Formel E

Formel E in Berlin: Nick Cassidy gewinnt chaotisches Samstagsrennen in Tempelhof

Timo Pape

Timo Pape

Nick Cassidy hat ein spektakuläres Formel-E-Rennen am Berlin-Samstag 2024 gewonnen, in dem kaum ein Fahrzeug ohne Schäden ins Ziel kam. Jean-Eric Vergne und Oliver Rowland komplettierten das Podium vor Mitch Evans und den beiden Porsche-Piloten. Nach zahlreichen Unfällen - unter anderem für Max Günther - war das Rennen zweimal durch Safety-Car-Phasen unterbrochen.

Pole-Sitter Edo Mortara gewann den Start ohne Probleme und bog als Erster in die erste Linkskurve ein. Auch dahinter passierte zunächst nicht viel, bevor Sergio Sette Camara den Drittplatzierten Jean-Eric Vergne überholte. Auch sein ERT-Teamkollege Dan Ticktum konnte eine Position gegen Mitch Evans gutmachen. Hinten im Feld gab es einen kleinen Kontakt, bei dem Paul Aron (Envision) einen Teil seines Frontflügels verlor.

In Runde 3 aktivierten bereits die ersten Fahrer ihren Attack-Mode, unter anderem Mortara. Pascal Wehrlein übernahm zunächst die Führung vor den beiden DS-Penske-Fahrern, bevor auch er durch die Attack-Zone fuhr. Neuer Spitzenreiter war dadurch Stoffel Vandoorne vor Antonio Felix da Costa, der bereits einige Plätze gutgemacht hatte. Es gab zahlreiche packende Duelle in der Führungsgruppe. Nach acht von 40 Runden führten die beiden DS vor den beiden Porsche.

Safety-Car nach Eriksson-Unfall

Vandoorne bekam von seinem Renningenieur die Ansage, maximal Energie zu sparen. So tauschten der Belgier und sein Teamkollege Vergne die Führung. Während sich Oliver Rowland den Frontflügel bei einem Kontakt beschädigte, blieb Envision-Ersatzfahrer Joel Eriksson auf der Strecke stehen. Er war mit dem rechten Heck angeschlagen und hatte sich die Heckaufhängung gebrochen. Rennleiter Scot Elkins sah sich gezwungen, in Runde 11 Full-Course-Yellow auszurufen. Da das Envision-Auto aber nicht so einfach geborgen werden konnte, kam etwas später das Safety-Car auf die Strecke.

In dem Moment, als die Full-Course-Yellow-Phase ausgerufen wurde, war Wehrlein am Ende der Start- und Zielgeraden vor Vandoorne. Der DS-Fahrer bremste sich jedoch noch vorbei und war der Meinung, er sei vorn gewesen. Die Rennleitung sah sich die Szene an und entschied, dass Vandoorne den Platz zurückgeben solle. Noch zwei weitere Duelle waren ähnlich betroffen: Lucas di Grassi gegen Rowland, und Kelvin van der Linde gegen Paul Aron. Nachdem sich das Chaos wieder legte, ging es im Renntempo weiter.

Kurz nach dem Neustart verlor Vandoorne ein paar Positionen. Felix da Costa übernahm etwas später die Führung, dann Evans, bis auch der Jaguar-Pilot endlich durch die Attack-Zone steuerte. Zur Rennhalbzeit führe damit Wehrlein vor Mortara, Vergne und Günther, der sich mit einem sehenswerten Angriff an Felix da Costa vorbeischob. Dann krachte es weiter hinten im Feld: Ticktum stach spät auf der Innenbahn neben Lucas di Grassi und drehte den Brasilianer. Di Grassi fuhr noch ein paar Kurven mit seinem beschädigten ABT weiter, dann stieg er frustriert in der Box aus.

Dennis schreitet voran, Günther crasht bei Heimrennen

Vandoorne fiel immer weiter bis fast ans Ende des Feldes zurück. Er funkte, er habe ein Teil unter seinem Frontflügel. Teamkollege Vergne führte hingegen das Rennen an - vor den Porsche von Wehrlein und Felix da Costa, Rowland, Evans und Jake Dennis. Der Weltmeister war vom vorletzten Platz ins Rennen gegangen und hatte sich bereits erheblich verbessert. Außerdem hatte der Brite noch mit Abstand am meisten Energie im Akku. Sein Andretti-Teamkollege heimste sich hingegen einen Reifenschaden hinten links ein und fiel zurück.

In Runde 29 schepperte es für Max Günther. Der Deutsche zog nach rechts rüber und kollidierte mit dem etwas hinter ihm fahrenden Jake Hughes. Daraufhin rutschte er mit seinem Maserati gegen die Mauer und beschädigte seine Front. Günther blieb am Streckenrand stehen und schied aus - zum zweiten Mal kam das Safety-Car kam den Kurs. Kurz zuvor erwischte es jedoch auch noch Kelvin van der Linde: Der Südafrikaner fuhr auf einen Vordermann auf und beschädigte sich den Frontflügel, der daraufhin am Vorderrad schleifte - Desaster für ABT beim Heimspiel.

In Runde 34 ging es weiter - mit vier Fahrern, die nebeneinander um die Führung kämpften! Dennis verabschiedete sich vorzeitig aus dem Kampf um die Spitze mit einem schweren Verbremser, der ihn anschließend an die Box zwang. Es entwickelte sich eine spannende Schlussphase. Im Wettkampf um den Sieg bis dahin: Vergne, Rowland, Wehrlein, Evans und Felix da Costa. Selbst Jehan Daruvala - zu Rennbeginn noch fast eine Runde zurück - war nun in den Top 6 unterwegs!

Turbulente Schlussphase, Cassidy clever

Durch die Unterbrechungen verlängerte die Rennleitung den E-Prix um sechs Runden. Sacha Fenestraz kollidierte mit Nick Cassidy und verlor seinen Frontflügel - kaum ein Auto hatte noch alle Teile. Dann erwischte es auch Daruvala: Der Inder krachte mit seinem Maserati in ein anderes Auto und fuhr mit größeren Schäden an die Box. Die Führung wechselte vielfach. Drei Runden vor dem Ende hatte sich plötzlich Nick Cassidy auf Platz 1 vorgekämpft - zumal mit Energievorteil! Er führte vor Vergne, Rowland, Wehrlein, Evans und Felix da Costa.

Cassidy konnte nun eine Lücke herausfahren und brachte den Sieg tatsächlich ungefährdet ins Ziel! Dahinter wurde noch hart gekämpft, doch Vergne blieb Zweiter vor Rowland. Evans, Wehrlein und Felix da Costa komplettierten die Top 6. Mortara wurde Achter für Mahindra und holte die ersten Saisonpunkte in einem Rennen für die Inder, Neuling Taylor Barnard wurde Zehnter.

Mit seinem Sieg eroberte Cassidy die WM-Führung von Wehrlein zurück. Dritter ist Rowland. Bei den Teams liegt Jaguar weiterhin souverän an der Spitze - ebenfalls vor Porsche und Nissan. Das nächste Formel-E-Rennen findet bereits in weniger als 24 Stunden statt: Am Sonntag um 15 Uhr startet der Sonntagslauf des Berlin E-Prix 2024.

Ergebnisse & Zeiten

Gesamtwertung (Fahrer & Teams)

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