Formel E in Diriyya: Wehrlein & Dennis (auch teamintern) in einer eigenen Liga - Titelkampf 2023 eröffnet
Tobias Bluhm
Für Porsche wurde der Diriyya E-Prix 2023 zu einer regelrechten Machtdemonstration. Pascal Wehrlein beendete beide Rennen in Saudi-Arabien auf Position 1. In beiden Fällen landete er direkt vor seinem Markenkollegen Jake Dennis (Andretti). Der Kampf um den Formel-E-Titel ist somit frühzeitig eröffnet - und könnte einige interessante Nebenprotagonisten bekommen...
Wie schon am Freitag arbeiteten sich Wehrlein und Dennis auf ihrer Fahrt zum Doppelerfolg an mehreren Rivalen vorbei. Dieses Mal lagen allerdings weniger Autos zwischen ihren Starträngen und der Spitze des Feldes: Wehrlein nahm den E-Prix von Platz 5 auf, Dennis von Platz 6. Und so dauerte es wie erwartet nicht lange, bis das Duo die Front erreicht hatte.
Spätestens in Runde 17 von 40 konnten die Porsche-Fahrer ihren offensichtlichen Effizienzvorteil ausspielen: Wehrlein übernahm die Führung von McLaren-Pilot Rene Rast. Wenig darauf stürmte auch Dennis an Rast vorbei und eröffnete die Jagd auf Wehrlein.
Während sich ihre Verfolger im Kampf um den letzten Podiumsplatz behakten, konnte lediglich eine späte Safety-Car-Phase das Führungsduo einbremsen. Beim Neustart verteidigten sie ihre Führung - und erreichten das Ziel auf denselben Positionen, die sie schon im Freitagslauf belegt hatten. Wehrlein gewann, Dennis wurde Zweiter.
"Es ist surreal! Einfach perfektes Wochenende", strahlte Pascal Wehrlein kurz nach dem E-Prix. Am Mikrofon von 'ProSieben' betont er: "Wir wissen, dass wir im Qualifying noch nicht da sind, wo wir sein wollen. Aber unsere Rennpace ist dafür umso besser!"
Wehrlein: "Endlich da, wo wir hingehören!"
Der 28-Jährige findet: "Heute war es schwieriger als gestern. Man hat gesehen, dass die anderen Teams ein bisschen aufgeschlossen haben." Insbesondere Sam Bird habe ihm vor der Safety-Car-Phase Sorgen bereitet. "Allerdings musste er zu diesem Zeitpunkt noch zwei Attack-Modes benutzen, wodurch sich das dann erledigt hat. Ich bin sehr stolz auf mein Team. Endlich sind wir da, wo wir hingehören!" In einem Interview für das englischsprachige TV-Weltsignal fügte Wehrlein später hinzu: "Dieses Wochenende ist eines, das ich nie vergessen werde!"
Jake Dennis will nur wenig von einer frühzeitigen Porsche-Dominanz wissen. "McLaren hatte das schnellste Auto über eine Runde, Jaguar sieht ebenfalls stark aus", sagt der Andretti-Fahrer. "Sam (Bird) hatte zwischenzeitlich zwei Prozent mehr Energie als wir. Ich erwarte deswegen auf keinen Fall, dass wir solche Rennen jetzt jedes Wochenende haben! Wir müssen also alle Punkte mitnehmen, während es noch so gut läuft, und unsere Führung ausbauen. Die anderen werden die Lücke auf jeden Fall schließen."
Und trotzdem: Nach den ersten drei Rennen der Saison haben Wehrlein und Dennis die besten Chancen im Titelkampf. Der Vorsprung des zweitplatzierten Briten beträgt bereits jetzt 31 Punkte auf seinen nächsten Verfolger Sebastien Buemi (Envision).
Halten Lotterer & Felix da Costa ihren Teamkollegen den Rücken frei?
Besonders interessant ist auch der Vergleich der beiden Überflieger mit ihren Teamkollegen: Während Wehrlein dank zwei Siegen und einem zweiten Platz bei 68 Zählern steht, sammelte sein Teampartner Antonio Felix da Costa nur magere sechs Punkte. Ähnlich ist es bei Dennis (62 Punkte) und seinem Teamkollegen Andre Lotterer (14 Punkte). Während die beiden aktuellen Nummer-1-Fahrer die Konkurrenz spielerisch dominierten, schafften es Felix da Costa am Samstag nicht einmal in die Top 10. Am Freitag wurden sie Neunter beziehungsweise 18.
Es liegt also nicht nur an der beeindruckenden Effizienz des Porsche 99X Electric. Anscheinend sind Wehrlein und Dennis derzeit auch fahrerisch in einer eigenen Liga unterwegs. Bei Porsche und Andretti könnte die Fahrerpaarung somit schon bald zu einem Politikum werden: Fahren Lotterer und Felix da Costa künftig "für" ihre Teamkollegen, um ihnen im WM-Kampf den Rücken frei zu halten? Die Zeit wird es zeigen.
Das nächste Aufeinandertreffen zwischen Dennis, Wehrlein und ihren Verfolgern gibt es bereits in zwei Wochen. Beim Hyderabad E-Prix am 11. Februar trägt die Formel E erstmals ein Rennen in Indien aus.
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