Formel E in Rom: Mitch Evans siegt am Samstag, Sam Bird übersteht schweren Massencrash
Timo Pape
Mitch Evans hat sich den Sieg beim Samstagsrennen der Formel E in Rom gesichert. In einem äußerst ereignisreichen Lauf behauptete sich der Jaguar-Pilot gegen seinen Titelrivalen Nick Cassidy (Envision), der als Zweiter allerdings die WM-Führung übernahm. Maserati-Fahrer Max Günther komplettierte als Dritter das Podium. Zwischenzeitlich war das Rennen nach einer schweren Massenkollision unterbrochen worden, bei der insgesamt acht Fahrer ausschieden, aber niemand verletzt wurde.
Am Start kamen beide Jaguar-Piloten gut weg, Pole-Sitter Mitch Evans schien aber bewusst führzeitig vom Strompedal zu gehen. Sam Bird ging somit vorbei und übernahm in Kurve 1 die Führung von seinem Teamkollegen. Edo Mortara setzte zu einem optimistischen Angriff auf der Innenbahn gegen Sebastien Buemi an und zwängte sich gerade so vorbei. Nicht jedoch ohne leichten Kontakt mit der TecPro-Barriere. Diese Situation führte zu einem kleinen Rückstau, dem Pascal Wehrlein zum Opfer fiel. Der Deutsche verlor etliche Positionen und musste mit beschädigtem Frontflügel an die Box kommen - herber Rückschlag für Wehrlein und Porsche im Titelkampf!
Racing is underway in Rome and it's Sam Bird who leads the pack ahead of his team mate Mitch Evans!@Hankook_Sport #RomeEPrix pic.twitter.com/tBFDQZhTO8
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In der Spitzengruppe führte Bird nach drei Runden weiterhin vor Evans und gab seinem Teamkollegen Windschatten, damit dieser Energie sparen konnte. Dann zeigte sich Evans erstmals neben Bird, doch der machte ihm die Tür zu, sodass es beinahe zum Kontakt kam. Dann krachte es: Wie schon Jake Hughes im Qualifying verlor Andre Lotterer in der schnellen Bergaufpassage seinen Rennwagen und schlug an der rechten Mauer an. Sein Andretti nahm schweren Schaden, Lotterer konnte jedoch aus eigener Kraft aussteigen. Die Rennleitung schickte das Safety-Car auf die Strecke, um die Unfallstelle räumen zu lassen.
Lotterer is out ❌
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The Avalanche Andretti driver clatters into the wall at Turn 6. @Hankook_Sport #RomeEPrix pic.twitter.com/y6tK34QBl3
Am Ende von Runde 4 ging es im Renntempo weiter. Vor Kurve 7 setzte Evans in der fünften Runde schließlich zum Angriff an und ging an Bird vorbei. Dahinter: Sacha Fenestraz, Rene Rast, Jake Dennis und Nick Cassidy. Einige Fahrer am Ende des Feldes holten sich jeweils ihren ersten Attack-Mode, unter anderem Wehrlein. Weiter vorn griff Fenestraz seinen Vordermann Bird an und ging in Runde 6 überraschend am Jaguar-Fahrer vorbei. Dann überholte auch Rast Bird und war damit bereits auf einem Podiumsrang. Antonio Felix da Costa schnappte sich Norman Nato für Platz 9.
Massencrash nimmt halbes Feld aus dem Rennen
Dann kam es zu einem der schwersten Unfälle der Formel-E-Geschichte. Sam Bird verlor auf dem schnellen Bergaufstück die Kontrolle über sein Auto, schlug rechts an und drehte sich. Er blieb quer auf der linken Fahrbahnseite stehen. Seine direkten Verfolger konnten gerade noch ausweichen, doch der Erste, der schwer in den Jaguar einschlug, war Sebastien Buemi. Dadurch wurde Bird mitten auf die Strecke geschoben. Mehrere Fahrer berührten das Unfallauto oder alternativ die Mauer beim Ausweichen. Dann raste noch Mortara heran und schlug mit hoher Geschwindigkeit in die Seite des Jaguars ein.
BIG shunt.
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Multiple drivers are out of the @Hankook_Sport #RomeEPrix following this nasty accident. pic.twitter.com/VskBzDYafM
Wie durch ein Wunder konnten alle Fahrer ohne schwerere Verletzungen aussteigen. Vor allem Bird hatte großes Glück, als Mortara gegen seine Überlebenszelle prallte. Die Strecke hingegen glich einem Trümmerfeld. Acht Piloten wurden direkt in den Unfall verwickelt und schieden auf der Stelle aus: Bird, Buemi, Felix da Costa, Mortara, Lucas di Grassi und Robin Frijns. Die Rennleitung brach das Rennen mit roten Flaggen ab und beorderte alle verbliebenen Fahrer in ihre Boxen zurück.
Nach 42 Minuten Pause, um 16:05 Uhr Ortszeit, ging es mit insgesamt noch 13 Fahrzeugen weiter. Das Safety-Car führte die Piloten zunächst in die Startaufstellung. Die Reihenfolge beim stehenden Neustart: Fenestraz, Evans, Rast, Dennis, Cassidy, Günther, Ticktum, Müller, Sette Camara, Merhi, Vergne, Wehrlein und Vandoorne.
