Formel E

Formel-E-Geschäftsführer Agag: "Jetzt kommt unser Durchbruch"

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Auch im vierten Jahr nach dem ersten Formel-E-Rennen planen die Veranstalter der elektrischen Rennserie nicht, weniger Lärm in den größten Metropolen der Welt zu machen. Vielmehr trifft das Gegenteil zu: Erst in der letzten Woche verkündete Formel-E-Geschäftsführer Alejandro Agag stolz die Vertragsverlängerung mit dem TV-Partner Eurosport. "Jetzt", ist sich Agag sicher, "kommt unser Durchbruch."

"Mit dem Start in die vierte Saison erreichen wir einen neuen Meilenstein", erklärt der Spanier dem 'Sport Business Club'. "Das Ziel in den letzten Jahren war es, die Serie zu etablieren. Ab Hongkong beginnen wir Phase zwei unserer Entwicklung, in der wir die breite Bevölkerung ansprechen und unsere Fanbase vergrößern wollen."

Der neue Eurosport-Vertrag erlaube der Formel E ebendieses Wachstum, so Agag. Doch nicht nur auf das Fernsehpublikum werde sich die Elektroserie konzentrieren: "Wir rechnen mit jeder Menge Marketing-Investitionen."

In diesen Bereich fallen beispielsweise Werbebeiträge in lokalen Zeitungen, ein vergrößertes digitales Angebot oder neue Partnerschaften mit Online-Influencern. Während der Sommerpause stellte die Formel E bereits ein angepasstes Logo sowie eine neue CI (Schriften, Farbthema) für Saison vier vor.

In Sachen TV-Übertragung verspricht Agag eine regelrechte Revolution, in der sich Fans auf neue Echtzeit-Datenübertragung und Kamerawinkel freuen können. "Wir haben uns einige Revolutionen in den Kopf gesetzt. Es wird fast wie im Videospiel." Der 47-Jährige fügt wohl etwas ironisch an: "Wir haben uns da ein wenig von Mario Kart beeinflussen lassen."

Formel E übertrifft alle Erwartungen

Das bisherige Geschäftsmodell der Formel E zog binnen kürzester Zeit die größten Fische aus dem Becken der Automobilindustrie an: Audi, Renault, Jaguar und DS (Citroen) bekennen sich inzwischen klar zur Formel E, 2018 kommt BMW, und ab 2019 stoßen auch Mercedes und Porsche in den exklusiven Kreis der Hersteller hinzu.

"Wir werden für den Moment aber auf keinen Fall mehr als zwölf Teams zulassen", bremst Agag die Euphorie ein. "Schon jetzt haben wir alle Erwartungen übertroffen. Die erste PowerPoint-Präsentation, in der wir die Serie vorstellten, zielte auf gerade einmal drei größere Konstrukteure in Saison drei ab. Inzwischen sind es fast doppelt so viele."

Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz der Formel E, nicht zuletzt wegen namhafter Sponsoren wie Michelin, Visa, Mumm oder Allianz, erstmals auf über 100 Millionen Euro an. In den kommenden Wochen sollen weitere Schlüsselsponsoren vorgestellt werden. Allein durch die Eintrittskarten nahmen die Veranstalter zwischen fünf und 15 Millionen Euro ein - doch trotzdem sei die Formel E aktuell bei Weitem noch nicht rentabel.

Städte sollen künftig für ePrix bezahlen

"Wir sind noch immer in der Entwicklungsphase", so Agag. Der spanische Unternehmer und ehemalige EU-Politiker werde den Hauptfokus der kommenden Jahre auf die Übertragungs- und Marketingrechte der Serie legen, um die Formel E so in den Bereich der schwarzen Zahlen zu bringen.

Auch die Austragungsorte der Rennen sollen schon bald zur Kasse gebeten werden. Bislang übernimmt die Serie alle entstehenden Kosten der Events, künftig könnten jedoch auch die Städte selbst einen Teil der Rechte bezahlen müssen - wie es aktuell in Montreal der Fall ist. Ob dann Städte wie Berlin, die in der Vergangenheit immer wieder mit politischem Gegenwind zu kämpfen hatten, weiterhin im Kalender gehalten werden können, ist ungewiss.

Eine denkbare Lösung wäre die Delegation der Rechte an einem ePrix an Sub-Organisatoren, die mit einem eigenen Wirtschaftskonzept die Formel E in den Städten vermarkten. Ähnliches tat Agag bereits mit den künftigen Supportserien Roborace und der Jaguar I-PACE eTrophy, die von eigenen Promotern vermarktet werden.

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