Formel E: Lisheng Racing übernimmt NIO Formula E Team
Timo Pape
Das britisch-chinesische "NIO Formula E Team" hat einen neuen Besitzer. Im Zuge einer Investment-Strategie und Neustrukturierung soll die chinesische Motorsport-Gruppe Lisheng Racing Co. Ltd. den Rennstall bereits im vergangenen Monat übernommen haben. Das berichtet 'e-racing365'. Die neuen Besitzer sollen am letzten Freitag NIOs Technik-Standorte in Donington und Oxford besucht haben und dürften die Belegschaft in dieser Woche über die Details der Übernahme informieren. Keine der betroffenen Parteien wollte sich bislang zu dem Thema äußern.
NIO ist durch den Deal nicht mehr offizieller Besitzer des Teams, dürfte aber weiterhin im Teamnamen vorkommen - möglicherweise als Titelsponsor. Das chinesische Start-up wolle sich verstärkt auf die Entwicklung von E-Autos für die Straße konzentrieren, heißt es. Trotzdem wird NIO voraussichtlich auch weiterhin in den Rennstall investieren, um die Vermarktung des eigenen Namens aufrechtzuerhalten. Bis zum 9. September hat das neue Team Zeit, seinen offiziellen Starternamen bei der FIA einzuschreiben.
Der neue strategische Investor Lisheng Racing ist ein "Big Player" im chinesischen Motorsport. Das Unternehmen aus Shanghai organisiert diverse Rennsport-Events und besitzt unter anderem die Chinese Touring Car Championship, die China Karting Championship und den Veranstalter der Asiatischen Formel 3, Top Speed Shanghai. Darüber hinaus ist Lisheng Racing Mitveranstalter der Ferrari Challenge Asia Pacific, der Lamborghini Super Trofeo Asia, des Audi Sport R8 LMS Cup sowie der Asian Le Mans Series.
Neues Personal & möglicherweise Kunden-Antriebsstrang
Vertreter von Lisheng Racing sollen in dieser Woche nach Großbritannien und Spanien reisen, um die Neustrukturierung voranzutreiben und den Rennstall für die im November beginnende Saison 2019/20 fit zu machen. Dazu könnte - nach einem enttäuschenden Jahr in der Formel E - sogar ein neuer Antriebsdeal mit einem bestehenden Hersteller zählen. NIO würde in Saison 6 folglich als Kundenteam antreten. Dies sind bislang aber nur Spekulationen. Die Homologationsfrist könnte in diesem Zuge für NIO nach hinten verlegt werden.
Mit Blick auf das Teampersonal dürfte sich einiges verändern. Die aktuelle britische Management-Struktur mit Teamchef Gerry Hughes und Technikchef Paul Fickers soll ausgetauscht und durch Vertreter des spanischen Unternehmens QEV Technologies ersetzt werden. QEV hat bereits Erfahrung in der Formel E durch seine Verbindung zum spanischen Rennstall Campos Racing, der in Saison 1 das operative Geschäft an der Rennstrecke für China Racing beziehungsweise NextEV durchführte - jenes Team des ersten Formel-E-Champions Nelson Piquet jr., aus dem schließlich NIO hervorging.
Eine wichtige Personalie im Team soll Joan Orus werden, der aktuell Teammanager bei Mahindra Racing sowie Chief Operating Officer bei QEV Technologies ist. Er könnte im neuen Formel-E-Team die Rolle des Teammanagers einnehmen und zunächst auch das Amt des Technikchefs bekleiden.
Auch das Fahrer-Line-up ist wegen der Neustrukturierung nicht mehr in Stein gemeißelt. Zwar scheint Oliver Turvey dank seines weiterhin gültigen Vertrages im Cockpit zu bleiben. Die Zukunft von Tom Dillmann im Team ist jedoch ungewiss, zumal der Franzose in der vergangenen Saison als einziger Fahrer sämtliche Rennen betritt, ohne jedoch einen Punkt zu holen.
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