Andre Lotterer: Neues Gen3-Auto "wird neue Dimension öffnen" & könnte innovative Lackierungen ermöglichen
Tobias Bluhm
Die offizielle Präsentation des Gen3-Fahrzeugs der Formel E rückt immer näher. Der neue E-Bolide soll leistungsstärker werden und mit Schnellladetechnologie bei Boxenstopps aufgeladen werden können. Dank eines überarbeiteten Chassis sollen die Räder künftig außerdem wieder freistehen. Porsche-Fahrer Andre Lotterer erwartet außerdem einige auffällige Lackierungen.
"Das Auto wurde uns schon in einem kleinen Kreis gezeigt", erklärt der Deutsche gegenüber 'e-Formel.de'. Die interne Präsentation fand ihm Rahmen eines Treffens der Teams, Fahrer und Partner der Elektroserie beim Vorsaison-Test 2021 in Valencia statt. "Es sieht ziemlich anders aus - interessant!"
"Die technischen Daten sind natürlich sehr cool. Das Auto ist ein bisschen kleiner, und mehr Leistung ist sowieso immer von uns Fahrern gewünscht. Ich denke, dass es auch aus der Perspektive der Ingenieure eine große Challenge werden wird, insbesondere bei der Software. Dass die Energierückgewinnung nun an allen vier Rädern passiert und wir kaum mehr Bremsscheiben benötigen, sondern alles elektronisch läuft, wird eine neue Dimension öffnen."
Die Spitzenleistung der Gen3-Fahrzeuge soll im Qualifying-Modus bei 350 Kilowatt liegen - 100 mehr als im aktuellen Gen2-Fahrzeug. Durch einen neuen Frontmotor, der ausschließlich zur Rekuperation eingesetzt werden darf, können die Fahrer künftig mit einer Spitzenleistung von 600 kW Energie zurückgewinnen. Mit dem Gen3-Wagen sollen Höchstgeschwindigkeiten von 320 km/h möglich sein. Allerdings ist dieser Wert angesichts der auf den Formel-E-Straßenkursen erforderten Getriebeübersetzungen eher theoretisch.
"Ich bin mal gespannt, wie sich das anfühlt, mit so viel Leistung einen Stadtkurs zu fahren", meint Lotterer. "Das ist ein großer Schritt nach vorn - noch größer als von Gen1 zu Gen2. Der Schritt zu Gen3 ist richtig krass, wenn man sich die Leistungsdaten anschaut."
Unter der Leitung von Spark Racing Technologies fanden in den vergangenen Monaten ausgiebige Testfahrten mit dem neuen Wagen statt. In diesen Wochen werden die einzelnen Bauteile an die Hersteller ausgeliefert, die ab Anfang Mai eigene Testtage bestreiten können. Der Look des Gen3 ist öffentlich jedoch noch nicht bekannt: Die Formel E veröffentlichte im Winter lediglich einige abgedunkelte Teaser-Fotos.
"Der Look ist interessant", verrät Lotterer. Grundlegend bleibe das Auto zwar ein Monoposto, "aber so, wie man es noch nie gesehen hat. Wir haben (im Motorsport) Sicherheitsmaßnahmen, und man kann nicht irgendwelche Formen erfinden. Von daher hat die Formel E da einen guten Job gemacht und ein (Design gefunden), das etwas Einzigartiges repräsentiert."
Eine grundlegend neue Designphilosophie der Fahrzeuge, die auf den ersten Blick an ein militärisches Tarnkappenflugzeug erinnert, ist bereits auf den Teaser-Bildern zu erkennen. Die Restrukturierung der Verkleidung wurde in der Vergangenheit mehrfach von den Teams angeregt, da die Gen2-Chassis nur wenig Platz für Sponsoren und Partner bieten.
Um zusätzlichen "kommerziellen Raum" zu schaffen, hatte die Formel E eigentlich ein Facelift für die aktuelle Auto-Generation geplant. Das "Gen2 EVO"-Fahrzeug (siehe Bild) wurde aus Kostengründen jedoch während der ersten Phase der Coronavirus-Pandemie 2020 gestrichen. Die Extra-Flächen sollen nun mit dem Gen3-Wagen kommen. "Ich denke, dass es interessant wird, welche verschiedenen Lackierungsdesigns die Teams haben werden", sagt Lotterer. "Die Flächen sind ziemlich großzügig."
Wie genau das Gen3-Fahrzeug aussieht, bleibt zunächst jedoch geheim. Am Abend des 28. April, also kurz vor dem Monaco E-Prix, soll der neue Wagen offiziell vorgestellt werden. Die Launch-Veranstaltung im Yachthafen von Monaco will die Elektroserie in einem Livestream für Fans begleiten.
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