 3 ab. Max Günther machte einen großen Sprung vom achten auf den fünften Platz.

In Runde 2 fuhren bereits einige Fahrer (ungewohnt früh) durch die Attack-Zone: Ticktum, Buemi und Vandoorne holten sich allesamt für eine Minute ihre Zusatzleistung und fielen entsprechend zurück. Bird führte dadurch kurzzeitig, reagierte aber - ebenso wie Günther - schon eine Runde später. Manche Piloten holten sich anschließend sogar schon ihren zweiten Attack-Mode, um ihre "Pflicht" zu erledigen. Das erste nennenswerte Überholmanöver auf der Strecke gelang Vandoorne gegen Günther.

In Runde 7 überholte Jake Dennis am Ende der Start- und Zielgeraden Günther und übernahm Rang 5. Ticktum führte das Rennen weiterhin vor Buemi und Bird an, die sich im Windschatten des Nio 333 vermeintlich darauf konzentrieren, Energie zu sparen. In Runde 10 überholte Bird Ticktum in Kurve 1 und übernahm wieder die Führung. Wie schon in Sao Paulo bekam man den klaren Eindruck, dass niemand das Rennen anführen wollte, um Energie zu sparen.

Unfall zwischen Rast & Sette Camara bringt Safety-Car auf den Plan

Sergio Sette Camara verschätzte sich beim Anbremsen in Kurve 10 und krachte ins Heck von Günther, der kurz zuvor Plätze verloren hatte. Wenig später geriet Sette Camara auch noch mit Rene Rast in Kurve 1 aneinander. Der Deutsche fuhr ihm ins Heck und drehte ihn. Beide fielen mit beschädigten Fahrzeugen ans Ende des Feldes zurückfiel. Rast erhielt später eine 5-Sekunden-Zeitstrafe für die Aktion. Aufgrund der zahlreichen Trümmerteile auf der Strecke beorderte die Rennleitung in Kurve 13 das Safety-Car auf den Kurs. Dennis lag zu diesem Zeitpunkt - sogar mit Energievorteil - in Führung, hatte aber erst einen seiner beiden Attack-Modes genutzt.

Nach 15 Runden ging es im Renntempo weiter. Die Reihenfolge der Top 5: Dennis, Mortara, Buemi, Vandoorne und Ticktum. Mortara und Ticktum hatten allerdings bereits deutlich mehr Energie verbraucht als ihre Kontrahenten. Günther fuhr zu dieser Zeit auf Position 9 vor seinem Landsmann Pascal Wehrlein, der sich bereits effektiv vorgearbeitet hatte. Dennis holte sich seinen zweiten Attack-Mode und fiel zurück. Mortara plötzlich an der Spitze vor Mitch Evans. Der Jaguar-Pilot hatte jedoch noch keinen seiner Attack-Modes geholt.

Es gab dermaßen viele Überholmanöver, dass man selbst als Fachkundiger den Überblick verlor. Dann gerieten Jean-Eric Vergne und Andre Lotterer in der letzten Kurve aneinander. Es kam zum Dreher, für den auch Lotterer später eine 5-Sekunden-Zeitstrafe erhielt. Etwas später kollidierte Nick Cassidy mit Ticktum, der Schaden am Frontflügel nahm.

Dann schepperte es jedoch richtig: Vandoorne arbeitete sich in Kurve 3 an Ticktum vorbei, der den Belgier offensichtlich übersah und gegen die Mauer drückte. Der DS des Weltmeisters nahm schweren Schaden an der Front und rollte aus. Auch Ticktum musste das Rennen beenden. Jake Hughes und Norman Nato fuhren ebenfalls auf die Unfallautos auf. Der McLaren-Pilot fiel dabei aus. Zum zweiten Mal kam das Safety-Car auf die Strecke.

Dennis zerstört eigenes & Felix da Costas Rennen

Cassidy fuhr während der Neutralisierung an die Box, um seinen Envision reparieren zu lassen, und fiel zurück ans Ende des Feldes. Nico Müller hatte sich inzwischen auf Platz 9 vorgearbeitet. Mit Runde 24 nahm das Feld das Rennen wieder auf. Evans führte zu dieser Zeit vor Buemi und den beiden Maserati von Günther und Mortara. Letzterer holte sich dann jedoch seinen zweiten Attack-Mode und rutschte auf Rang 3 ab. Günther griff in Kurve 1 Buemi an und holte sich die Führung. Wenig später fuhren die beiden Jaguar von Evans und Bird wieder am Deutschen vorbei - muntere Wechselspiele in Tempelhof.