Dennis kämpft sich an die Spitze
Fenestraz kam beim Neustart gut von der Stelle und verteidigte die Innenbahn vehement gegen Evans, der zurücksteckte. Dennis machte auf dem Weg zu Kurve 7 einen Platz gegen Rast gut und war nun Dritter. Auch Günther konnte sich verbessern, indem er innen an Cassidy vorbeiging. Dann versuchte er es auch gegen Rast, verlor dadurch aber an Schwung und büßte stattdessen seinen fünften Platz wieder gegen Cassidy ein. In Runde 12 krachte es erneut, wenn auch nicht so laut: Dan Ticktum fuhr ins Heck von Nico Müller. Der Nio 333 musste mit einer zerstörten Front in die Box kommen, um sich einen neuen Flügel zu holen.
Auch Rast musste mit einem Problem die Garage ansteuern. Kurz zuvor hatte er eine Position gegen Dennis verloren, der nun Dritter hinter Fenestraz und Evans war. Der Grund für den Ausfall Rasts war zunächst nicht ersichtlich. Es entwickelten sich einige packende Duelle im Mittelfeld - in diesem Fall also um Position 5 herum. In Runde 15 griff Dennis Evans an und überholte den Jaguar-Fahrer für Platz 2. Nur wenige Sekunden später schnappte sich der Andretti-Pilot auch noch Fenestraz - Führung für den WM-Führenden!
Dennis takes the lead! @Hankook_Sport #RomeEPrix pic.twitter.com/laya21JWgu
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Einen Umlauf später musste Fenestraz auch Evans vorbeilassen - die Effizienzprobleme des Nissan-Antriebs im Renntrimm machten sich allmählich bemerkbar. In Runde 17 ging folgerichtig auch Cassidy am Franzosen vorbei. Damit lagen nun drei der vier Titelkandidaten auf den ersten drei Positionen. Allein Wehrlein dümpelte weiterhin am Ende des Feldes auf Platz 11 herum. In Runde 18 überholte Günther Fenestraz für Platz 4.
Andretti verkalkuliert sich!
Im Kampf um den Sieg ging es zwischen Dennis und Evans nun auch um die richtige Attack-Mode-Strategie. Dennis legte vor und fiel hinter Evans zurück. In Runde 20 reagierte Evans - und verpasste die Aktivierungsschleifen in der Attack-Zone! Offenbar hatte er vergessen, die Sensoren unter seinem Auto "scharfzuschalten", wie er im Funk andeutete! Einen Umlauf später gelang ihm die Aktivierung jedoch. In Runde 22 konnte er in der Bergaufpassage an Dennis vorbeigehen und holte sich die Führung zurück.
Das Drama ging weiter: Die Rennleitung verkündete eine Verlängerung des E-Prix um zwei Runden aufgrund der Safety-Car-Phase - Andretti hatte aber offenbar nur mit einer Extrarunde kalkuliert! Somit war Dennis fortan gezwungen, deutlich langsamer zu fahren, um überhaupt ins Ziel zu kommen. Er fiel entsprechend zurück - großer Rückschlag für den Briten im Titelkampf, während seine Hauptrivalen weiterhin um den Sieg kämpften.
Evans ging als Führender vor Cassidy in die letzten drei Runden. Günther folgte als Dritter. Auf Platz 4 verteidigte sich Dennis mit allem, was er (noch) hatte, gegen Vergne und Müller. In Kurve 7 wurden noch einmal gelbe Flaggen geschwenkt, weil Vandoorne dort seinen Frontflügel nach einem Fremdkontakt verloren hatte. Dennis hatte sich inzwischen aber wieder auf ein ähnliches Energielevel gespart wie seine Kontrahenten.
Packender Kampf um Platz 4
In der letzten Runde versuchte es Vergne noch einmal gegen Dennis, doch der Brite machte die Innenbahn zu und sicherte damit seinen vierten Platz. An der Spitze tat sich auch nichts mehr: Evans fuhr seinen dritten Rom-Sieg in Folge nach Hause! Cassidy wurde Zweiter und übernahm damit wieder die WM-Führung von Dennis. Günther bescherte seinem Arbeitgeber das nächste Podium - ausgerechnet beim Heimspiel. Müller brachte hinter Vergne einen starken sechsten Platz für ABT Cupra ins Ziel. Wehrlein sammelte Punkte als Siebter.
In der Gesamtwertung führt Nick Cassidy drei Rennen vor Saisonende mit fünf Punkten Vorsprung vor Jake Dennis. Mitch Evans rückte durch seinen Sieg auf Rang 3 vor, Pascal Wehrlein ist nur noch Vierter. Außer den Top 4 wird wohl niemand mehr in den WM-Kampf eingreifen können. Max Günther kletterte seinerseits auf den sechsten Platz. In der Teamwertung hat Envision die Spitze übernommen und liegt nun sechs Zähler vor Porsche. Jaguar ist weiterhin Dritter.
Das nächste Rennen findet bereits am Sonntag zur gleichen Zeit statt, also um 15 Uhr (CEST). ProSieben und ran.de übertragen den E-Prix wie gewohnt im Fernsehen bzw. im Livestreams.
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