Formel E

Formel E in Sao Paulo: Evans gewinnt Chaosrennen vom letzten Startplatz, Wehrlein überschlägt sich

Timo Pape

Timo Pape

Mitch-Evans-Sao-Paulo-Season-11

Mitch Evans hat einen chaotischen Saisonauftakt der Formel E in Sao Paulo gewonnen - vom letzten Startplatz aus! Hinter dem Zweitplatzierten, Antonio Felix da Costa, landete ebenso sensationell Taylor Barnard im McLaren, der zwischenzeitlich sogar überrundet worden war. Das Rennen wurde zweimal durch rote Flaggen unterbrochen, unter anderem nach einem spektakulären Überschlag von Pascal Wehrlein, der glücklicherweise unverletzt blieb.

Als alle den Start erwarteten, gab es bereits den ersten Zwischenfall: Robin Frijns fuchtelte wild mit den Händen, weil sein Envision vollständig ausgegangen war, wodurch der Start zunächst abgebrochen wurde. Streckenposten schoben das Jaguar-Kundenauto rückwärts durch die Startaufstellung und schließlich zurück in die Boxengasse. Dann ging es mit gut vier Minuten Verspätung los. Pole-Sitter Pascal Wehrlein kam nicht so gut weg wie sein Quali-Final-Gegner Oliver Rowland und verlor die Führung an den Briten im Nissan. Dahinter ging Max Günther am Drittplatzierten Jake Dennis vorbei, der anschließend über Funk einen leichten Schaden vorn rechts meldete und über Günther schimpfte: "Max ist einfach Max."

Mitch Evans erwischte einen herausragenden Start und kämpfte sich in nur einer Runde vom letzten auf den 15. Platz vor! Auch Sam Bird machte mehrere Positionen gut. In Runde 2 krachte es zum ersten Mal heftiger: Fast gleichzeitig kam es in Kurve 6 zu leichten Berührungen zwischen Jake Hughes und Sebastien Buemi sowie Nico Müller und David Beckmann. Hughes verlor zuerst die Kontrolle und rutschte seitlich in die Mauer am Kurvenausgang, dann passierte Müller direkt dahinter das Gleiche. Er schlitterte in den bereits eingeschlagenen Maserati. Beide konnten nicht weitermachen und mussten abgeschleppt werden. Die Rennleitung beorderte das Safety-Car auf die Strecke.

In Runde 6 von 31 ging es endlich im Renntempo weiter. Beim Neustart gab es zunächst keine Überholmanöver in der Spitzengruppe. Dann holten sich die ersten Fahrer ihren ersten von zwei verpflichtenden Attack-Modes. Durch den neuen Allradmodus macht der Hochleistungsmodus diese Saison einen deutlich größeren Unterschied als zuvor. So arbeitete sich Nick Cassidy binnen kurzer Zeit bis an die Spitze des Feldes! Lokalmatador Lucas di Grassi musste seinen Lola Yamaha ABT derweil nach einem technischen Fehler abstellen, übrigens auch mit beschädigtem Frontflügel.

In Runde 11 übernahm Norman Nato im Attack-Mode die Führung von Cassidy. Dann jedoch die Hiobsbotschaft für den Nissan-Fahrer sowie auch für beide McLaren-Piloten: Alle Drei erhielten eine Durchfahrtsstrafe für "Power overuse" - die drei Nissan-Fahrzeuge hatten kurzzeitig zu viel Energie aus der Batterie abgerufen. Sie fielen dadurch ans Ende des Feldes zurück. Cassidy übernahm wieder die Spitze, hatte durch den Attack-Mode aber auch schon zwei Prozent mehr Energie verbraucht. In Runde 13 ging Rowland wieder in Führung, während die beiden Porsche-Fahrer inzwischen am Ende der Top 10 fuhren.

Rote Flagge nach Dennis-Defekt

Rowland holte sich kurz vor Rennhalbzeit als letzter Fahrer seinen ersten Attack-Mode, blieb aber vorn. Ihm folgten zu dieser Zeit Cassidy, Dennis, Evans, Nyck de Vries und Rookie Zane Maloney! Mit Blick auf die Energiestände sah es besonders gut für Rowland, Dennis und Felix da Costa aus. Wehrlein kämpfte sich im Attack-Mode wieder nach vorn und übernahm in Runde 18 erstmals die Führung beim Sao Paulo E-Prix. Sein Teamkollege verfolgte die gleiche Strategie und schnappte sich eine Runde später Rowland - Doppelführung für Porsche.

