Formel E in London: Nick Cassidy gewinnt Saisonfinale am Sonntag, Envision ist Team-Champion 2023!
Timo Pape
Nick Cassidy hat das Saisonfinale 2023 der Formel E in London gewonnen. Damit sicherte sich der Neuseeländer nicht nur die Vizeweltmeisterschaft der Fahrer, sondern seinem Team Envision Racing auch den ersten WM-Titel in der Teamwertung. Mitch Evans (Jaguar) wurde in einem gähnend langweiligen Regenrennen Zweiter vor Jake Dennis (Andretti). Nach zweimaliger Unterbrechung wegen zu starken Regens war das Rennen mit erheblicher Verzögerung gestartet.
Das Saisonfinale begann mit einem ungewöhnlichen Szenario: Weil es außerhalb der Londoner Messehalle stark regnete, wurde das Rennen hinter dem Safety-Car gestartet. Drei Runden lang sollte das Feld dem Porsche Taycan zunächst folgen, bis Bruno Correia erstmals in die Boxengasse abbog. Dann sollten sich die 22 Piloten eigentlich in der Startaufstellung aufreihen, um regulär aus dem Stand loszufahren.
Race Director Scot Elkins has ordered another lap behind the Safety Car.@Hankook_Sport #LondonEPrix pic.twitter.com/BpC5yY6skh
— ABB FIA Formula E World Championship (@FIAFormulaE) July 30, 2023
Als sich Pole-Sitter Nick Cassidy seiner Startbox näherte, entschied sich Rennleiter Scot Elkins jedoch um und vermeldete, dass das Safety-Car wieder herauskommen und eine weitere Runde anführen würde. Damit nicht genug. "Es wird immer schlimmer", meldete Sam Bird am Teamfunk. "Stoffel (Vandoorne) vor mir rutscht wie ein Rallyepilot." Auch Meister Jake Dennis funkte: "Wir können unter diesen Bedingungen wirklich kein Rennen fahren." In Runde 5 entschied die Rennleitung, das Rennen mit roter Flagge zu unterbrechen.
Nach rund 27 Minuten Unterbrechung ging es wieder los - zunächst für zwei weitere Runden hinter dem Safety-Car. Die Bedingungen hatten sich jedoch noch nicht nennenswert verbessert, sodass Rennleiter Elkins erneut rote Flaggen ausrief und den E-Prix abermals unterbrach. Nach weiteren 43 Minuten Pause mit einigen lustigen Szenen in der Boxengasse (siehe Liveticker) ging es um 19:30 Uhr (MESZ) endlich weiter. Zunächst fuhr das Feld erneut zwei Runden lang hinter dem Safety-Car. Dann ging es tatsächlich los mit einem "fliegenden" Start und Runde 8!
Gesittete erste Rennhälfte, Spitzenduo setzt sich ab
Im ersten Umlauf tasteten sich alle Piloten zunächst langsam an das Limit heran - es gab keine Unfälle. Manche fuhren direkt durch die Attack-Zone. Positionsveränderungen auf der regulären Strecke gab es zunächst noch nicht. Jake Dennis versuchte einen Angriff gegen den Drittplatzierten Norman Nato und touchierte den Nissan, blieb jedoch zunächst dahinter, bis dieser durch die Attack-Zone steuerte. An der Spitze fuhren Cassidy und Mitch Evans in einer eigenen Liga und hatten nach dem ersten Renndrittel rund vier Sekunden Vorsprung auf Dennis herausgefahren.
Zwischen den beiden Neuseeländern ging es bekanntlich um nichts Geringeres als die Team-WM. Zu jenem Zeitpunkt rangierte der Kundenrennstall Envision sieben Punkte vor dem Jaguar-Werksteam, auch bedingt durch die jeweiligen Nummer-2-Fahrer der Teams: Sam Bird fuhr auf Position 6, Sebastien Buemi war Achter. Cassidy holte sich kurz vor Rennhalbzeit seinen zweiten Attack-Mode und blieb vorn.
Die Top 10 hatten damit bereits all ihre Attack-Mode-Verpflichtungen abgehakt. Das "bereinigte" Klassement in Runde 17 von 34: Cassidy, Evans, Dennis, Nato, Vandoorne, Bird, Buemi, Nico Müller und Dan Ticktum, der kurz zuvor einen Platz gegen Edo Mortara gutgemacht hatte. Außerdem zeigte Lucas di Grassi ein sehenswertes Manöver gegen Jean-Eric Vergne, der anschließend an die Box kam und seine Reifen wechseln ließ, um mehr Grip zu bekommen.
Ticktum! The Brit takes advantage of a slip from Mortara and moves into P9!@Hankook_Sport #LondonEPrix pic.twitter.com/5vtPgNYDmt
— ABB FIA Formula E World Championship (@FIAFormulaE) July 30, 2023
Cassidy sichert Vize-Weltmeisterschaft & Teamtitel für Envision
Zehn Runden vor dem regulären Ende hatte das Führungsduo bereits zehn Sekunden Vorsprung auf Dennis herausgefahren. Zwischen Cassidy und Evans lagen gut 2,5 Sekunden. Sonst passierte auf der Strecke fast nichts Nennenswertes. Innerhalb der Redaktion diskutierten wir bereits, ob wir womöglich das langweiligste Rennen der Formel-E-Geschichte sahen. Buemi nahm Bird außen herum in Kurve 1 den sechsten Platz ab und verbesserte die Ausgangslage für Envision damit abermals. Bird ließ zwar nicht locker und versuchte, den Schweizer unter Druck zu setzen, verlor jedoch eher an Boden.
Buemi using every inch of the curb there ??@Hankook_Sport #LondonEPrix pic.twitter.com/iEtI6kpT19
— ABB FIA Formula E World Championship (@FIAFormulaE) July 30, 2023
Durch die zahlreichen Runden hinter dem Safety-Car zu Rennbeginn wurde der E-Prix um vier zusätzliche Umläufe verlängert. Dennis drehte die schnellste Runde. Ihm fehlten in Runde 33 von 38 allerdings schon 14 Sekunden auf die Spitze. Auch hinter ihm kam sieben Sekunden niemand, bis schließlich Nato vor Vandoorne folgte. Cassidy konnte an der Spitze noch zulegen und vergrößerte die Lücke zu seinem Landsmann Evans auf letztlich 4,9 Sekunden.
In den letzten zwei Runden passierte nichts Bemerkenswertes mehr. Cassidy holte sich ungefährdet seinen fünften Formel-E-Sieg und damit auch die Vize-Weltmeisterschaft 2023. Außerdem bescherte er Envision (ehemals Virgin) zusammen mit Teamkollege Buemi die Weltmeisterschaft in der Teamwertung! Evans wurde Zweiter, ebenso wie Jaguar in der Team-WM, Champion Dennis komplettierte das Podium. Dadurch überholte Andretti tatsächlich noch das Porsche-Werksteam und wurde Gesamtdritter.
Das war die Formel-E-Saison 2023! Die Weltmeisterschaft 2024 beginnt am 13. Januar in Mexiko-Stadt. e-Formel.de begleitet dich aber wie gewohnt auch durch die Off-season, unter anderem mit den kollektiven Testfahrten von Valencia im Oktober.
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben