Formel E

Formel E in New York: Nick Cassidy verliert nachträglich Pole-Position an Antonio Felix da Costa

Timo Pape

Timo Pape

Nick Cassidy hat sich nach seinem Qualifying-Erfolg und Rennsieg am Vortag auch am zweiten Formel-E-Renntag in New York die Pole-Position geschnappt. Die Freude über den Envision-Fahrer währte jedoch nicht lange: Weil nach seinem Unfall am Samstag die Batterie getauscht werden musste, erhielt er gut 20 Minuten nach dem Ende der Qualifikation eine Rückversetzungsstrafe um 30 Positionen. Dadurch erbte Antonio Felix da Costa (DS Techeetah) den ersten Startplatz. Die beste Ausgangslage für den Titelkampf sicherte sich Mitch Evans, während einige Favoriten weit hinten starten müssen.

Gruppe A: Drama für Titelanwärter Mortara & Vergne

Im Gegensatz zum 3. Freien Training kurz zuvor war die Strecke zum Start der Qualifikation vollständig abgetrocknet - die Sonne schien über dem "Big Apple". In Gruppe A mussten unter anderem die beiden Envision-Fahrer ran, die am Samstag auf dem Podium gelandet waren. Drama spielte sich schon in den ersten Minuten ab: WM-Spitzenreiter Edo Mortara hatte vor Kurve 1 ein Problem mit seinem Brake-by-Wire-System und brachte es dadurch nicht fertig, in den ersten sechs Minuten eine Rundenzeit zu setzen. Der Venturi-Pilot muss damit vom Ende des Feldes starten!

Oliver Askew touchierte seinerseits die Mauer. Die Pace gab im ersten Durchlauf erneut Envision vor: Robin Frijns war zunächst der Schnellste vor Pascal Wehrlein, Jean-Eric Vergne und Nyck de Vries. Nach den Reifenwechsel-Boxenstopps wurde es ernst für Gruppe A.

Sergio Sette Camara startete als Erster auf seine schnelle Runde und machte es großartig: Der Dragon-Pilot setzte die schnellste Rundenzeit seiner Gruppe und zog als Topfahrer ins Viertelfinale ein! Ihm folgten Nick Cassidy, Nyck de Vries und Alexander Sims. Oliver Askew scheiterte bei seinem Heimrennen knapp als Fünfter. Robin Frijns rutschte am Ausgang von Kurve 13 gegen die Mauer und riss ein Stück der Bande mit - nur Platz 6 für ihn.

Noch enttäuschender verlief die Qualifikation für den achtplatzierten Jean-Eric Vergne, der an derselben Stelle wie Frijns an der Wand anschlug, sowie für Sam Bird. Der Trainingssieger im Jaguar leistete sich ebenfalls einen Fehler und wurde gar nur Zehnter. Oliver Rowland wurde Neunter. Pascal Wehrlein schaffte es am Sonntag nur auf Platz 7 seiner Gruppe. Dann wurden auch noch drei seiner Rundenzeiten gelöscht, weil sein Auto zu viel Energie abgerufen hatte. Wehrlein damit noch weiter hinten in der Startaufstellung.

Gruppe B: Evans fliegt, di Grassi verliert Rundenzeit

In den ersten Minuten ging es für Gruppe B wie gewöhnlich darum, eine Rundenzeit zu setzen und sich optimal auf die entscheidenden Runden vorzubereiten. Der Schnellste dabei war Antonio Felix da Costa. Andre Lotterer landete auf Position 2 vor Stoffel Vandoorne und Lucas di Grassi. Mitch Evans und Jake Dennis folgten knapp dahinter, jedoch außerhalb der Top 4. Dann standen die Reifenwechsel auf dem Programm.

Lotterer erwischte keinen guten Start in seine schnelle Runde. Am Ende sollte er trotzdem noch auf Platz 4 landen. Generell gab es kaum Verbesserungen - offenbar war die Strecke etwas langsamer geworden. Die Bestzeit setzte eigentlich di Grassi, doch seine beiden schnellsten Rundenzeiten wurden wenig später gelöscht, weil er die Mindeststandzeit beim Boxenstopp unterschritten hatte - nur Rang 10 für den Vortageszweiten. Allein Mitch Evans gelang eine deutliche Verbesserung: Der Jaguar-Pilot zog als Erster ins Viertelfinale ein.

Zweiter blieb Felix da Costa. Außerdem qualifizierten sich Stoffel Vandoorne und Lotterer für die K.-o.-Phase. Jake Dennis wurde Fünfter vor Antonio Giovinazzi - starke Runde des Italieners! -, Sebastien Buemi und Max Günther. Dan Ticktum und Oliver Turvey kamen auf den Positionen 9 und 11 an.

Viertelfinale

VF1: Andre Lotterer vs. Sergio Sette Camara

Im ersten Viertelfinale kam es zum Duell zwischen Porsche-Mann Lotterer und dem überraschenden Gruppensieger Sette Camara. Im ersten Sektor war der Brasilianer geringfügig schneller als der Favorit. Lotterer konnte jedoch im zweiten Abschnitt kontern. Letztlich setzte sich der Deutsche mit einem hauchdünnen Vorsprung von 41 Tausendstelsekunden durch. Eine großartige Runde von beiden Fahrern.

