Formel E in Saudi-Arabien: Wehrlein gewinnt auch 2. Rennen beim Diriyya E-Prix, Rast auf Podium
Timo Pape
Pascal Wehrlein hat auch das zweite Formel-E-Rennen in Saudi-Arabien gewonnen. Der Porsche-Fahrer bezwang wie schon am Freitag seinen Andretti-Markenkollegen Jake Dennis, der Zweiter wurde. Dahinter ging es spannend zu: Rene Rast verteidigte sich bis in die letzte Kurve gegen Sam Bird (Jaguar) und holte das erste Formel-E-Podium für McLaren. Nico Müller fiel nach einem Unfall aus.
Mitch Evans erwischte einen guten Start und setzte sich auf der Innenbahn gegen Pole-Sitter Jake Hughes durch. Sebastien Buemi hingegen fiel auf Rang 6 zurück. Davon konnte unter anderem Pascal Wehrlein profitieren, der nun bereits Vierter hinter den beiden McLaren-Fahrern war. Gut für ihn: Rivale Jake Dennis verlor einen Platz und war zunächst nur Siebter. Edo Mortara beendete die erste Runde als Fünfter. Insgesamt ging es am Start sehr gesittet zu - keine größeren Unfälle am Samstag. Allein Mortara und Sam Bird waren leicht aneinandergeraten.
Grundsätzlich zeigte sich das Feld in der Anfangsphase am Samstag geduldiger als noch am Vortag. Wie an einer Perlenkette folgten alle 21 Fahrer dem führenden Evans mit geringen Abständen. Das erste erwähnenswerte Überholmanöver zeigte Andre Lotterer nach fünf Runden - es ging jedoch nur um Position 18 gegen Lucas di Grassi. Hughes übte Druck auf Evans auf uns zeigte sich im direkten Windschatten des Jaguar-Fahrers. Weiter hinten kämpften Antonio Felix da Costa und Jean-Eric Vergne um Platz 15, mit dem besseren Ende für den Porsche-Fahrer.
In Runde 9 holte sich Evans als erster Fahrer der Spitzengruppe seinen ersten von zwei obligatorischen Attack-Modes. Er fiel dadurch hinter Rene Rast auf Platz 3 zurück - Doppelführung für McLaren. Eine Runde später reagierte Hughes, fiel aber wieder hinter Evans zurück. Rast nun an der Spitze. Er blieb auch vorn, als er sich eine Runde später ebenfalls seinen ersten Attack-Mode holte. In Runde 12 setzte Wehrlein zur Attacke gegen Hughes an und ging problemlos in Kurve 18 am Briten vorbei.
Wehrlein macht kurzen Prozess
Der Porsche-Fahrer hatte bereits in dieser frühen Phase des Rennens gut drei Prozent mehr Energie als seine Konkurrenten rings herum! Nur eine Runde später griff der Deutsche auch Evans an und ging an selber Stelle vorbei. Wehrlein jetzt Zweiter, gut zwei Sekunden hinter seinem Landsmann Rast. Wenig später holte sich Wehrlein seinen ersten Attack-Mode und blieb dabei Zweiter. Zur Überraschung vieler meldete Nick Cassidy am Funk, er habe leichte Regentropfen auf dem Visier. Auf den Kameras war jedoch kein Wasser zu erkennen.
Während Wehrlein den Rückstand auf Rast verkürzte, kam WM-Rivale Dennis noch nicht erwähnenswert voran. Der Brite war noch immer Siebter. In Runde 17 fuhr Rast zum zweiten Mal durch die Attack-Zone und gab damit die Führung auf. Wehrlein damit erstmals am Samstag auf Rang 1, wo er ja bereits weite Teile des Freitagsrennens verbracht hatte. Gegen Rennhalbzeit hatte der Porsche-Pilot gut anderthalb Sekunden Vorsprung auf Rast und einen signifikanten Energievorteil. Alles sah schon jetzt nach einem weiteren Rennsieg für Wehrlein auf.
Dadurch, dass Buemi durch die Attack-Zone fuhr, machten Dennis und Bird je einen Platz gut. Dennis griff anschließend Mortara an, blieb jedoch zunächst hinter dem Maserati-Piloten. In Runde 21 konnte Mortara den Gesamtführenden jedoch nicht mehr halten - Dennis nun Fünfter. Nur wenige Kurven später schnappte sich auch Bird Mortara, der sich fortan mit Platz 7 zufriedengeben musste. Jetzt lief es richtig für Dennis: Da sich Hughes seinen zweiten Attack-Mode holte, rückte der Andretti-Fahrer an die vierte Stelle vor. Damit nicht genug: In Runde 21 holte sich Dennis auch noch Evans für Platz 3!