Dennis hatte in dieser Phase einiges an Energie gespart und fuhr bedacht an Position 6. Dann orientierte er sich wieder nach vorn und überholte zunächst Mortara, dann auch Günther. Nach 30 von 40 angesetzten Runden führte Buemi das Rennen vor den beiden Werks-Jaguar an. Antonio Felix da Costa hatte sich indes still und heimlich mit seinem Porsche auf Platz 5 vorgearbeitet, musste aber noch einmal durch die Attack-Zone. Dazu sollte es aber nicht mehr kommen.

In Runde 31 leistete sich Dennis einen schweren Fehler in Kurve 6, rutschte seitlich zwischen mehreren Autos hindurch und seitlich in die TecPro-Barriere. Zu seinem Glück verlor er nur einige Plätze und konnte weiterfahren. Seine Siegchance war damit jedoch dahin. Schreckmoment jedoch bei Porsche: Der heranfliegende Andretti beschädigte den Porsche von Felix da Costa an der Front. Der Portugiese musste an die Box fahren und sein Rennen aufgeben. Bird führte nun vor Buemi, Evans und Günther. Dahinter folgten bereits die beiden Deutschen Wehrlein und Lotterer.

Spannende Schlussphase geht an Jaguar

Dann wurde es erstmals im Rennen zumindest ein bisschen ruhiger, wenngleich die Führung weiterhin munter wechselte. Die Formel E feierte sich schon zu diesem Zeitpunkt für einen neuen Rekord: Acht verschiedene Fahrer auf Platz 1 hatte es in einem Rennen bis dahin noch nicht gegeben. Energietechnisch stand Evans aus der Führungsgruppe am besten da - die Unterschiede waren jedoch marginal. Die Rennleitung gab bekannt, dass der Lauf wegen der beiden Safety-Car-Phasen um drei zusätzliche Runden verlängert würde.

Vier Runden vor Schluss sahen Fans zum ersten Mal, dass ein Fahrer ernsthaft die Führung verteidigte: Buemi behauptete sich zunächst gegen Evans. In Kurve 1 ging der Neuseeländer allerdings am Schweizer vorbei und positionierte sich für den Sieg. Es hatte den Anschein, als müssten die Piloten nun keine Energie mehr sparen - Vollstrom in der Schlussphase!

Evans konnte sich in den letzten Runden etwas absetzen und fuhr seinem zweiten Sieg in Folge entgegen. Buemi auf Platz 2 musste sich hingegen nach hinten orientieren und machte sich gegen Bird breit. Dann wagte Bird in Kurve 6 die Attacke und schoss an Buemi vorbei - tolles Manöver des Briten. Auch Günther griff wenige Kurven vor Schluss noch Buemi an und holte sich - inklusive Fremdkotakt - den dritten Platz bei seinem Heimrennen. Jaguar hingegen feierte einen verdienten Doppelsieg in Berlin.

Wehrlein baut WM-Führung weiter aus

In der Fahrerwertung konnte Pascal Wehrlein tatsächlich erneut seine Führung ausbauen. Zweiter ist nun nicht mehr Jake Dennis, sondern Nick Cassidy, der vom zwischenzeitlich letzten Platz bis auf Rang 5 vorfuhr. Beide trennen 23 Punkte. Mitch Evans kletterte auf den vierten WM-Platz und liegt nur noch knapp hinter Jean-Eric Vergne.

In der Team-WM schmolz der Vorsprung von Porsche hingegen auf 14 Zähler. Envision ist weiterhin Zweiter vor dem eigenen Werksteam Jaguar TCS Racing. Maserati machte einen großen Schritt nach vorn und ist "nur" noch Gesamtachter, ging also an Nio 333 und Nissan vorbei. ABT Cupra ist weiterhin punktlos. Das nächste Rennen findet bereits am Sonntag statt - selbe Zeit, selber Ort.

Ergebnisse & Zeiten

Gesamtwertung (Fahrer & Teams)

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