VF2: Stoffel Vandoorne vs. Nick Cassidy

Der erste Sektor im zweiten Duell ging an Samstagssieger Cassidy. Auch im zweiten Teil der Strecke war der Envision-Fahrer besser und baute seinen Vorsprung auf knapp zwei Zehntelsekunden aus. Zwar holte Vandoorne noch etwas auf, kam an die Rundenzeit von Cassidy jedoch nicht mehr heran. Zudem war der Mercedes-Pilot langsamer als Sette Camara und landete somit auf dem achten Startplatz. Trotzdem keine miserable Ausgangslage mit Blick auf seine WM-Rivalen Vergne und Mortara.

VF3: Nyck de Vries vs. Antonio Felix da Costa

Der zweite "Silberpfeil" von de Vries legte gut los und war minimal schneller als Felix da Costa. Auch Sektor 3 ging an den Niederländer. Im zweiten Abschnitt leistete sich der amtierende Formel-E-Meister jedoch einen Fehler beim Herausbeschleunigen. Dadurch setzte sich Felix da Costa am Ende souverän durch und zog in die Runde der letzten Vier ein.

VF4: Alexander Sims vs. Mitch Evans

Im letzten Viertelfinale überraschte Sims mit einer bombastischen Runde. Gegen den Favoriten Evans setzte sich der Brite tatsächlich mit sechs Tausendstelsekunden Vorsprung durch. Der Neuseeländer hatte seinerseits keinen guten Start erwischt und war anschließend noch leicht an der Mauer angeschlagen. Sims damit im Halbfinale! Evans hingegen schied wie seine drei Titelkonkurrenten vorzeitig aus, hat aber trotzdem die beste Ausgangslage für das Rennen.

Halbfinale

HF1: Andre Lotterer vs. Nick Cassidy

Das erste Halbfinale eröffnete Cassidy mit einem besseren ersten Sektor als Lotterer. Der Porsche-Fahrer leistete sich zudem einen gröberen Fehler am Kurvenausgang und ließ unter dem Strich mehr als 1,6 Sekunden liegen. Cassidy hingegen rückte mit Bestzeiten in allen drei Streckenabschnitten absolut verdient ins Finale vor.

HF2: Alexander Sims vs. Antonio Felix da Costa

Dann kam erneut der Underdog im Mahindra und erwischte sogar den besseren Start! In Sektor 2 war Felix da Costa minimal schneller als Sims - ein großartiges Duell auf Augenhöhe bis dahin. In Sektor 3 ließ der DS-Fahrer jedoch die Muskeln spielen und holte noch anderthalb Zehntelsekunden Vorsprung gegen Sims heraus. Felix da Costa damit im Finale gegen Cassidy, der 24 Stunden zuvor bereits die Pole-Position zum Samstagsrennen geholt hatte.

Finale: Nick Cassidy vs. Antonio Felix da Costa

Dann kam es zum Finale. Beide Fahrer starteten zunächst auf Augenhöhe, doch Cassidy war nicht nur in Sektor 1 etwas schneller als Felix da Costa, sondern auch in den anderen beiden Abschnitten. So nahm er dem Portugiesen am Ende mehr als 1,6 Zehntelsekunden ab und sicherte sich souverän die zweite Pole-Position am zweiten New-York-Tag.

Rund 20 Minuten nach dem Ende des Qualifyings aktualisierte die Rennleitung jedoch plötzlich den Zeitenmonitor - Cassidy nur noch auf Platz 22. Der Neuseeländer hatte eine Rückversetzungsstrafe um 30 Positionen erhalten, weil an seinem beschädigten Envision über Nacht die Batterie getauscht werden musste. Bitterer Ausgang eines sportlich beeindruckenden Qualifyings für Cassidy!

Der "Kiwi" erhielt die Hiobsbotschaft vor laufender Kamera im TV-Weltsignal und reagierte entsprechend enttäuscht: "Ich muss aufpassen, was ich jetzt sage. Diese Strafe gab es, weil jemand anderes in mich gecrasht ist. Wir mussten durch den Unfall die Batterie wechseln, nachdem Stoffel und Lucas mich getroffen haben, als ich dort stand. Deswegen finde ich das extrem unfair."

Die Pole-Position - nicht aber die damit verbundenen drei Punkte - erbte Felix da Costa, der sich anschließend ebenfalls live im TV als Sportsmann gab: "Es tut mir leid für ihn. Er war richtig gut. Ich wusste im gesamten Quali, dass er wohl etwas besser ist als ich, deswegen bin ich sogar leicht über meinem Limit gefahren. Abgesehen von einem kleinen Verbremser in Kurve 9 hat das gut geklappt. Auf diesem Weg die Pole zu holen, ist natürlich nicht das, was ich will - aber ich nehme sie natürlich trotzdem gern an."

Das zweite Formel-E-Rennen in New York City beginnt am Sonntagabend um 19 Uhr deutscher Zeit. ProSieben überträgt den zwölften Saisonlauf der Formel E live im Free-TV, ran.de im Livestream. Wir begleiten das Rennen wie gewohnt in unserem beliebten Liveticker.

Ergebnisse, Zeiten & Startaufstellung

Gesamtwertung (Fahrer & Teams)

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