Formel E

Formel E in London: Pascal Wehrlein sichert sich 1. Weltmeistertitel in dramatischem Finale!

Timo Pape

Timo Pape

Pascal-Wehrlein-Formula-E-London-2024

Pascal Wehrlein ist Formel-E-Weltmeister 2023/24! Der Porsche-Fahrer setzte sich in einem unfassbar spannenden und dramatischen Finale in London gegen seine beiden Jaguar-Widersacher durch. Platz 2 reichte ihm zum Titel, weil Mitch Evans nur Dritter wurde, und Nick Cassidy in der Folge eines Reifenschadens ausfiel. Der Rennsieg beim London E-Prix ging an Nissan-Pilot Oliver Rowland.

Am Start kamen zunächst alle gut weg - vor allem Mitch Evans, der einen Platz gegen Max Günther gutmachte und damit als Zweiter seinem Jaguar-Teamkollegen Nick Cassidy folgte. Pascal Wehrlein, der dritte Titelkandidat im Bunde, ging als Vierter hinter Günther durch die erste Runde. Sonst gab es auf den ersten 17 Positionen keine Platzwechsel.

In der zweiten Runde krachte es bereits zum ersten Mal: Jake Dennis und Edo Mortara fuhren in Kurve 3 geradeaus in die TecPro-Barriere - das Aus für beide. Offenbar hatte sich Mortara unmittelbar zuvor die Lenkung gebrochen und fuhr demnach in Kurve 3 geradeaus. Dennis auf der Außenbahn hatte keine Möglichkeit, dem Mahindra auszuweichen und landete mit ihm gemeinsam in der Streckenbegrenzung. Zum ersten Mal am Sonntag kam das Safety-Car auf die Strecke.

Mit Beginn der fünften Runde ging es im Renntempo weiter. Evans zeigte sich direkt angriffslustig und zuckte in den Bremsphasen heraus. Cassidy musste sich verteidigen. Der erste echte Angriff folgte in Kurve 16, doch Cassidy machte die Innenbahn dicht. Hintergrund der frühen Attacken war auch, dass Cassidy das Tempo stark verlangsamte, um als Führender etwas Energie zu sparen. Am Ende der sechsten Runde griff Wehrlein Günther an und holte sich den dritten Platz!

Bird & Daruvala crashen im Untergeschoss

In Runde 7 kam es zum nächsten Unfall - und zur nächsten Safety-Car-Phase: Sam Bird fuhr den Weg zu Kurve 6 hinab - auf der Innenbahn neben Jehan Daruvala. Beim Einlenken ließ der Inder im Maserati anscheinend nicht genug Platz für Bird, sodass dieser nicht mehr durch die Kurve passte. Der McLaren schlug erst links an der Kurveninnenseite an und rutschte dann geradeaus in die TecPro-Barriere. Auch Daruvala drehte sich, schlug hinten an und nahm schweren Schaden an der Heckpartie. Er rettete sich aus eigener Kraft an die Box, während Birds Auto abgeschleppt werden musste.

Mit dem Start von Runde 10 ging es weiter. Cassidy holte sich als erster Pilot der Führungsgruppe seinen ersten Attack-Mode und schaffte es mit harten Bandagen, vor seinem Teamkollegen zu bleiben! Evans schickte bereits die ersten enttäuschten Funksprüche Richtung Jaguar-Kommandostand, denn er hatte den Rest des Feldes extra heruntergebremst, damit Cassidy nicht hinter Wehrlein zurückfiel. "Ich war fair - das war das letzte Mal", so Evans. In Runde 13 fuhr Cassidy schon zum zweiten Mal durch die Attack-Zone und fiel diesmal hinter Evans und Wehrlein zurück.

Wehrlein machte jetzt mächtig Druck auf den Führenden Evans. Jaguar musste alles daransetzen, Wehrlein nicht in Führung kommen zu lassen, denn am Vortag war der Deutsche bei freier Fahrt nicht mehr einzuholen gewesen. Cassidy hing nun mit Zusatzleistung hinter Wehrlein fest und funkte ebenfalls seinen Frust Richtung Jaguar: "Das ist einfach nicht fair!" Wehrlein verteidigte sich geschickt und setzte gleichzeitig weitere Nadelstiche gegen Evans, um ihn in einen Fehler zu treiben. In Runde 17 von 34 war der Titelkampf weiterhin vollkommen offen.

Erster Kontakt zwischen Evans & Wehrlein

Hinter dem Titelkampftrio hatte sich inzwischen Oliver Rowland auf den vierten Platz vorgearbeitet. Ein paar Meter hinter ihm fuhren zur Rennhalbzeit Günther, Antonio Felix da Costa, Jean-Eric Vergne und Stoffel Vandoorne. Die Action spielte sich aber vor allem ganz vorn ab. Wehrlein hatte zu diesem Zeitpunkt einen Energievorteil von 1,7 Prozent. In Runde 20 griff er in Kurve 1 an! Evans hielt hart dagegen, es kam zum leichten Kontakt, sodass Wehrlein über den Randstein fahren musste! Evans blieb vorn, beide fuhren unbeschadet weiter. Die Spannung war jetzt schon kaum zu ertragen.

