Formel E

Formel E in Tokio: Rowland bezwingt Wehrlein in hochklassigem Sonntagsrennen, Ticktum auf Podium

Timo Pape

Timo Pape

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Oliver Rowland (Nissan) hat ein packendes Sonntagsrennen der Formel E in Tokio gewonnen! Der WM-Führende behauptete sich gegen Pascal Wehrlein (Porsche) und marschiert damit weiter Richtung WM-Titel. Das Podium komplettierte sensationell Dan Ticktum im Cupra Kiro - vor Jake Dennis und Lucas di Grassi.

Das Sonntagsrennen begann mit einer Hiobsbotschaft aus der Jaguar-Box: Mitch Evans konnte nach seinem Unfall im Qualifying nicht starten. "Leider haben wir es nicht geschafft, das Auto rechtzeitig wieder hinzubekommen", erklärte Teamchef James Barclay in der Startaufstellung. David Beckmann musste nach einer Strafe in der Qualifikation drei Startplätze zurück. Um 8:04 Uhr (MESZ) rollten die Autos in ihre Startboxen vor.

Pole-Sitter Rowland kam gut weg und zog direkt aggressiv auf die Innenbahn, um Dan Ticktum die Tür zuzumachen. Wehrlein witterte seine Chance, blieb aber Dritter hinter den beiden. Jean-Eric Vergne verlor einen Platz gegen Edo Mortara, der nun Fünfter war. Die Rennleitung sah sich den Zweikampf der beiden in der Folge genauer an, ebenso wie eine Kollision zwischen Nyck de Vries und Sam Bird. Beide Zwischenfälle sollten ohne Folge bleiben. Robin Frijns kam direkt an die Box, um eine 5-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe abzusitzen.

Im Gegensatz zum Vortag spielte die Energie am Sonntag eine deutlich größere Rolle, weil es diesmal keinen Pit-Boost gab. So gab es deutlich weniger Überholmanöver in der Startphase, weil die Fahrer versuchten, im Windschatten ihres Vordermannes Energie zu sparen. Wehrlein zeigte sich in Runde 4 dennoch erstmals im Rückspiegel von Ticktum. Antonio Felix da Costa musste sich eher nach hinten orientieren. Er verlor den sechsten Platz an Taylor Barnard, dann überholte ihn auch Norman Nato. Die ersten Fahrer holten sich bereits ihren ersten von zwei verpflichtenden Attack-Modes. So kam Bewegung ins Feld.

Attack-Mode sorgt für packende Zweikämpfe

In Runde 7 waren alle Fahrer der Top 10 im Attack-Mode - außer die beiden Nissan. So griff Ticktum mit seiner Zusatzleistung Rowland in Kurve 1 an und übernahm die Führung in Tokio. Dahinter hatte sich Barnard im Attack-Mode schon auf Platz 3 vorgearbeitet und überholte nun auch Rowland mit einem tollen Manöver. Wenig später zog Wehrlein nach und setzte anschließend Barnard unter Druck. Der McLaren-Fahrer verteidigte sich beherzt über einige Kurven, dann ging der Weltmeister jedoch vorbei und folgte nach Ablauf seines Attack-Modes Ticktum im Windschatten.

In Runde 12 rief Rennleiter Marek Hanaczewski Full-Course-Yellow aus, weil de Vries seinen Frontflügel auf der Strecke verloren hatte. Kurz zuvor war der Mahindra-Fahrer durch zu spätes Bremsen ins Heck von Bird gerutscht. Schlechte Nachrichten derweil bei Porsche: Felix da Costa musste mit gebrochener Aufhängung an die Box kommen und das Rennen aufgeben. Der WM-Zweiter war beim Beginn der Full-Course-Yellow-Phase ins Heck von Mortara gerutscht - ein überflüssiger Flüchtigkeitsfehler! Nach wenigen Minuten ging es im Renntempo weiter.

Zur Rennhalbzeit (Runde 16/32) lag Ticktum noch vorn, doch dann übernahm Wehrlein abseits des TV-Bildes die Führung. Rowland holte sich in Runde 17 seinen ersten Attack-Mode und fiel zunächst hinter Mortara und Nick Cassidy zurück, der sich ebenfalls mit einem späten ersten Attack-Mode vorgekämpft hatte. Rowland hing verhältnismäßig lange hinter dem "Kiwi" fest. So machte er nur die eine Position wieder gut - allerdings auch, weil er nur zwei Minuten Attack-Mode genommen hatte. Im "bereinigten" Klassement nach der ersten Attack-Mode-Welle war er somit von Platz 1 auf den fünften Rang zurückgefallen. Wehrlein führte vor Ticktum, Barnard und Mortara.

