Formel E

Formel E in Tokio: Stoffel Vandoorne gewinnt Regenrennen am Samstag mit Pit-Boost-Coup

Timo Pape

Timo Pape

Stoffel Vandoorne hat das Samstagslauf der Formel E in Tokio gewonnen. In einem streckenweise chaotischen Regenrennen profitierte der Maserati-Fahrer von einer frühen Pit-Boost-Aktivierung unmittelbar vor einer Rennunterbrechung mit roter Flagge. Zweiter wurde der WM-Führende Oliver Rowland (Nissan). Taylor Barnard (McLaren) komplettierte das Podium. Im Rennen zuvor hatte es zahlreiche Kollisionen sowie technische Ausfälle gegeben.

Nachdem bereits die Qualifikation abgesagt worden war, bangten die Fans zunächst auch noch um das Rennen, denn erst wenige Minuten vor dem geplanten Start um 8 Uhr (MESZ) hörte es auf zu regnen. Schon frühzeitig wurde der Start um eine Viertelstunde auf 8:15 Uhr verschoben. So fuhren die Autos in die Startaufstellung, die auf dem Ergebnis des 2. Freien Trainings basierte. Um 8:09 Uhr bestätigte Rennleiter Marek Hanaczewski via Funk, dass der Start hinter dem Safety-Car stattfinden würde. Es sollte zunächst für ein "paar Runden" auf der Strecke bleiben, um die Lage besser beurteilen zu können. "Dann entscheiden wir, wie es weitergeht."

So ging es um 8:15 Uhr schließlich los. Durch die 22 Autos hinter dem Safety-Car trocknete die Ideallinie allmählich etwas ab. Die Lola-Fahrer berichteten per Funk, dass die Bedingungen verhältnismäßig gut seien. Nur in Sektor 3 stehe noch relativ viel Wasser. So absolvierte das Feld vier Runden, die ganz normal zur Renndistanz dazuzählten, dann kam die gute Nachricht: "Das Safety-Car kommt nach dieser Runde rein, dann gibt es einen stehenden Start", so Rennleiter Hanaczewski. So positionierten sich alle Piloten auf der Start- und Zielgeraden, dann ging es endlich richtig los.

Wilde Attack-Mode-Duelle, bis Günther für rote Flagge sorgt

Pole-Sitter Oliver Rowland verteidigte am Start seine Führung, und auch dahinter gab es zunächst keine Veränderungen. Antonio Felix da Costa rutschte leicht ins Heck von Jean-Eric Vergne, was aber kaum Auswirkungen hatte. Sebastien Buemi fuhr sofort durch die Attack-Zone und holte sich seinen ersten Attack-Mode - durch die Safety-Car-Runden zuvor war dies ausnahmsweise schon erlaubt. Mit der Zusatzleistung überholte Buemi zunächst Norman Nato, dann schnappte er sich mit einem späten Bremsmanöver auch Taylor Barnard. Nun war der Zweitplatzierte Edo Mortara an der Reihe und musste seinen Landsmann vorbeilassen. Buemi kam im Allradmodus bis auf den zweiten Platz vor.

Mortara aktivierte jedoch auch gleich seinen ersten Attack-Mode und holte sich die zweite Position schnell zurück. Rowland an der Spitze führte nach acht Runden mit gut drei Sekunden Vorsprung. Barnard fuhr in Runde 10 mit einem spektakulären Drift außen herum an Nyck de Vries vorbei und war damit wieder Vierter - tolles und mutiges Manöver! In Runde 11 kam Stoffel Vandoorne als erster Fahrer zum Pit-Boost an die Box, denn im Samstagsrennen musste wieder jeder Fahrer genau einmal zum Nachladen kommen. In Sachen Energie hatte bis dahin in der Spitzengruppe Buemi am besten gehaushaltet.

In Runde 13 blieb Vorjahressieger Max Günther auf dem Weg zu Kurve 15 auf der Strecke stehen. Die Rennleitung unterbrach das Rennen umgehend, weil der DS Penske von Günther in "rotem" Zustand, also nicht sicher, war. Sein Auto hatte einen "dringenden Bremsdefekt" auf dem Lenkraddisplay gemeldet und musste entsprechend von der Strecke geschoben werden. Die anderen Piloten fuhren in die Boxengasse und reihten sich auf, bis es weiterging. Nur Vandoorne durfte noch eine Runde allein auf dem Kurs absolvieren, um sich wieder zurückzurunden. "Ein Auto hat jetzt einen Riesenvorteil", erklärte Porsche-Teamchef Florian Modlinger - schließlich hatte Vandoorne als einziger Fahrer schon seinen Pit-Boost absolviert.

