Formel E

Formel E in London: Titelanwärter Evans holt Pole-Position am Samstag, Wehrlein auf Startplatz 3

Timo Pape

Timo Pape

Mitch Evans hat die vermeintlich wichtigste Qualifikation der Formel-E-Saison 2024 für sich entschieden. Im Finale schlug der Jaguar-Pilot Markenkollege Sebastien Buemi im Envision und sicherte sich damit nicht nur Startplatz 1, sondern auch drei wichtige WM-Punkte für die Pole-Position. Pascal Wehrlein - bis dahin punktgleich mit Evans - wurde Dritter. WM-Spitzenreiter Nick Cassidy schaffte es lediglich auf den 17. Startplatz!

Gruppe A: Wehrlein brilliert, Cassidy dramatisch nur 9.

Die ersten elf Fahrer der Qualifikation erwartete eine wahre "Todesgruppe" mit "Schwergewichten" wie Nick Cassidy, Pascal Wehrlein, Oliver Rowland, Sebastien Buemi, Robin Frijns und Jake Dennis. Und als wäre das nicht anspruchsvoll genug, begann es pünktlich zum Qualifying auch noch zu regnen. Zwar nicht allzu stark, doch die Fahrer gaben schon früh Vollstrom, um eine gute Rundenzeit zu setzen, sollte es schlimmer werden.

Sergio Sette Camara fuhr in Kurve 1 geradeaus und musste wenden. Dann wurde der Regen etwas weniger, und die Strecke damit schneller. Im Gegensatz zu anderen Qualifyings kam fast niemand zum Reifenwechsel an die Box - bis auf Jake Hughes und Sette Camara, die später auf den letzten Positionen landen sollten. Die anderen neun Piloten lieferten weiterhin eine schnelle Runde nach der anderen ab. Weil der Kurs stetig schneller wurde, wechselten auch die Spitzenplätze munter durch. Eine Minute vor Schluss war Wehrlein Schnellster.

Nach Ablauf der Zeit gab es jedoch zahlreiche Verbesserungen - die Spannung stieg! Wehrlein verbesserte sich abermals und gewann die schwierige Gruppe A! Zweiter wurde Buemi vor Rowland und Frijns - erstmals seit dem Saisonauftakt in Mexiko wieder beide Envision im Viertelfinale. Drama jedoch für Jaguar: WM-Spitzenreiter Cassidy schaffte es lediglich auf den neunten Platz seiner Gruppe - und wird den Titelkampf von weit hinten im Feld aufnehmen müssen! Außerdem scheiterten ab Platz 5 Weltmeister Dennis, Sam Bird, Nyck de Vries, Edo Mortara, Sette Camara und Hughes.

Gruppe B: Evans souverän, Felix da Costa scheitert knapp

Herausragende Qualifyer gab es in Gruppe B nicht ganz so viele wie kurz zuvor. Mitch Evans und Jean-Eric Vergne dürften aber die meisten auf dem Zettel gehabt haben. Da die Strecke inzwischen wieder trocken war, verlief die Session wieder "normaler". In den ersten sechs Minuten gelang Evans die beste Rundenzeit. In den Top 4 folgten Max Günther, der mit dem rechten Heck leicht die Mauer touchiert hatte, Stoffel Vandoorne und Jehan Daruvala im zweiten Maserati. Dann ging es wie gewohnt zum Reifenwechsel an die Box. Porsche versuchte mit Antonio Felix da Costa jedoch eine alternative Strategie und ließ ihn durchfahren.

Dann ging es auf die entscheidenden Runden - eröffnet von Evans. Der Jaguar-Fahrer blieb Schnellster, während sich Nico Müller auf den zweiten Platz verbesserte! Starke Leistung des Schweizers an seinem letzten Rennwochenende für ABT Cupra. Außerdem schafften es Norman Nato und Vergne in die Duellphase. Felix da Costa hingegen scheiterte als Fünfter knapp in der Gruppenphase! Hinter ihm reihten sich in ein: Günther, Sacha Fenestraz, Daruvala, Vandoorne, Dan Ticktum und Lucas di Grassi. Dem Brasilianer fehlten dabei mehr als drei Zehntelsekunden auf seinen Teamkollegen Müller.

Viertelfinale

VF1: Oliver Rowland vs. Sebastien Buemi

Die ehemaligen Nissan-Teamkollegen Rowland und Buemi trafen zum ersten Mal in der Gen3-Ära aufeinander. Den besseren Start erwischte dabei Buemi. Im zweiten Streckenabschnitt konnte Rowland wieder ein bisschen Zeit gutmachen. Letztlich fehlten ihm trotzdem mehr als zwei Zehntelsekunden auf den Routinier, nachdem beide in Sektor 3 annähernd gleich schnell waren. Buemi etwas überraschend, aber überzeugend im Halbfinale!

