Formel E in New York: Sam Bird siegt auch am Sonntag, Heidfeld 3.
Timo Pape
Sam Bird hat auch den zweiten New York ePrix der Formel E gewonnen. Mit einem gewaltigen Vorsprung von 11,4 Sekunden setzte er sich am Ende souverän gegen die beiden Mahindra durch. Felix Rosenqvist holte sich Platz, zwei nachdem er kurz vor Schluss noch von Teamkollege Nick Heidfeld vorbeigelassen wurde. Der Deutsche holte somit sein bereits fünftes Podium in dieser Saison. Vierter wurde äußerst kurios Pierre Gasly, der mit einem heftigen Einschlag über die Ziellinie crashte - nur 36 Tausendstelsekunden hinter Heidfeld. Lucas di Grassi verkürzte als Fünfter den Rückstand auf Sebastien Buemi.
Am Start passierte das, was viele erwartet hatten: Rosenqvist ging auf der Innenbahn an Pole-Sitter Bird vorbei und übernahm die Führung. Ansonsten gab es in der Spitzengruppe zunächst keine Verschiebungen. Weiter hinten im Feld schepperte es wie schon am Samstag gewaltig. Auf dem engen Hafenkurs von Brooklyn gerieten zahlreiche Fahrer aneinander und nahmen Schaden. Am schlimmsten erwischte es einmal mehr den deutschen Pechvogel Daniel Abt, der mit lädierter Front schon in der ersten Runde aufgeben musste. In seinem zweiten Auto konnte er später immerhin noch einen Punkt für die schnellste Rennrunde holen.
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Heidfeld überholte gleich in der ersten Runde Gasly und übernahm Platz vier. Dann der Schock für Jean-Eric Vergne: Der Drittplatzierte musste schon frühzeitig an die Box kommen - offenbar wegen eines Schadens aus der ersten Runde. Dadurch fiel er weit zurück. Anschließend tat sich an der Spitze erst mal einige Runden lang nichts. Das Quartett um Rosenqvist, Bird, Heidfeld und Gasly konnte sich schnell vom Rest des Feldes absetzen.
Dann der nächste Aufreger für Maro Engel: Auf Platz fünf liegend touchierte er die Mauer und wurde anschließend langsamer. Der Deutsche verlor viele Plätze und brachte seinen Venturi an die Box zurück. Später ging Engel noch auf die Jagd nach der schnellsten Runde, die er jedoch Landsmann Abt überlassen musste. Abermals ein völlig verkorkstes Wochenende für Engel, nachdem er im Qualifying gut unterwegs gewesen war.
Anschließend erwischte es auch Mitch Evans, der mit seinem Jaguar in der Auslaufzone von Kurve 5 stehen blieb. Der Neuseeländer schaffte es nicht, sein Auto neuzustarten. Somit kam es zur ersten Full-Course-Yellow-Phase des Tages. Währenddessen gab die Rennleitung die Sieger des FanBoost-Votings bekannt: Lucas di Grassi, Daniel Abt und Nick Heidfeld. Soweit ersichtlich sollte keiner der drei Fahrer seinen FanBoost zünden...
Bird holt sich Führung zurück
Kurz nach dem Re-Start bließ Bird zur Attacke. An derselben Stelle, wo er am Samstag Daniel Abt für den späteren Rennsieg überholt hatte, versuchte er es auch bei Rosenqvist. Der Virgin-Fahrer stach auf der Innenbahn hinein und bremste den Schweden gekonnt und beherzt aus. In der Folge setzte sich Bird schnell ab und erarbeitete sich einen komfortablen Vorsprung.
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Lucas di Grassi hatte sich inzwischen bereits einige Plätze nach vorn gekämpft. Der Brasilianer erreichte schließlich den fünften Platz, auf dem er später auch ins Ziel kommen sollte. Di Grassi schaffte es nicht, den mehrsekündigen Rückstand auf Gasly zu verringern - im Gegenteil. Durch zehn Zähler am Sonntag verkürzte der Brasilianer den Rückstand auf Sebastien Buemi in der Meisterschaft auf nun zehn Punkte. Vor dem Finalwochenende in zwei Wochen in Montreal ist somit noch alles offen, aber di Grassi hat in New York eine große Chance vertan, an seinem Konkurrenten vorbeizuziehen (der ja gar nicht mitfahren konnte).
