Formel E

Formel E in Jeddah: Max Günther bezwingt Oliver Rowland mit Überholmanöver in den letzten Kurven

Timo Pape

Timo Pape

Formula-E-Start-Jeddah

Maximilian Günther hat das erste Formel-E-Rennen in Jeddah gewonnen. In einer unheimlich packenden Schlussphase rang er Oliver Rowland nieder und überholte den Nissan-Fahrer vor der allerletzten Schikane noch! Dritter wurde McLaren-Youngster Taylor Barnard. Erstmals waren im Rennen die neuen Schnellade-Boxenstopps zum Einsatz gekommen. Beim sogenannten Pit-Boost gab es keine Probleme.

Nach einem pompösen Vorprogramm am Roten Meer erwischte Pole-Sitter Max Günther einen guten Start und verteidigte seine Führung in Kurve 1. Sam Bird wurde in der ersten Schikane gedreht und fiel zurück. Weiter vorn kam es zu einem folgenschweren Kontakt zwischen Mitch Evans und dem Zweitplatzierten Pascal Wehrlein: Der Jaguar-Fahrer krachte seinem Porsche-Kontrahenten ins Heck und fügte ihm einen Platten hinten rechts zu. Wenig später rutschte Evans auch noch Nyck de Vries ins Heck. Wehrlein fiel zurück und musste zum Reifenwechsel an die Box kommen, während Evans mit beschädigtem Frontflügel und Rauchentwicklung zunächst weiterfuhr.

Wenige Momente später kam es zu einem weiteren spektakulären Unfall: Nico Müllers Andretti stieg in der Anbremszone am Porsche von Antonio Felix da Costa auf, rutschte an der Mauer entlang und geradeaus durch die Auslaufzone der Schikane - das frühe Aus für den Schweizer. Felix da Costa nahm Schaden am Heckflügel, konnte aber weiterfahren. Trotz der zahlreichen Zwischenfälle kam kein Safety-Car auf die Strecke. Günther baute in den ersten Runden seine Führung auf Oliver Rowland aus. Dahinter folgten Taylor Barnard, de Vries und Jake Hughes.

In Runde 5 kam schließlich auch Evans zur Reparatur seines Frontflügels an die Box und fiel ans Ende des Feldes zurück - und damit auch hinter Wehrlein. In Runde 7 rief Rennleiter Marek Hanaczewski schließlich doch noch das Safety-Car auf die Strecke, um Trümmerteile vom Kurs entfernen zu lassen. Eine gute Entscheidung für alle Fahrer, die zu Rennbeginn den Anschluss verloren hatten und nun wieder dran waren. Nach einem Umlauf ging es aber bereits im Renntempo weiter.

Barnard eröffnet Pit-Boost-Kapitel

Günther machte es beim "fliegenden" Neustart erneut gut und brachte einen kleinen Abstand zwischen sich und Rowland. In Runde 10 griff de Vries Barnard an und schnappte sich Platz 3 vom jungen Briten. Dieser verlor eine weitere Position gegen Hughes, als es wenig später in einer Schikane zu einem Rückstau kam: Barnard rutschte ins Heck von de Vries, abermals flogen Karosserieteile. Norman Nato erhielt indes eine Durchfahrtsstrafe für ein technisches Vergehen.

Während der Franzose durch die Boxengasse fuhr, übernahm sein Nissan-Teamkollege Rowland erstmals in Runde 11 die Führung. Einen Umlauf später zündete Jake Dennis als erster Fahrer seinen ersten von zwei obligatorischen Attack-Modes. Mit der vollen Leistung und Allradantrieb kämpfte er sich wie erwartet nach vorn Richtung Platz 5. In Runde 14 kam es dann zum ersten Pit-Boost der Formel-E-Geschichte - durch McLaren-Fahrer Barnard. Auch Hughes und Felix da Costa kamen zum Nachladen an die Box und fielen folgerichtig ans Ende des Feldes zurück.

