Formel E in Berlin: Lotterer hadert mit Batterie-Problem und Lucas di Grassi
Tobias Bluhm
Nach dem Berlin E-Prix reist DS Techeetah mit gemischten Gefühlen aus Deutschland ab. Einerseits erreichte Jean-Eric Vergne nach einer spektakulären Aufholjagd mit Platz 3 zum vierten Mal in der laufenden Saison das Podium. Andererseits blickt Andre Lotterer auf einen rabenschwarzen Tag zurück, an dem er nach einem verpatzten Qualifying auch noch mit einem technischen Defekt ausfiel. Techeetahs Führung in der Teamwertung schrumpft nach dem zehnten Rennwochenende des Jahres auf 25 Punkte zusammen.
Dabei zeigte der chinesisch-französische Rennstall noch am Trainings-Freitag durchaus überzeugende Leistungen. Im 2. Training stellte Andre Lotterer einen neuen Streckenrekord in Berlin auf und startete mit einigem Selbstbewusstsein in den Rennsamstag. Bereits früh am Morgen musste er jedoch den ersten Rückschlag hinnehmen: Im Qualifying überquerte Lotterer die Startlinie einen Sekundenbruchteil zu spät, weshalb er keine Runde im 250-kW-Modus absolvieren konnte.
"Das Auto war sehr schnell", erinnert sich Lotterer gegenüber 'e-Formel.de'. "In meiner Runde bin ich eine (Rundenzeit von) 1:07.950 gefahren, das hätte vielleicht sogar für die Super-Pole gereicht. Letztlich hat die Runde aber nicht gezählt, weil ich eine Zehntel zu spät über die Linie gefahren bin. Lucas (di Grassi) hat im letzten Sektor stark abgebremst und verlangsamt. Ich weiß natürlich nicht, ob das zu seiner Aufwärmstrategie gehörte. Aber dadurch ist uns die Zeit ausgegangen, und ich bin knapp zu spät über die Linie."
Lotterer frustriert über di Grassi: "Durch sein langsames Fahren war ich gef…"
"Vielleicht hätten wir einen Tick früher rausfahren können aus der Garage, aber ich weiß nicht, ob das einen großen Unterschied gemacht hätte", erklärt Lotterer, der di Grassi an unserem Mikrofon auch di Grassi eine Teilschuld gibt und ihm gewissermaßen Absicht unterstellt: "Er wurde angewiesen zu pushen, aber er weiß natürlich, dass er seine Gegner auch beim Aufwärmen beeinflussen kann. Indem er langsam gemacht hat, war ich dann gef…, wie man so schön sagt."
Lotterer nahm das Rennen vom 21. und vorletzten Platz auf. Einzig Robin Frijns, der eine Strafversetzung aus Monaco nach Berlin mitnahm, startete hinter ihm. Trotzdem kämpfte sich Lotterer im Verlauf des Rennens mehrere Positionen vor, ehe er mit einem Batterieproblem ausfiel. "Zur Mitte des Rennens fing das Problem an. Ich konnte nicht mehr so viel rekuperieren, wie ich wollte. Und dann musste ich das Auto parken, weil die Batterie zu heiß lief. Das Problem hat nichts mit dem Fahrstil zu tun oder mit der Temperatur heute. Wir kennen den genauen Grund noch nicht."
Vergne: "Hat riesig Spaß gemacht"
Auch Teamkollege Jean-Eric Vergne erlebte keinen einfachen Tag. "Die Kommunikation mit meinem Ingenieur war schwer, weil sein Computer im Rennen abgestürzt ist", erklärt er. Bereits in Monaco hatte es ein ähnliches Problem bei "Jev" und seinem Ingenieur gegeben. "Abgesehen davon war es aber ein fantastischer Tag, der riesig Spaß gemacht hat."
Vergne startete von Platz 8 und beendete das Rennen nach einigen gewagten Manövern auf dem dritten Rang. "Ich muss meinem Team wirklich danken, dass sie so gute Arbeit geleistet haben. Wir hatten gestern ein großes Problem, das wir erst in der letzten Nacht gefunden haben. Aus den Top 10 zu starten, war da schon ein Erfolg. Im Rennen hatte ich gute Pace, durch die ich weit nach vorn gekommen bin. Ich bin sehr zufrieden mit dem heutigen Resultat und denke, dass ich das bestmögliche Ergebnis aus dem Tag geholt habe."
Vergne baute in Berlin seine Meisterschaftsführung aus, wenngleich er nur sechs Punkte vor seinem nächsten Verfolger - Lucas di Grassi - liegt. Lotterer rutschte durch seinen Ausfall hinter di Grassi auf Platz 3 ab. Jedoch hält auch er den Anschluss an die Spitze: Ihm fehlen nur zehn Zähler auf den Brasilianer und demnach 16 auf Vergne. Das nächste Formel-E-Rennen findet am 22. Juni in Bern statt.
Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media
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