Formel E in Monaco: Sebastien Buemi gewinnt sensationell packendes Regenrennen
Timo Pape

Shiv Gohil / Spacesuit Media
Sebastien Buemi hat sensationell das Sonntagsrennen im Regen von Monaco gewonnen. Der Routinier im Envision holte seinen ersten Formel-E-Erfolg nach einer Durststrecke von 80 (!) Rennen und feierte seinen 14. E-Prix-Sieg überhaupt - alleiniger Rekord! In einem packenden Rennen wurde WM-Spitzenreiter Oliver Rowland (Nissan) Zweiter vor Nick Cassidy (Jaguar). Mehrere Unfälle hatten zuvor für Unterbrechungen gesorgt.
Den besten Start auf abtrocknender Strecke erwischte Pole-Sitter Oliver Rowland. Doch auch hinter ihm kamen alle gut weg und fuhren bei den schwierigen Bedingungen sehr bedacht durch die erste Kurve. Sam Bird startete nach seinem Qualifying-Crash aus der Boxengasse. In der ersten Runde rutschten die Fahrer über die nassen Straßen des Fürstentums, um die Grenzen der Reifen auszutesten. Es kam zu ein paar kleineren Kontakten. Jean-Eric Vergne ging an seinem DS-Teamkollegen Max Günther vorbei und war nun Dritter hinter Nyck de Vries.
🟢 WE GO GREEN IN MONACO!!! 🟢
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Rowland gets away well at the start and leads from de Vries and Vergne! It's a clean first few corners for the grid on a wet track! 👏#MonacoEPrix pic.twitter.com/p2uCUNnENk
In Runde 3 fuhren mit Sebastien Buemi, Dan Ticktum, Jake Dennis die ersten Piloten durch die Attack-Zone. Für sie ging es nun im Allradantrieb nach vorn - ein besonderer Vorteil bei den schwierigen Gripverhältnissen. So reagierten im nächsten Umlauf auch die meisten anderen Fahrer der Top 10 und holten sich ihren ersten von zwei Attack-Modes. Nur Rowland und de Vries an der Spitze blieben im normalen Rennmodus. So verlor zunächst der Niederländer Positionen gegen Vergne, Buemi und Günther, ehe auch er durch die Attack-Zone fuhr - und dabei auch noch hinter Ticktum zurückfiel.
David Beckmann drehte sich in Kurve 1, weil ihm Jake Hughes beim Anbremsen den Reifen aufgeschlitzt hatte. Beckmann musste zum Reifenwechsel an die Box kommen. Die Rennleitung sprach später eine 5-Sekunden-Zeitstrafe gegen Hughes aus. An der Spitze ging Vergne an Rowland vorbei und übernahm die Führung beim Monaco E-Prix. Rowland blieb trotzdem weiterhin "draußen". Vergne gab nun richtig Vollstrom und baute seine Führung auf mehr als vier Sekunden aus. De Vries machte inzwischen wieder Positionen gut und war bereits wieder Dritter hinter Rowland.
Unfälle von di Grassi & Müller
Dann krachte es zum ersten Mal: Lucas di Grassi verlor seinen Lola in Kurve 8 und schlug etwas übermütig mit der Front an der Mauer an. Da er nicht aus eigener Kraft an die Box zurückkommen konnte, rief die Rennleitung Full-Course-Yellow aus, um das Auto zu bergen. Die Unterbrechung mit 50 km/h Tempolimit dauerte aber nicht lang. Nach dem Neustart führte Vergne das Feld weiterhin mit drei Sekunden Vorsprung an. Dahinter: Rowland, de Vries, Günther und Buemi, der den Deutschen unter Druck setzte.
The moment di Grassi's race came to an end. pic.twitter.com/wZLwiF3JRK
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Dann leistete sich Ticktum einen Fehler beim Angriff von Jaguar-Fahrer Nick Cassidy. Auf dem Weg zu "Mirabeau" schlug er leicht rechts an der Mauer an und rutschte in die Auslaufzone. Dort musste er wenden und fiel auf Platz 18 zurück. In Runde 13 kam es zum nächsten Zwischenfall: Nico Müller verlor seinen Andretti in der schnellen Linkskurve "Massenet" und touchierte die Außenmauer. "Tut mir leid, der geht auf mich", funkte der Schweizer, der sein Auto nicht mehr bewegen konnte. Das Safety-Car kam zum ersten Mal auf die Strecke. Währenddessen musste Mitch Evans mit einem Reifenschaden an die Box kommen und fiel weit zurück.