Hughes ging dabei an Barnard vorbei und folgte dem Letztplatzierten, Zane Maloney, mit rund 15 Sekunden Rückstand. Alle drei "Nachlader" fuhren direkt durch die Attack-Zone, um den Rückstand wieder wettzumachen. Während Rowland noch draußen blieb, kamen seine direkten Verfolger nun ebenfalls zum Pit-Boost. Günther verlor an der Box Plätze gegen Hughes, Barnard, de Vries und schließlich auch noch Felix da Costa. Es war in dieser chaotischen Phase nur schwer nachzuvollziehen, wer wirklich profitierte und wer Zeit verlor.

Günther macht Druck

In Runde 20 zeigte sich wieder ein "bereinigtes" Klassement, was die Pit-Boost-Nutzung anging: Rowland führte weiterhin, allerdings vor Hughes und Barnard. De Vries war allerdings im Attack-Mode unterwegs und kämpfte sich schnell auf Platz 2 vor. Auf Rowland hatte er jedoch gut 4,5 Sekunden Rückstand. Günther war ebenfalls im Attack-Mode und arbeitete sich wieder vor. Barnard hatte keine Chance gegen den Deutschen. Hughes verteidigte sich zunächst noch erfolgreich, musste Günther dann aber auch ziehen lassen.

Nach 23 von 31 Runden führte Rowland souverän mit 3,7 Sekunden Vorsprung vor de Vries, der seinerseits Günther direkt im Nacken hatte. In den Top 10 folgten Hughes, Barnard, Edo Mortara, Jean-Eric Vergne, Felix da Costa, Dennis und Bird. Von ihnen hatte jedoch noch kein Fahrer seinen zweiten Attack-Mode geholt - es gab also noch kein Durchatmen. In Runde 25 fuhren sowohl de Vries als auch Günther direkt nacheinander durch die Attack-Zone. Trotz gleicher Leistung überholte der Deutsche seinen Widersacher auf dem Weg zu Kurve 8.

Dann reagierte auch der Führende Rowland und holte sich seinen zweiten Attack-Mode, um Günther nicht zu nah heranzulassen. Der Deutsche fuhr jedoch wie entfesselt und verkürzte den Rückstand von 3,2 Sekunden auf nur noch etwas über eine Sekunde. Zudem hatte Günther gut ein Prozent mehr Energie als Rowland - es bahnte sich ein spannendes Finale an.

Packende Schlussphase

Drei Runden vor Schluss meldete die Rennleitung, dass Rowland und Vergne wegen eines möglichen Vergehens beim Boxenstopp untersucht wurden - zunächst noch ohne Ergebnis. Barnard holte sich in Runde 29 den dritten Platz von de Vries. Dann fokussierte sich alles auf den Kampf um den Sieg! Günther zeigte sich und versuchte es außen herum, doch Rowland verteidigte sich. Die letzte Runde begann, und die Spannung stieg weiter. Auch Barnard war nun direkt dran. Rowland ging jedoch die Energie aus... Günther machte weiter Druck und griff vor der letzten Schikane an!

Tatsächlich schaffte er es außen herum vorbei! In einem grandiosen Finale sicherte sich Günther den Rennsieg vor Rowland. Barnard wurde Dritter vor de Vries und Hughes. "Was für ein Rennen, ich bin so glücklich! Ich habe zwischenzeitlich gedacht, dass das nichts wird, als ich soweit zurückfiel. Aber ich hatte die Geduld bis zur letzten Kurve", so ein aufgelöster Günther am Funk.

Durch Platz 2 hat Rowland die WM-Führung bei den Fahrern übernommen. Felix da Costa ist dank Platz 9 immerhin noch Zweiter, Günther kletterte auf den dritten Gesamtrang. Bei den Teams hat Porsche gerade noch die Nase vorn, jedoch nur drei Pünktchen vor DS Penske. In der Hersteller-WM hat Nissan die Gesamtführung übernommen und liegt jetzt vor Porsche und Stellantis. Jaguar ist nur noch Vierter.

Am Samstag geht es bereits weiter mit dem zweiten Lauf beim Jeddah E-Prix. Los geht's abermals mit einem Freien Training um 11 Uhr, Rennstart ist wieder um 18 Uhr (MEZ).

Ergebnisse & Zeiten

Gesamtwertung (Fahrer, Teams & Hersteller)

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