Evans erhielt eine Verwarnung für "moving under breaking" - er dürfe also nicht weiterhin in den Bremszonen die Spur wechseln, um sich gegen Wehrlein zu verteidigen. Der Deutsche machte weiterhin aggressiv Druck auf Evans, der mit Blick auf seinen Energiestand allmählich in die Bredouille kam. Gleichzeitig konnte er nicht durch die Attack-Zone fahren, ohne den Platz - und damit womöglich den Titel - an Wehrlein zu verlieren. Für Cassidy, der als einziger der Drei bereits beide Attack-Modes geholt hatte, verbesserten sich die Chancen hingegen, weil er wie Wehrlein Energie sparen konnte.

Dahinter lieferten sich Rowland, Vergne, Günther und Felix da Costa packende Duelle um die Plätze 4 bis 6. Rowland hielt in Runde 28 weiterhin den vierten Platz, Felix da Costa hatte sich auf Position 5 vorgearbeitet - musste verglichen mit seinen Verfolgern aber noch einmal durch die Attack-Zone.

Cassidy scheidet dramatisch aus Titelkampf aus

Dann fiel das erste dramatische Puzzleteil im Titelkampf: Cassidy heimste sich bei einem Kontakt mit Felix da Costa einen Reifenschaden ein, wodurch er zunächst hinter Rowland zurückfiel. Weil er so langsam fuhr, liefen auch die anderen Fahrer auf ihn auf. Günther berührte ihn schließlich in der letzten Kurve und drehte ihn leicht, wobei sich der Maserati die Front beschädigte. Cassidy kam sofort zum Reifenwechsel an die Box, fiel aber natürlich ans Ende des Feldes zurück - das Ende seiner Titelhoffnungen!

Das Safety-Car kam auf die Strecke, und zwar genau in dem Moment, als Evans und Wehrlein die Attack-Zone ansteuerten. So konnten beide ihre Attack-Modes nicht aktivieren, verloren aber die Führung an Rowland! Als es weiterging, fuhren die beiden Titelrivalen erneut durch die Attack-Zone, diesmal erfolgreich. Felix da Costa blockte geschickt Robin Frijns, sodass Wehrlein vor den beiden zurückkehrte. Rowland ließ vermeintlich mit Absicht Evans durch, weil er kurz nach Ausruf des Safety-Cars die Führung übernommen hatte. Evans nun Erster vor Rowland und Wehrlein.

Verpasster Attack-Mode entscheidet Meisterschaft

Das Drama ging weiter: Evans wollte sich in Runde 34 den zweiten Attack-Mode holen, verpasste aber die erste Aktivierungsschleife - die titelentscheidende Aktion! So musste er eine Runde später erneut durch die Attack-Zone fahren, wodurch er den zweiten Platz gegen Wehrlein verlor! Rowland lag nun in Führung vor Wehrlein und Evans - während Cassidy in der Jaguar-Box endgültig aufgab. Das Rennen war wegen der Safety-Car-Phasen inzwischen zum drei Umläufe auf 37 Runden verlängert worden.

Es wurde noch kurioser: Evans musste seinen Attack-Mode laut Reglement bis zum Rennende vollständig aufbrauchen, doch die letzte Runde lief bereits. Er musste daher das Rennen extrem verlangsamen, um nicht disqualifiziert zu werden - die endgültige Entscheidung! Wehrlein konnte somit entspannt zu Ende fahren und Rowland den Heimsieg überlassen, während Evans letztlich mit einigem Abstand Dritter wurde.

Damit stand fest: Der Formel-E-Weltmeister 2023/24 heißt Pascal Wehrlein! Es ist der erste FIA-WM-Titel für den 29-Jährigen. Am Teamfunk übermannten ihn die Emotionen. Tränen der Freude bei Wehrlein und Porsche. Die offizielle Teamweltmeisterschaft ging indes klar an Jaguar TCS Racing - ebenfalls der erste Titel für das britische Team!

Das war's mit der Formel-E-Saison 2024! Bevor das elfte Meisterschaftsjahr mit dem neuen Gen3-Evo-Auto im Dezember beginnt, stehen zuvor im November noch die offiziellen Vorsaison-Testfahrten in Valencia statt. Wir begleiten die Formel E bis dahin natürlich weiterhin für dich.

Ergebnisse & Zeiten

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1 Kommentare

Dauerfan ·

Danke, danke an e-formel.de für die tolle Berichterstattung in dieser zurückliegenden Saison! Ihr seid spitze ?. Nun heißt es wieder freuen auf die nächste Saison

Antwort von Tobias Wirtz

Vielen lieben Dank! ❤️

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