Formel E in London: Mitch Evans erobert Pole-Position am Samstag, doch Nick Cassidy startet von Platz 1
Timo Pape
Mitch Evans hat das Qualifying der Formel E am Samstag gewonnen. Der Jaguar-Pilot setzte sich in einem spannenden Finale gegen seinen WM-Rivalen Nick Cassidy (Envision) durch, muss wegen einer Strafe jedoch von Platz 6 aus ins Rennen gehen. Cassidy hingegen brachte sich in eine gute Ausgangsposition. WM-Spitzenreiter Jake Dennis startet allerdings immerhin als Zweiter und kann am Abend seinen ersten Titel gewinnen. Sebastien Buemi, Dan Ticktum und Rene Rast komplettierten die Top 5.
Gruppe A: Dennis trotz Mauerkontakt Spitze
Wie es das Qualifying-Format der Formel E so will, gingen je Gruppe zwei der vier Titelanwärter auf Zeitenjagd. In Gruppe A waren es Jake Dennis und Mitch Evans. Die Strecke war seit dem 2. Freien Training am Vormittag vollständig abgetrocknet. Somit konnten die Piloten mehr Risiko eingehen.
"Ich habe ein loses Teil an der hinteren Seite meines Sitzes. Zudem habe ich in Kurve 9 sämtlichen Vortrieb für zwei Sekunden verloren", klagte Dennis am Funk, was ihn jedoch nicht daran hinderte, die Bestzeit in der ersten Hälfte der Session zu setzen. Ihm folgten im Zeitentableau Edo Mortara, Sergio Sette Camara und Mitch Evans. Dann ging es für alle Piloten zum Reifenwechsel.
Nun wurde es ernst, und endlich sendeten auch die beiden DS-Fahrer ein Lebenszeichen: Stoffel Vandoorne und Jean-Eric Vergne robbten sich an die Top 4 heran. Dann verbesserten sich jedoch auch fast alle anderen. Evans übernahm die Spitze, Rene Rast kletterte auf Position 2. Der Fokus lag nun jedoch vor allem auf Dennis, und der WM-Spitzenreiter lieferte: Dennis zog mit Bestzeit in die Duellphase ein - trotz Mauerkontakt auf seiner schnellen Runde!
Jake LOVES his home race!
— ABB FIA Formula E World Championship (@FIAFormulaE) July 29, 2023
The Brit tops Group A and goes through to the Duels along with Mitch Evans, Stoffel Vandoorne and René Last ⚡️@Hankook_Sport #LondonEPrix pic.twitter.com/VZ69nz5J7P
Evans blieb Zweiter, Vandoorne schaffte es auf Rang 3. Außerdem gelang Rene Rast der Sprung ins Viertelfinale. Hinter den Top 4 stellten sich an: Mortara, Vergne, Andre Lotterer, Antonio Felix da Costa, Sette Camara und Robin Frijns.
Gruppe B: Cassidy hält "maximalem Druck" stand
In Gruppe B waren unter anderem Nick Cassidy und Pascal Wehrlein an der Reihe. Die schnellste Rundenzeit setzte in der ersten Hälfte der zwölfminütigen Session jedoch Sebastien Buemi. Hinter ihm sortierten sich Norman Nato, Nico Müller und Sacha Fenestraz ein. Nato hatte sich außerdem einen Verbremser mit anschließendem Wendemanöver in Kurve 10 geleistet. Cassidy lag nach dem ersten Durchlauf nur auf Rang 8. Dann folgten die Reifenwechsel - alle Fahrer kamen an die Box.
Mit frischen Reifen startete Cassidy umgehend mit Bestzeiten in den ersten beiden Sektoren in die womöglich titelentscheidende Phase. Dann leistete er sich jedoch einen Fehler in Kurve 16 und konnte sich nicht verbessern. Einen Versuch hatte er aber noch. Dan Ticktum übernahm unterdessen die Spitze, Wehrlein rückte auf Platz 3 vor. Die Zeit lief ab - jetzt ging es um alles für Cassidy. Er schaffte es diesmal fehlerlos durch die Runde und holte sich Platz 1! "Das war echt maximaler Druck - hat es gereicht?", funkte Cassidy. Die schlichte Antwort: ja - das Titelrennen war damit weiterhin offen.
CASSIDY. MEANS. BUSINESS! ?
— ABB FIA Formula E World Championship (@FIAFormulaE) July 29, 2023
Incredible lap from the Kiwi and he's through to the Duels. Joined by Buemi, Ticktum and Wehrlein.
All four Championship contenders will compete in the Quarter-Finals! ⚡️@Hankook_Sport #LondonEPrix pic.twitter.com/ySo9aTbFKi
Neben Cassidy zogen Buemi, Ticktum und Wehrlein in die K.o.-Phase ein. Nato scheiterte als Fünfter knapp. Hinter ihm reihten sich ein: Müller, Max Günther, Sacha Fenestraz, Jake Hughes, Lucas di Grassi und Roberto Merhi. ABT dank Müller abermals klar besser als das Mahindra-Werksteam.
Übersicht: Das Formel-E-Qualifying von London (Samstag)
Viertelfinale
VF1: Stoffel Vandoorne vs. Mitch Evans
Evans ließ Vandoorne im ersten Viertelfinale erwartungsgemäß nicht den Hauch einer Chance. Der Jaguar-Pilot war in allen drei Sektoren klar schneller und fuhr einen Vorsprung von mehr als einer halben Sekunde auf den noch amtierenden Formel-E-Meister heraus. Evans damit ungefährdet im Halbfinale, Vandoorne in der vierten Startreihe.
VF2: Rene Rast vs. Jake Dennis
Nun kam der Titelfavorit und lieferte erneut. Dennis war ebenfalls in allen drei Sektoren schneller als sein Kontrahent Rast und nahm ihm knapp vier Zehntelsekunden auf seiner Runde ab. Auch der zweite Meisterschaftskandidat zog somit souverän in die Runde der letzten Vier ein.
VF3: Dan Ticktum vs. Sebastien Buemi
Im dritten Viertelfinale legte Buemi mit einem starken ersten Sektor los. Auch der zweite Streckenabschnitt ging knapp an den Schweizer. In Sektor 3 waren beide Piloten auf Augenhöhe, wodurch Buemi seinen Vorsprung von etwas mehr als zwei Zehntelsekunden ins Ziel brachte. Ticktum musste sich trotz guter Leistung geschlagen geben, während Buemi ins Halbfinale einzog - ein wichtiger Schritt für Topteam Envision mit Blick auf die Team-Weltmeisterschaft.
VF4: Pascal Wehrlein vs. Nick Cassidy
Das letzte Viertelfinalduell eröffnete Cassidy mit einem klar schnelleren ersten Sektor. Wehrlein verlor zwei weitere Zehntelsekunden im zweiten Streckenabschnitt. In Sektor 3 waren beide Fahrer fast gleich schnell. So setzte sich Cassidy letztlich locker mit 4,44 Zehntelsekunden Vorsprung gegen seinen deutschen Porsche-Rivalen durch.
Halbfinale
HF1: Jake Dennis vs. Mitch Evans
Seine bisherigen zwei Qualifying-Duelle hatte Dennis gegen Evans gewonnen. Diesmal durfte er jedoch kein Risiko eingehen und auf keinen Fall sein Auto beschädigen. Womöglich spielte dies eine Rolle, denn im ersten Sektor verlor Dennis bereits mehr als zwei Zehntelsekunden auf Evans. Auch im zweiten Streckenteil war der Neuseeländer schneller. Zwar ging Sektor 3 an Dennis, doch letztlich musste er sich mit mehr als drei Zehntelsekunden Rückstand geschlagen geben. Der WM-Spitzenreiter damit raus, Evans im Finale!
HF2: Nick Cassidy vs. Sebastien Buemi
Mit Blick auf beide Weltmeisterschaften war das zweite Halbfinale eigentlich schon vorher entschieden, schließlich durfte Envision kein Unfallrisiko eingehen, und allein Cassidy konnte noch Fahrer-Champion werden. Dennoch ging Sektor 1 an Buemi. Im zweiten Abschnitt war Cassidy minimal schneller, doch in Sektor 3 nahm Buemi in Kurve 10 den Weg durch die Auslaufzone - möglicherweise beabsichtigt. So zog Cassidy wie erwartet ins Finale gegen seinen Landsmann aus Neuseeland ein.
Finale: Nick Cassidy vs. Mitch Evans
Schon vor dem Finale war klar, dass Cassidy von Platz 1 starten würde, denn Evans erwartete nach einem Zwischenfall in Rom eine Rückversetzungsstrafe um fünf Positionen in der Startaufstellung. Dennoch ging es um drei wichtige WM-Punkte! Cassidy war in Sektor 1 etwas schneller als Evans, ebenso im zweiten Streckenteil. Dann konterte Evans jedoch! Dank einer starken Zeit in Sektor 3 holte sich Evans offiziell die Pole-Position von London mit 26 Tausendstelsekunden Vorsprung auf Cassidy!
Durch Evans' Rückversetzung auf Startplatz 6 gehen die beiden Topkandidaten auf den WM-Titel - Dennis und Cassidy - gemeinsam aus Reihe 1 ins Rennen. Dennis hat somit seine "Hausaufgaben" gemacht und gute Karten, am Abend bereits vorzeitig Weltmeister zu werden. Evans wird hoffen, dass sich seine beiden Widersacher gegenseitig ins Gehege kommen, um noch eine Chance auf den Titel zu haben. Ähnliches gilt für Wehrlein, der ebenfalls noch theoretische Chancen hat.
Das erste Rennen in London startet am frühen Samstagabend um 18:00 Uhr (MESZ). Dann könnte bereits die Entscheidung im Titelkampf fallen. ProSieben überträgt den Hankook London E-Prix live im Free-TV, ran.de im Livestream. Wir begleiten den vorletzten Saisonlauf wie gewohnt in unserem beliebten Hankook Formel E Liveticker.
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