Dennis marschiert, Müller crasht
Auch Rast war nur wenige Zehntelsekunden vor Dennis. So kam, was kommen musste: Am Ende der langen Gerade kassierte Dennis auch den McLaren. Das Rennen lief darauf hinaus, was viele erwartet hatten: das gleiche Duell wie am Freitag. Dennis heftete sich an die Fersen seines Markenkollegen Wehrlein. Wenige Sekunden später überholte Bird seinen Landsmann Hughes und fuhr nun als Fünfter direkt hinter seinem Jaguar-Teamkollegen Evans. Bird überholte den "Kiwi" und jagte stattdessen Rast. In Runde 27 schnappte sich Bird den Deutschen und war nun Dritter - die identische Podiumsreihenfolge wie am Freitag.
Dann krachte es zum ersten Mal: Nico Müller fuhr bei einem Überholversuch deutlich zu schnell durch Kurve 18 und rutschte seitlich in die TecPro-Barriere. Erst im Qualifying hatte Lucas di Grassi - ebenfalls mit Mahindra-Antrieb unterwegs - eine fast identische Situation. Müller konnte nicht weitermachen und stieg unverletzt aus. "Exakt das Gleiche wie bei Lucas - das ist doch unglaublich!", rief der Schweizer hörbar frustriert am Teamfunk. Die Rennleitung schickte das Safety-Car auf den Kurs, um die Unfallstelle zu räumen.
Nach einigen Minuten Unterbrechung ging es im Renntempo weiter. Bird musste als Dritter noch beide Attack-Modes holen und hatte gut zwei Prozent mehr Energie als die beiden Porsche-Fahrer vor ihm. Folgerichtig machte er Druck auf Dennis. Er holte sich seinen Attack-Mode, fiel dabei aber hinter Rast zurück. Als er eine Runde später versuchte, den McLaren wieder zu überholen, verschätzte er sich beim Bremsen. Bird fuhr in Kurve 18 einen weiten Bogen und fiel auf Rang 5 zurück. Oliver Rowland musste sein Rennen derweil mit einem Plattfuß aufgeben.
Evans schiebt Hughes ins Ziel, Buemi profitiert
Wehrlein und Dennis konnten sich indes leicht von den Verfolgern absetzen. Dahinter tobte ein spannender Kampf um Platz 3: Bird setzte Rast unter Druck. Dahinter in den Top 10: Evans, Buemi, Mortara, Stoffel Vandoorne und Sacha Fenestraz. Die Rennleitung verlängerte das Rennen um eine Runde aufgrund der Safety-Car-Phase. Bird startete weitere Angriffe auf Rast, der das Podium mit aller Macht verteidigte. Wehrlein an der Spitze schaffte es, seinen Vorsprung auf Dennis zu managen und fuhr nach 40 Runden erneut als Sieger über die Ziellinie! Rast vereitelte einen weiteren verzweifelten Angriff von Bird und sicherte Platz 3!
Hughes ging kurz vor der Ziellinie die Energie aus, sodass ihn Evans anschieben musste und dadurch noch eine Position gegen Buemi verlor - Hughes jedoch nicht. Was für eine kuriose Schlussszene! Fenestraz brachte einen guten achten Platz ins Ziel und holte seine ersten Formel-E-Punkte. Auch Dan Ticktum sicherte als Zehnter noch einen Zähler für Nio 333.
WHAT. A. FINISH ?#DiriyahEPrix pic.twitter.com/ImOqsBngwC
— ABB FIA Formula E World Championship (@FIAFormulaE) January 28, 2023
Nach drei Saisonrennen hat sich bereits ein klares Führungsduo abgesetzt: Der neue WM-Führende, Pascal Wehrlein, hat nun sechs Punkte Vorsprung auf seinen Verfolger Jake Dennis. Beide waren in dieser Saison bislang nicht schlechter als Platz 2. Mit genau halb so vielen Punkten wie Dennis folgt auf Position 3 Sebastien Buemi vor Sam Bird, Jake Hughes und Rene Rast. Bei den Teams hat Andretti noch knapp die Nase vorn und liegt zwei Zähler vor dem Porsche-Werksteam. Dritter ist McLaren. Mit ABT Cupra ist nur noch ein Formel-E-Team ohne Punkte im Jahr 2023.
Das nächste Formel-E-Rennen findet bereits in zwei Wochen am 11. Februar statt. Dann startet die Elektroserie zum Hyderabad E-Prix - Renndebüt in Indien!
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