⚠️ Safety Car ⚠️
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Lap 13/29
Mueller goes off down the escape road after hitting the wall and can't recover the car.#MonacoEPrix pic.twitter.com/bwyrhIqqhQ
Mit dem Start von Runde 15 - also gegen Halbzeit - ging es im Renntempo weiter. Vergne gewann den Neustart, hatte Rowland aber nun wieder direkt hinter sich. Zudem hatte der Franzose bis dahin deutlich mehr Energie verbraucht als sein Widersacher im Nissan. In Runde 18 fuhr endlich auch Rowland erstmals durch die Attack-Zone und fiel zunächst hinter de Vries zurück. Auf dem Weg zur Hafenschikane griff er den Mahindra-Fahrer außen herum an und bremste nicht rechtzeitig. Er musste die Schikane abkürzen und fiel auch hinter Buemi zurück. Auf der Start- und Zielgeraden packte sich Rowland aber schließlich auch de Vries.
Lap 18/29
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A mega defense from de Vries and Rowland had to bail and drive through the chicane 😮💨#MonacoEPrix pic.twitter.com/S7BWLsvAo4
Packende Zweikämpfe an der Spitze
Nun versuchte Vergne, sich bestmöglich gegen den übermächtigen Rowland im Allradantrieb zu verteidigen. Vergne blieb in der Hafenschikane daneben, sodass Rowland erneut abkürzen musste. "Lachender Dritter" war de Vries, der den besseren Kurvenausgang erwischte und gleich beide überholte! Rowland konterte jedoch noch vor der Schwimmbad-Passage - inklusive Berührung - und ging wieder in Führung. Eine Runde später holte sich de Vries seinen zweiten Attack-Mode und erklomm abermals die Spitze - jede Menge Action in Monaco!
All change ⚡😮
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A huge battle between de Vries, Rowland, Buemi and Vergne ⚔️#MonacoEPrix pic.twitter.com/0io0oFVDmm
Jetzt drehte Buemi im Attack-Mode richtig auf und überholte mehrere Fahrer. Bergauf nach Kurve 1 schnappte er sich sogar de Vries und übernahm die Führung. Nun holte sich auch noch Rowland seinen zweiten Attack-Mode und fiel vorerst zurück. Zudem ließ er freiwillig Vergne vorbei, um einer möglichen Strafe wegen Abkürzens aus dem Weg zu gehen. Als Vergnes Attack-Mode ausgelaufen war, holte sich Rowland die Position jedoch gleich wieder zurück.
In Runde 23 meldeten auch Nick Cassidy und Antonio Felix da Costa ihre Ansprüche im Kampf um die Spitze an. Beide gingen in "Mirabeau" an de Vries vorbei, der nun immer mehr an Boden verlor. Das "bereinigte" Klassement in Runde 24 von 29: Buemi vor Rowland, Cassidy, Felix da Costa, de Vries, Vergne und Pascal Wehrlein. Buemi hatte an der Spitze mehr als 3,5 Sekunden Vorsprung auf Rowland und steuerte der Sensation entgegen, zumal der Schweizer die Lücke immer weiter ausbaute.
Ruhigere Schlussphase
Da die Fahrer in der Schlussphase keine Energie mehr sparen mussten, wurde es nun etwas ruhiger - obwohl die Rennleitung das Rennen wegen der Unterbrechungen um eine Runde verlängerte. Spannend war vor allem noch der Kampf um das letzte Podiumstreppchen, denn Felix da Costa machte mächtig Druck auf Cassidy. Buemi - inzwischen fast fünf Sekunden enteilt - setzte ohne Attack-Mode die schnellste Rundenzeit, um den damit verbundenen Zusatzpunkt zu holen. Diesen schnappte ihm Felix da Costa wenig später aber noch weg.
Sonst passierte nicht mehr viel Nennenswertes. Buemi brachte seinen ersten Formel-E-Sieg seit dem New York E-Prix 2019 ungefährdet ins Ziel und kürte sich zum ersten Fahrer, der dreimal in seiner Karriere in Monaco gewann! Rowland baute seine WM-Führung mit Rang 2 weiter aus, und Cassidy verteidigte das Podium. Felix da Costa wurde Vierter vor de Vries, Vergne, Wehrlein, Günther, Dennis und Vandoorne.
The moment Sébastien Buemi became a THREE TIME Monaco winner 🥹#MonacoEPrix pic.twitter.com/8Opz4ErVil
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In der Fahrer-WM hat Felix da Costa den zweiten Platz von seinem Teamkollegen Wehrlein übernommen. Rowland an der Spitze hat allerdings schon 48 Punkte Vorsprung! Bei den Teams liegt Porsche unverändert in Führung vor Nissan und Mahindra, und in der Herstellerwertung führt Nissan weiterhin vor Porsche. Jaguar konnte aber einen großen Sprung auf Rang 3 machen. Das nächste Formel-E-Rennen findet in zwei Wochen statt. Dann reist die Elektroserie zum "Double-Header" nach Tokio.
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