VF2: Robin Frijns vs. Pascal Wehrlein

Für Wehrlein war es bereits die zwölfte Duellteilnahme in dieser Saison - Formel-E-Rekord! Diesmal hatte er einen besonders schnellen Gegner, den er aber schon zweimal in Quali-Duellen besiegen konnte. Frijns war in Sektor 1 allerdings klar schneller! Wehrlein konterte im zweiten Abschnitt - die Spannung wuchs. Tatsächlich konnte der deutsche Porsche-Fahrer das Blatt noch wenden und Frijns um 39 Tausendstelsekunden schlagen! Ein weiterer wichtiger Schritt für Wehrlein im Titelkampf.

VF3: Norman Nato vs. Nico Müller

Nato und Müller begannen ihre Runden mit fast identischen Zeiten. Der Andretti-Fahrer konnte sich in Sektor 2 aber einen kleinen Vorsprung herausarbeiten. Auch wenn der letzte Streckenteil an Müller ging, musste sich der ABT-Pilot um 83 Tausendstelsekunden knapp geschlagen geben. Nato im Halbfinale - die nächste starke Leistung des Franzosen, der Berichten zufolge das Team verlassen könnte - um ausgerechnet für Müller Platz zu machen!

VF4: Jean-Eric Vergne vs. Mitch Evans

Dieses Duell der Giganten hatte es schon zweimal in der Saison 2024 gegeben, immer im Finale. Einmal gewann Evans, einmal Vergne. Im ersten Sektor legte Evans die Messlatte gleich sehr hoch und war gut zwei Zehntelsekunden schneller als Vergne. Fast identisch verlief der zweite Abschnitt. Und nachdem auch Sektor 3 an Evans ging, musste sich Vergne klar und deutlich mit annähernd vier Zehntelsekunden geschlagen geben. Trotzdem Startplatz 5 für Vergne - so gut war Evans! Der "Kiwi" in meisterlicher Form und damit weiter im Rennen um die Pole-Position gegen Rivale Wehrlein.

Halbfinale

HF1: Pascal Wehrlein vs. Sebastien Buemi

Im ersten Halbfinale gelang Buemi der etwas bessere Start in die Runde. In Sektor 2 baute der Champion von 2016 seinen Vorsprung sogar auf mehr als zwei Zehntelsekunden aus! Zur Überraschung vieler Zuschauer:innen verlor Wehrlein im letzten Abschnitt noch einmal gut zwei Zehntel! Envision-Fahrer Buemi zog demnach mit mehr als vier Zehntelsekunden Vorsprung ins Finale ein - zum ersten Mal seit Mexico City E-Prix im Januar! Wehrlein hingegen verpasste die Chance auf drei wichtige Bonuspunkte im WM-Kampf.

HF2: Norman Nato vs. Mitch Evans

Das zweite Halbfinale begann wie erwartet: mit einem Vorteil für Evans. Sektor 2 ging allerdings mit leichtem Vorsprung an Nato. Unter dem Strich holte Evans aber 1,84 Zehntelsekunden Vorsprung auf den Franzosen heraus und zog damit abermals souverän ins Finale gegen Buemi ein. Nato geht von Startplatz 4, direkt hinter Wehrlein, ins Rennen. Die beiden verbliebenen Porsche-Fahrzeuge mussten sich somit den beiden verbliebenen Jaguar-Autos unterordnen, die in London erneut das Maß der Dinge waren.

Finale: Mitch Evans vs. Sebastien Buemi

Nachdem Evans und Buemi im Vorjahr gleich viermal in der Duellphase aufeinandergetroffen waren (3:1 für den Neuseeländer), war es in dieser Saison erst das zweite Duell der beiden. Im Halbfinale von Mexiko hatte Buemi gewonnen. Diesmal erwischte er ebenfalls den minimal besseren ersten Sektor! Im zweiten Abschnitt der Strecke schlug Evans aber zurück und machte wieder eine Zehntelsekunde gut. Am Ende war der Jaguar-Pilot wegen zwei pinkfarbener Sektoren 69 Tausendstelsekunden schneller als Buemi - Pole-Position und drei WM-Punkte für den Titelanwärter!

Für Evans war es bereits die neunte Pole seiner Formel-E-Karriere. Damit ist er nun alleiniger Drittplatzierter in ewigen Rangliste. Durch die Bonuspunkte konnte er seinen Rückstand auf den WM-Führenden Cassidy von zwölf auf neun Punkte reduzieren. Mit Blick auf dessen schlechten Startplatz könnte Evans die Tür zum Titel im ersten von zwei London-Rennen am Samstag wieder aufstoßen.

Der vorletzte Saisonlauf der Formel-E-WM 2024 findet am frühen Samstagabend um 18 Uhr (MESZ) statt. Der deutsche Fernsehsender DF1 überträgt den London E-Prix entgegen der bisherigen Planung offenbar nun doch live im Free-TV sowie im Livestream auf df1.de. e-Formel.de begleitet das Rennen in Großbritannien wie gewohnt live im beliebten Hankook Formel E Liveticker.

Ergebnisse, Zeiten & Startaufstellung

Gesamtwertung (Fahrer & Teams)

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