Action pur in der Führungsgruppe

Die Energiestände der Top 5 waren sehr ähnlich. Nur Mortara hatte einen kleinen Nachteil. Jake Dennis hatte sich im Attack-Mode inzwischen vorgearbeitet und zeigte tolle Überholmanöver. Der Andretti-Fahrer rückte bis auf den vierten Platz vor! Rowland jetzt schon nur noch Sechster - Nissan hatte sich in Sachen Strategie vermeintlich verzockt. Dann reagierte das Team und versuchte, den Spieß umzudrehen: Rowland kam schon in Runde 22 als erster Fahrer der Spitzengruppe zum zweiten Mal durch die Attack-Zone - diesmal für sechs Minuten. Zunächst kassierte er Mortara, dann war Dennis dran.

Eine Runde später fuhren die Top 3 gleichzeitig durch die Attack-Zone, wodurch Rowland an Barnard und Ticktum vorbeikam. Er blieb jedoch hinter dem Führenden Wehrlein! Rowland hatte noch eine Minute länger den Attack-Mode als Wehrlein seinerseits. Das entscheidende Duell um den Sieg bahnte sich an. In Runde 26 war es soweit: Am Ausgang von Kurve 15 zwängte sich Rowland auf der Außenbahn an Wehrlein vorbei und ging mit den letzten Sekunden Allradantrieb wieder in Führung! Nissans Taktik ging letztlich doch noch auf.

Auch dahinter war es spannend: Barnard verteidigte sich bravourös gegen Mortara im Attack-Mode und überholte später sogar Ticktum! Der Brite holte sich den dritten Platz aber zurück. Gleichzeitig griff Wehrlein Rowland an, blieb aber dahinter. In Runde 29 fuhren die Top 5 zum Teil nebeneinander durch die Kurven - großartiger Rennsport! Diese heiße Phase endete mit einem Kontakt zwischen Mortara und Barnard: Der Mahindra-Fahrer bremste etwas zu spät und schob den McLaren leicht an. Barnard verlor daraufhin die Kontrolle über sein Auto und rutschte in die TecPro-Barriere - das unglückliche Aus für ihn nach einem starken Rennen! Da er sich nicht selbst wieder befreien konnte, musste das Safety-Car auf die Strecke kommen.

Vollstrom für alle bis zum Schluss

Die Rennleitung gab bekannt, dass das Rennen nicht verlängert würde. Somit gab es nach dem Neustart nur noch eine Runde in normalem Renntempo. Die Energieziele spielten keine Rolle mehr, sodass alle Vollstrom geben konnten. Rowland gab das Tempo beim fliegenden Neustart vor und blieb vorn. Wehrlein versuchte noch einmal anzugreifen, aber Rowland machte es gut und brachte seinen bereits vierten Saisonsieg ins Ziel! Wehrlein wurde Zweiter, und Ticktum sicherte sensationell sein erstes Formel-E-Podium - das erste für das Kiro-Team seit dem Mexico City E-Prix 2018 vor rund sieben Jahren - damals noch durch Oliver Turvey! Dennis und di Grassi komplettierten die Top 5 in einem tollen Rennen.

Rowland hat sein WM-Punktekonto durch den Erfolg auf mächtige 161 Zähler ausgebaut. Er hat damit fast doppelt so viele Punkte wie der Zweitplatzierte Wehrlein! Dritter ist trotz seines Ausfalls Felix da Costa vor Barnard und Dennis. In der Teamwertung baute Nissan seinen Vorsprung auf Porsche um zehn Punkte aus. Bei den Herstellern büßten die Japaner zwar zwei Zähler gegenüber Porsche ein, liegen aber ebenfalls weiterhin vorn. Das nächste Rennen findet in zwei Wochen statt: Am Wochenende des 31. Mai und 1. Juni gastiert die Formel E in Shanghai - abermals für einen "Double-Header" mit zwei Renntagen.

Ergebnisse & Zeiten

Gesamtwertung (Fahrer, Teams & Hersteller)

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