Vandoorne der große Gewinner, Dennis disqualifiziert

Um 8:52 Uhr (MESZ) fuhren die Piloten zunächst hinter dem Safety-Car wieder auf die Strecke, um sich für einen weiteren stehenden Start zu positionieren - alle bis auf Jake Dennis, der direkt wieder in die Boxengasse abbog, um seinen Pit-Boost zu absolvieren. Allerdings war die Boxengasse laut Rennleitung noch geschlossen, sodass Dennis wenig später sogar mit der schwarzen Flagge disqualifiziert wurde. "Sie war offen", widersprach er später im TV. Die Ampel schaltete auf Grün, und abermals behauptete Rowland seine Führung. Mortara blieb Zweiter vor Buemi, Barnard und de Vries. Der Niederländer fuhr in Runde 17 zum Pit-Boost, während sich Rowland seinen ersten Attack-Mode holte. Es entfalteten sich somit mehrere verschiedene Strategien.

Robin Frijns hatte sich still und heimlich in die Spitzengruppe vorgearbeitet und lag in Runde 19 auf dem vierten Rang hinter seinen Envision-Teamkollegen Buemi. In Kurve 3 kam es zu einer Kollision: De Vries kam gerade aus der Boxengasse zurück, als Mitch Evans von hinten heranraste. Er schnitt die Linie des Mahindra-Fahrers, es kam zum Kontakt. Evans drehte sich und schlug mit dem Heck an der Mauer an, wobei sein Getriebe Schaden nahm. Erneut das nächste vorzeitige Aus für den Vizeweltmeister im Jaguar, der seit seinem Auftaktsieg in Sao Paulo keinen Punkt mehr geholt hat.

In Runde 24 fuhr endlich auch Spitzenreiter Rowland zum Pit-Boost an die Box. Der Nissan-Pilot kam erwartungsgemäß hinter Vandoorne, aber vor Barnard auf die Strecke zurück. Dann kam auch Buemi zum Nachladen an die Box und kehrte knapp hinter Mortara auf den Kurs zurück. Sam Bird erhielt derweil eine 5-Sekunden-Zeitstrafe, weil er den Anweisungen der Rennleitung nicht gefolgt sei. In Runde 28 kam Nick Cassidy als letzter Fahrer zum Pit-Boost, wodurch es wieder ein "bereinigtes" Klassement gab. So führte Vandoorne mit rund 20 Sekunden Vorsprung vor Rowland, Barnard, Mortara und Buemi.

Rowland zittert bis zur letzten Kurve

Dann leistete sich der Führende einen Fehler: Vandoorne rutschte schon in Kurve 1 und drehte sich dann in Kurve 2. Er berührte mit dem Heck leicht die Mauer, nahm aber keinen Schaden und konnte weiterfahren. So verlor er durch die Aktion zwar ein paar Sekunden, hatte aber immer noch einen sehr großen Vorsprung. Die Strecke trocknete indes immer weiter ab und wurde schneller. Es sollte kein Regen mehr folgen, meldete Mahindra an seinen Fahrer de Vries. Durch die Safety-Car-Phasen wurde das Rennen um drei Runden - von 35 auf 38 - verlängert.

Da noch einige Fahrer ihren zweiten Attack-Mode aktivieren mussten, gab es noch diverse spannende Duelle. Rowland kämpfte mit Barnard um Platz 2, Buemi überholte Mortara für Platz 4 und drehte mit der Zusatzleistung die schnellste Rennrunde in den Top 10. Dan Ticktum fuhr auf einem sehr guten sechsten Platz und machte jetzt Druck auf Mortara, den er am Ende sogar noch überholen sollte.

So ging es in die letzte Runde. Rowland kämpfte mit seinen letzten Energiereserven und machte sich breit gegen Barnard. Es wurde noch mal spannend! Rowland rettete sich jedoch mit 0,1 Prozent Restenergie als Zweiter ins Ziel, Barnard komplettierte das Podium als Dritter. Am Sieger hingegen gab es keine Zweifel mehr: Vandoorne fuhr ungefährdet mit 8,1 Sekunden Vorsprung als Erster ins Ziel! Es war der vierte Formel-E-Erfolg für den Weltmeister von Saison 8, außerdem der erste Maserati-Sieg seit dem Tokio E-Prix 2024. Buemi wurde nach seinem Monaco-Sieg Vierter vor Ticktum.

In der Gesamtwertung hat Rowland seine Führung weiter ausgebaut auf inzwischen 60 Punkte! Barnard kletterte auf den dritten Rang, und Vandoorne machte einen großen Satz auf Position 8. Bei den Teams hat Nissan die WM-Führung von Porsche übernommen, während die Japaner ihren Vorsprung in der Herstellerwertung weiter ausbauen konnten. Das nächste Rennen findet in weniger als 24 Stunden statt. Dann tritt die Formel E zum Sonntagsrennen in Tokio an - es soll trocken bleiben. Rennstart ist abermals um 8 Uhr (MESZ).

Ergebnisse & Zeiten

Gesamtwertung (Fahrer, Teams & Hersteller)

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