Formel E in London: Lucas di Grassi gewinnt Sonntagsrennen, Stoffel Vandoorne fast schon Weltmeister
Timo Pape
Lucas di Grassi hat das Sonntagsrennen der Formel E in London gewonnen. Im Duell mit Jake Dennis setzte sich der Venturi-Pilot schließlich souverän durch und holte somit seinen ersten Saisonsieg. Das Podium komplettierte Nyck de Vries. Der große Sieger des London E-Prix ist jedoch Stoffel Vandoorne, der am Sonntag Vierter wurde: All seine Titelrivalen gingen leer aus. Der Mercedes-Pilot hat damit bereits eine Hand am WM-Titel.
Jake Dennis kam am Start gut weg und verteidigte seinen ersten Platz gegen Lucas di Grassi. Antonio Giovinazzi verteidigte sich mit allen Mitteln gegen Antonio Felix da Costa und behauptete Rang 3. Weiter hinten krachte es wie schon am Samstag: Oliver Rowland geriet zwischen die Mauer und Oliver Askew, stieg auf und nahm Schaden an der Front. Dennoch fuhren alle Beteiligten zunächst weiter. Etwas später musste Rowland jedoch aufgeben und stellte seinen Mahindra in der Garage ab - der nächste Ausfall für den Lokalmatador. Askew erhielt später eine Strafe für die Kollision.
A hugely dramatic race start for @oliverrowland1
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Dann blieb auch Jean-Eric Vergne mit einem Schaden am Auto auf der Strecke stehen - das endgültige Ende seiner WM-Hoffnungen. Da sich der DS Techeetah erst nicht mehr bewegen ließ, beorderte die Rennleitung das Safety-Car auf die Strecke. Dann konnte Vergne doch wieder starten und wollte an die Box zurückfahren, blieb am Eingang der Boxengasse jedoch erneut stehen. Letztlich schaffte er es zurück in die Garage und stieg aus. Auch Dan Ticktum verunfallte mit seinem Nio und beschädigte seine Frontaufhängung - das frühe Aus für den Briten.
Nach acht Minuten Rennzeit ging es mit Vollstrom weiter. Nyck de Vries war direkt der Erste, der sich einen von drei verpflichtenden Attack-Modes (à vier Minuten) holte. Askew drängte Max Günther in der Haarnadelkurve weit nach außen und ging am Deutschen vorbei. Günther, der in dieser Aktion die TecPro-Barriere berührte, verlor wenig später weitere Positionen und fiel schließlich bis ans Ende des Feldes zurück. Weiter hinten versuchte es Felix da Costa gegen Giovinazzi, doch der Dragon-Fahrer hielt weiterhin dagegen. De Vries profitierte und ging an Felix da Costa vorbei. Daraufhin reagierte auch der Portugiese und fuhr durch die Attack-Zone.
Robust defending from @Anto_Giovinazzi who is having a strong start to the race!
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Evans kämpft sich nach vorn
Nun holten sich auch die Spitzenfahrer ihren ersten Attack-Mode. An der Reihenfolge änderte sich jedoch nichts. Giovinazzi verlor allerdings nach und nach Plätze und erhielt zudem eine Durchfahrtsstrafe, weil sein Dragon zum gefühlt 100. Mal in dieser Saison zu viel Energie abgerufen hatte - ein Software-Fehler. Nick Cassidy heimste sich derweil einen Platten ein und musste zum Reifenwechsel an die Box kommen. Mitch Evans hatte sich bereits auf Rang 5 vorgearbeitet. Dahinter kämpften Sebastien Buemi und Stoffel Vandoorne um Position 6.
Dann holte di Grassi seinen zweiten Attack-Mode und machte Druck auf Dennis. Hinter den beiden griff Felix da Costa mit Zusatzleistung de Vries an und ging am Ende der Start- und Zielgeraden am Mercedes-Fahrer vorbei. Felix da Costa damit auf Platz 3. Er holte jedoch noch vor Halbzeit bereits seinen dritten Attack-Mode und fiel wieder hinter de Vries zurück. Nun fuhr auch Dennis zum zweiten Mal durch die Attack-Zone und verlor Platz 1 an di Grassi - der erste Führungswechsel überhaupt am London-Wochenende.
