Formel E

Formel E kämpft um Paris E-Prix: Longo bestätigt Streckenanpassungen für schnelle Gen3-Autos

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Die nach der laufenden Saison anstehende Einführung der Gen3-Autos soll für die Formel E den nächsten Meilenstein in ihrer Entwicklung darstellen. Aber sind die in den vergangenen Jahren genutzten Stadtkurse überhaupt für die neuen Boliden geeignet? Insbesondere in Paris dürften Anpassungen notwendig sein. Die Rennserie plant 2023 zwar eine Rückkehr in die französische Hauptstadt, dann jedoch auf einem erweiterten Kurs rund um den Invalidendom.

Die Formel E erwartet einen deutlichen Performanceschub für ihre neunte Saison. Grund dafür ist unter anderem der neue Frontmotor, der zusätzliche Rekuperation von Bremsenergie an der Vorderachse ermöglicht und somit mehr Power im Rennen bereitstellt.

Dies führt gemeinsam mit Fortschritten bei der Batterietechnologie dazu, dass der Einheitsakku der Gen3-Boliden deutlich kleiner und leichter sein kann als bislang: Statt 385 kg soll der neue Energiespeicher nur noch 284 kg auf die Waage bringen.

Zusätzlich ist eine Leistungssteigerung von 250 kW auf 350 kW geplant. Die Folge: Die Gen3-Boliden werden deutlich schneller sein als die aktuellen Gen2-Fahrzeuge. Pro Runde wird der Zeitunterschied - je nach Strecke - voraussichtlich zwischen fünf und sieben Sekunden betragen.

"Alles in allem werden sie schneller sein, und es wird mehr Möglichkeiten zum Überholen geben", erklärt Formel-E-CEO Jamie Reigle zu den Auswirkungen der Gen3-Autos auf die Streckengestaltung bei 'Autosport'. "Die Strecke, über die aktuell viel gesprochen wird, ist Paris mit ihren vielen 90-Grad-Kurven. Sie ist ein echter Stadtkurs, aber das wird eine gewaltige Herausforderung darstellen."

Gespräche über Verlängerung der Strecke in Paris laufen bereits

"Wir führen bereits Gespräche mit Paris. Es geht um die Frage, ob wir die Konfiguration der Strecke ändern können", bestätigt Reigle. "Wir würden dort sehr gern auch in Zukunft Rennen fahren. Derzeit planen wir, dies ab dem Jahr 2023 auch wieder zu tun."

Der letzte Paris E-Prix fand 2019 statt - noch vor der Pandemie. Das Rennen 2020 wurde deshalb abgesagt, und auch in den beiden folgenden Jahren stand die Stadt nicht im Formel-E-Rennkalender. Paris soll ab April 2023 wieder Austragungsort eines Formel-E-Laufs sein, voraussichtlich gemeinsam mit dem Monaco E-Prix im Frühjahr - Ende April oder Anfang Mai.

"Die aktuelle Strecke ist etwas zu klein, was den Standards der FIA nicht ganz entspricht. Wir prüfen daher die Möglichkeit, eine erweiterte Streckenführung in derselben Gegend zu nehmen. Das scheint im Moment machbar zu sein", bestätigt Chief Championship Officer Alberto Longo bei 'The Race'. "Wir wollen diesen Standort nicht aufgeben. Hier sind wir in der Nähe des Eiffelturms, und der Emotion Club wird im Militär-Museum errichtet. Das ist fantastisch für uns, und ich denke, Paris ist ein einzigartiger Ort, den jeder gerne besucht."

"Wir würden gerne zurückkehren, führen eine Machbarkeitsstudie durch und sprechen auch mit den Behörden", so Longo weiter. Insbesondere die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo gilt als große Unterstützerin der Formel E. Sie will Paris zu einer der "grünsten Städte Europas" machen. Ein E-Prix helfe dabei, E-Mobilität in der Stadt vor einem großen Publikum vermarkten zu können. "Bürgermeisterin Hidalgo ist absolut hilfsbereit, aber auch Pierre Rabadan, der Sportminister der Stadt, ist für die Formel E", ergänzt Longo.

Nur noch wenige Slots im Rennkalender für Saison 9 frei

Sicher ist eine Rückkehr nach Paris noch nicht, insbesondere, da der Rennserie auch Angebote aus einigen anderen Städten vorliegen. Darunter befinden sich unter anderem Eindhoven und Kapstadt. Die Stadt in Südafrika sollte ursprünglich bereits in diesem Jahr im Rennkalender stehen. Das Rennen wurde jedoch auf 2023 verschoben.

"Ich denke nicht, dass wir irgendwelche Probleme haben werden, wenn wir zurückkommen wollen. Unser Kalender für die neunte Saison sieht sehr gut aus. Es gibt aber einen großen Wettbewerb um die wenigen freien Slots, die wir noch haben", beschreibt Longo das "Luxusproblem", das die Formel E derzeit hat. "Am Ende wird es der Vorstand sein, der den Kalender vorschlägt, und dann entscheidet das WMSC, wo wir fahren werden."

Als gelungenes Beispiel einer geänderten Streckenkonfiguration führt Jamie Reigle Monaco an: Dort war die Formel E im letzten Jahr zum ersten Mal auf einer leicht modifizierten Variante des Formel-1-Kurses unterwegs, nachdem sie in den Jahren zuvor immer eine Kurzanbindung genutzt hatte. Diese war jedoch von Beginn an als viel zu eng kritisiert worden. Dennoch nutzte die Formel E den "Hafenkurs" dreimal, auch um einem direkten Vergleich mit der Formel 1 aus dem Weg zu gehen. Ein Fehler, wie sich im Nachhinein zeigte.

Reigle: "Einige Strecken müssen wir überprüfen"

"Wenn ich mir Monaco anschaue, gab es letztes Jahr, als wir zum ersten Mal auf der vollen Strecke gefahren sind, eine interessante Diskussion über die Rundenzeiten: Wird das Formel-E-Auto langsam sein? Ich denke, jeder akzeptiert, dass die Formel-1-Autos im Vergleich deutlich schneller sind. Aber was wir dann dort gesehen haben, waren 65 Überholvorgänge, sechs Führungswechsel und ein unglaubliches Autorennen", bringt Reigle es auf den Punkt.

"Wir glauben, dass mit der Gen3 das Gleiche passieren wird, nur dass wir fünf, sechs, sieben Sekunden pro Runde schneller sein werden", so Reigle weiter. "Ich glaube schon, dass es viel Spielraum für eine Erweiterung der aktuellen Strecken gibt. Einige Strecken müssen wir überprüfen, und das tun wir zusammen mit der FIA, um sicherzustellen, dass alles sicher ist und zu guten, spannenden Rennen führen kann."

Eine Strecke, die vermutlich ohne größere Anpassungen auskommen wird, ist der Kurs in Saudi-Arabien. "Ich glaube, dass die Strecke in Diriyya auch für das Gen3-Fahrzeug geeignet ist", hatte Diriyya-Promoter Carlo Boutagy vor der Saison bereits am Mikrofon von 'e-Formel.de' bestätigt. "Ich denke nicht, dass wir etwas anpassen müssen. Aber wenn es dennoch notwendig sein sollte, machen wir es."

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