Formel E: Größere Abstände durch neue Brake-by-Wire-Systeme befürchtet
Tobias Wirtz
Xavier Mestelan Pinon, Leiter des Formel-E-Projekts bei DS Performance, befürchtet, dass in der kommenden Saison signifikante Unterschiede bei den neuen, eigens entwickelten Brake-by-Wire-Systemen der Hersteller für größere Abstände zwischen den Teams sorgen könnten.
Hintergrund für diese Annahme ist die "Technical Roadmap" der Formel E - der technische Fahrplan: Mit Einführung der zweiten Fahrzeuggeneration Ende dieses Jahres dürfen die Hersteller ein eigenes Brake-by-Wire-System entwickeln, wie es aus der Formel 1 und der WEC bekannt ist.
Anders als bei klassischen Bremssystemen ist das Bremspedal dabei nicht hydraulisch mit der Bremse verbunden. Stattdessen wird mit einem Sensor beim Tritt auf das Pedal ein elektronisches Signal erzeugt. Der große Vorteil hierbei ist, dass die Elektronik den Anteil der Rekuperation über den Elektromotor steuern kann. Die Scheibenbremsen an Vorder- und Hinterachse müssen nur die dann noch verbleibende Bremskraft aufnehmen.
Momentan kann der Fahrer dieses Verhältnis nur am Lenkrad verändern. Maro Engel bezeichnete die andauernde manuelle Verstellung von Bremsbalance und Rekuperation im letzten Jahr als "Riesenherausforderung". Dies würde zukünftig deutlich einfacher werden, möglicherweise sogar ganz entfallen.
Mestelan Pinon sagt dazu bei 'e-racing365': "Es könnte einen großen Abstand zwischen den verschiedenen Lösungen der Hersteller geben. Hinter dem System steckt enorm viel technische Entwicklungsarbeit. Es gibt jetzt schon große Unterschiede zwischen den Fahrzeugen. Zusätzlich werden wir dann noch Unterschiede bei der Bremseffizienz haben."
Obwohl derzeit mit Techeetah das einzige Kundenteam der Serie auf Platz eins der Fahrer- und Teamwertung liegt, gibt es unter den Teams Bedenken, dass zukünftig eine Zwei-Klassen-Gesellschaft entstehen könnte. Hersteller, die sich separate Testcrews leisten können, hätten bei der Entwicklung solcher Systeme massive Vorteile gegenüber kleineren Herstellern. "Auch wenn es zukünftig durch das Brake-by-Wire-System einfacher wird, denke ich, dass jeder Hersteller sein eigenes System entwickeln oder eines kaufen wird", führt der Franzose fort.
Die Technik des neuen Fahrzeugs und der auf Ende März bis Ende Oktober verkürzte Zeitrahmen für Testfahrten sorgt dafür, dass die Teams während der laufenden Saison mit Testcrews operieren, die bereits jetzt ausschließlich an der Entwicklung für die kommende Saison arbeiten.
Mestelan Pinon weiter: "Natürlich ist dies für alle Teams gleich. Aber für uns ist es wichtig, das Modell in unserem Simulator testen zu können. Anschließend können wir mit der Arbeit beginnen. Aber zuvor müssen wir die ersten Testfahrten mit dem neuen Fahrzeug durchführen, um unsere Daten zu validieren. Die Geometrie, der Massenschwerpunkt und die Gewichtsverteilung sind unterschiedlich. Aber auch das Brake-by-Wire-System wird eine sehr große Rolle spielen."
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