Dennis jagte nun mit Attack-Mode di Grassi und schloss zusehends auf. Der Brasilianer machte sich jedoch wie erwartet breit. Di Grassi holte sich anschließend ebenfalls seinen letzten Attack-Mode, Dennis ging wieder vorbei. Dahinter überholte Evans Felix da Costa und fuhr nun auf Position 4 hinter de Vries. Der Niederländer blieb auch vor dem Jaguar-Piloten, als er durch die Attack-Zone steuerte.
Di Grassi zieht davon, Drama für Evans
Di Grassi war nun am Heck des Andretti von Dennis und machte mächtig Druck. Auf der Start-/Zielgeraden machte sich der Brite bereits sehr breit. Eine Runde später war di Grassi nicht nah genug dran - seine Chance damit dahin. Edo Mortara startete weiter hinten ebenfalls einen Angriff vor Kurve 1, drehte sich dabei jedoch in die Auslaufzone und fiel auf Platz 12 zurück. Vandoorne attackierte derweil Felix da Costa und übernahm Platz 5 vom DS-Techeetah-Piloten.
.@JakeDennis19 and @LucasdiGrassi are giving their all in London!
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Acht Minuten vor Ablauf der Zeit holte sich Dennis seinen letzten Attack-Mode - di Grassi wieder in Führung. Nun musste Dennis auf der Strecke an seinem Widersacher im Venturi vorbeikommen. Di Grassi gab Vollstrom und holte sich auch dank FANBOOST die schnellste Runde. Damit baute er seinen Vorsprung aus. Dennis schaffte es in den Folgerunden trotz Attack-Mode nicht, den Rückstand auf di Grassi signifikant zu verringern. So lief seine Zusatzleistung schließlich aus, ohne dass er einen seriösen Angriff setzen konnte. So ging es in die letzten sechs Minuten - inklusive drei Minuten Nachspielzeit.
Di Grassi schaffte es, seinen Vorsprung weiter zu vergrößern. Dennis musste sich vielmehr nach hinten orientieren, weil de Vries auf ihn Druck machte. Evans auf Platz 4 konnte das Tempo des Führungstrios nicht mitgehen. Dann der Schock für den Titelanwärter und sein Jaguar-Team: Evans verlor vor der Schikane seinen Vortrieb und musste den Notausgang nehmen! Nach einem Neustart seines Autos konnte er zwar zunächst weiterfahren. Er fiel jedoch auf Rang 15 zurück - und möglicherweise auch aus dem Titelkampf. Schließlich fuhr er an die Box und stieg aus - Drama für den Neuseeländer!
Absolute heartbreak for @mitchevans_ in London.
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Keine Teamorder bei Mercedes
In der letzten Runde passierte nichts Nennenswertes mehr. Lucas di Grassi brachte seinen ersten Saisonsieg mit mehr als drei Sekunden Vorsprung in Ziel. Dennis wurde Zweiter vor de Vries. Eine Teamorder bei Mercedes, die im Titelkampf womöglich einige erwartet hatten, blieb aus: Vandoorne beendete das Rennen als Vierter. Trotzdem machte der Belgier einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung WM-Titel! Jubel indes auch in der Dragon-Box: Sergio Sette Camara holte als Neunter die ersten Punkte für das US-Team in der Saison 2022.
In der Fahrer-WM steht der Gesamtführende Stoffel Vandoorne nun bei 185 Punkten und hat somit 36 Zähler Vorsprung auf den Zweitplatzierten Mitch Evans. Bei noch zwei ausstehenden Rennen in Südkorea ist der Titelgewinn des Mercedes-Piloten wohl nur noch Formsache. Lucas di Grassi verbesserte sich auf den sechsten Gesamtrang. Bei den Teams hat Mercedes seine Führung ebenfalls weiter ausgebaut, wenngleich Kunde Venturi am Sonntag nur einen Punkt weniger holte. Die Monegassen rückten dadurch wieder auf Platz 2 vor. Klarer Favorit ist jedoch auch in der Team-WM Mercedes-EQ.
Weiter geht es in der Formel E bereits in zwei Wochen. Dann steht mit einem "Double-Header" in Seoul das Saisonfinale 2022 auf dem Plan.
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