Für den nächsten Aufreger sorgte Alex Lynn. Der Formel-E-Neuling musste seinen Virgin mit technischen Problemen auf der Strecke abstellen. Die Rennleitung gab die zweite Full-Course-Yellow-Phase aus, während der fast alle Teams zum Boxenstopp kamen. Nennenswerte Veränderungen gab es beim Autowechsel nicht. Nur Techeetah wartete eine Runde zu lang und stand somit mit beiden Fahrern in der Box, als der Rest des Feldes schon wieder beschleunigen konnte. Sarrazin und Vergne fielen dadurch abermals weit zurück.
Am Eingang zur Schikane drehte sich Jerome d'Ambrosio. Fast identisch wie Rosenqvist am Samstag schlug er mit dem Heck an, behielt aber immerhin seinen Heckflügel. Einige Runden später schnappte sich der Belgier durch ein beherztes Manöver eine Position von seinem Teamkollegen Loic Duval. Dieser wurde gegen Rennende noch von Antonio Felix da Costa gedreht und fiel dadurch zurück. Felix da Costa erhielt für die Aktion eine Durchfahrtsstrafe von der Rennleitung. Zuvor hatte bereits Nelson Piquet jr. einmal durch die Boxengasse fahren müssen, weil sein Motortausch vor dem Rennen nicht gänzlich durch die Rückversetzung in der Startaufstellung abgegolten war.
Bouncing off the barriers! @thereal_JDA crashes but carries on! £NYCePrix pic.twitter.com/Lfw5aTe0qb
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An der Spitze ging derweil Heidfeld überraschend an Rosenqvist vorbei. Der Schwede hatte mit Rekuperationsproblemen zu kämpfen, blieb aber dran. Kurz vor Schluss ließ Heidfeld seinen Teamkollegen an selber Stelle wieder vorbei. "So etwas ist nicht schön, aber er hätte es für mich genauso getan", sagt Heidfeld nach dem Rennen. Um den Sieg konnte der Deutsche ohnehin nicht mehr kämpfen - ganz im Gegenteil...
Gasly crasht sich beinahe aufs Podium
Denn womit niemand so richtig rechnete: Pierre Gasly hatte in der letzten Runde noch mal alles gegeben und auf Heidfeld aufgeholt. In der letzten Kurve tauchte er plötzlich neben Heidfeld auf, war allerdings viel zu schnell. Mit Wucht krachte er in die Mauer und verteilte ein Teil der TECPRO-Barriere auf der Strecke. Quer schlitterte er über die Ziellinie - gerade einmal 36 Tausendstelsekunden hinter Heidfeld. Beinahe hätte er an seinem ersten Formel-E-Wochenende noch einen Pokal geholt. Stattdessen kletterte er aus seinem Renault-Wrack, das an der gegenüberliegenden Mauer zum Stehen gekommen war.
Crazy finish as @PierreGASLY catches the Mahindra team-mates at the flag (and the wall) #NYCePrix pic.twitter.com/mIfIrKAhhg
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In der Meisterschaft ist nach wie vor alles offen. Vor dem Finalwochenende von Montreal in zwei Wochen können theoretisch noch vier Fahrer Meister werden: Buemi, di Grassi, Rosenqvist und Bird. Realistisch betrachtet wird der Titel aber im ewigen Duell zwischen Buemi und di Grassi entschieden. Für die anderen beiden Piloten geht es um den dritten Gesamtrang, auf den auch noch Prost, Heidfeld und Vergne Chancen haben.
In der Teamwertung könnte Mahindra noch ABT vom zweiten Platz verdrängen. Renault e.dams ist als amtierender und wohl auch künftiger Meister so gut wie sicher durch. Der elfte und vorletzte Saisonlauf in Montreal startet am 28. Juli um 22 Uhr deutscher Zeit - als Auftakt zum finalen Doubleheader von Kanada.
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