Rowland reagierte jedoch, holte sich ebenfalls seinen zweiten Attack-Mode und fiel zunächst auf Platz 4 hinter de Vries zurück. Die Top 5 waren nun allesamt im Attack-Mode unterwegs. In Runde 20 überholte Felix da Costa seinen Porsche-Kollegen Wehrlein und ging in Führung. Beim Anbremsen auf Kurze 1 erlebte Dennis einen Schreckmoment: Seine Bremsen griffen nicht richtig, und er schoss geradeaus. Ohne ein anderes Auto abzuschießen, kam er schließlich zum Stehen, doch sein Andretti zeigte einen "roten" Status an, was so viel bedeutet wie "nicht sicher". Daher musste die Rennleitung den E-Prix mit roter Flagge unterbrechen!

Rowland verlor dadurch zwar gut 3:30 Minuten Attack-Mode, hatte sich im "bereinigten" Klassement noch gut vorgeschoben. Als die rote Flagge ausgerufen wurde, war jedoch Felix da Costa der Führende. Die Fahrer direkt hinter den beiden - Günther, Wehrlein und Mortara - hatten allesamt schon beide Attack-Modes absolviert. Gute Karten also eigentlich für Felix da Costa und Rowland. Aber: Beide Jaguar-Fahrer hatten jeweils noch einen Attack-Mode offen. Cassidy lag zu diesem Zeitpunkt auf Rang 6 und hatte somit plötzlich gute Chancen auf den Sieg, Teamkollege Evans war Elfter. Auch McLaren galt mit seinen verbliebenen Attack-Modes auf einmal als Geheimfavorit auf ein Podiumsergebnis.

Drama für Rowland, Jaguar marschiert durchs Feld

Nach einer sehr langen Unterbrechung von mehr als einer halben Stunde ging es endlich weiter - und zwar mit einem stehenden Start. Rowland kam erneut besser weg und kämpfte sich an Felix da Costa vorbei! Und auch Wehrlein verlor eine Position. Günther war plötzlich Zweiter hinter Rowland. In Runde 24 holte sich Cassidy seinen zweiten Attack-Mode und fiel zunächst auf Rang 8 zurück. Nun ergriff er die Flucht nach vorn. Während Maloney eine Durchfahrtsstrafe wegen "Power overuse" erhielt, fiel auch David Beckmann bei seinem Debüt als Stammfahrer ans Ende des Feldes zurück und fuhr mit einem Schaden hinten links an die Box.

Cassidy flog wie erwartet durchs Feld und war vier Runden vor Schluss schon Zweiter. Bei 2,5 Sekunden Rückstand auf Rowland lief jedoch sein Attack-Mode schließlich aus. Dann kam der zweite Jaguar mit Allradantrieb: Evans pflügte wie zuvor sein Teamkollege durchs Feld und war wenig später schon Dritter. Dann die Hiobsbotschaft für Nissan: Auch der Führende Rowland erhielt eine Durchfahrtsstrafe wegen "Power overuse" und fiel dadurch auf den zwölften Platz zurück! In Runde 29 übernahm Evans die Führung von Teamkollege Cassidy! Die Rennlänge wurde wegen des Safety-Cars von 31 auf 35 Runden erhöht.

Überschlag für Weltmeister Wehrlein

Plötzlich griff Felix da Costa überraschend Cassidy an und ging vorbei auf Platz 2. Dahinter flogen die beiden McLaren im Attack-Mode und mit erheblichem Energieüberschuss heran, weil sie lange Zeit als überrundete Fahrzeuge dem Feld hinterhergefahren waren. Dann wurde es richtig wild: Mit Wehrlein, Cassidy und Günther fuhren drei Autos nebeneinander in die Kurve. Zunächst kam es zum Kontakt zwischen Cassidy und Günther, der in die rechte Mauer rutschte. Dabei beschädigte sich möglicherweise auch Cassidy das Auto und konnte vermeintlich nicht mehr richtig lenken.

Jedenfalls steuerte er in der folgenden Rechtskurve seitlich gegen den links neben ihm fahrenden Wehrlein, der dadurch ausgehebelt wurde. Wehrleins Porsche hob ab, krachte gegen den Fangzaun, überschlug sich und blieb schließlich auf dem "Dach" liegen! Die Rennleitung brach das Rennen sofort mit roter Flagge ab. Die Wichtigste: Wehrlein verkündete über den Teamfunk, dass es ihm gut ginge. Einige Minuten später drehte ein Kran den Porsche wieder richtig herum, sodass Wehrlein mithilfe der Sicherheitskräfte aussteigen und ins Medical-Centre geleitet werden konnte.

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