Formel E

Formel E: Lucas di Grassi gewinnt spektakuläres Strafen-Drama von Zürich

Timo Pape

Timo Pape

Lucas di Grassi hat die Rückkehr des Motorsports in der Schweiz gewonnen. Der amtierende Formel-E-Meister in Audi-Diensten behielt in einem hoch dramatischen Zürich E-Prix die Nerven und holte sich souverän seinen ersten Saisonsieg. Zweiter wurde Sam Bird, während der Meisterschaftsführende Jean-Eric Vergne durch eine Strafe nur auf Position 10 kam. Jerome d'Ambrosio wurde sensationell Dritter und sicherte seinem Dragon-Team das erste Podium der Saison. Vor dem Finalwochenende Mitte Juli in New York ist die Meisterschaft wieder völlig offen.

Am Start gab es zunächst keine Platzveränderungen in der Spitzengruppe. Jedoch schnappte sich Felix Rosenqvist gleich in der ersten Runde Daniel Abt, und es sollte für den Deutschen nicht besser werden: In der Schikane fuhr ihm Nelson Piquet jr. ins Heck und riss ihm den Heckflügel ab. Auch Piquet nahm Schaden an der Front. Beide wurden wenig später von der Rennleitung an die Box beordert und waren somit aus dem Rennen um das Podium.

Während Evans seinen ersten Platz in der Anfangsphase verteidigte, kämpfte sich di Grassi schon früh an den beiden Dragon vorbei und heftete sich an die Fersen des Drittplatzierten Bird. Weiter hinten sorgte Vergne für Aufsehen, indem er sich in kürzester Zeit von Platz 17 bis in die Punkte vorarbeitete. Für Edoardo Mortara war das Rennen hingegen schon früh beendet, denn der Schweizer musste bei seinem Heimspiel einen technischen Defekt hinnehmen - seine hintere rechte Aufhängung war gebrochen.

Di Grassi überholte wenig später Bird in der Haarnadelkurve und attackierte fortan Lotterer. Der machte allerdings mehrfach die Innenbahn zu und gab alles, um Platz 2 zu verteidigen. Doch letztlich ging der Champion auch am Deutschen vorbei und war zu diesem Zeitpunkt schon Zweiter.

Für den nächsten Höhepunkt sorgte der Zweikampf zwischen Rosenqvist und Vergne. Der Franzose versuchte, in Kurve 1 am Schweden vorbeizukommen und zog auf die innere Linie rüber. In der schnellsten Kurve der Strecke drängte er Rosenqvist ab, der daraufhin in der TECPRO-Barriere landete. Bemerkenswerterweise untersuchte die Rennleitung den Vorfall nicht einmal, obwohl Vergne ohne Probleme weiterfuhr, während Rosenqvist alle Chancen auf ein gutes Ergebnis genommen wurden.

Obwohl zahlreiche Teile des Mahindra auf der Strecke lagen - Rosenqvist verlor unter anderem seinen Frontflügel beim Weiterfahren -, zögerte die Rennleitung lange Zeit, den Kurs aufräumen zu lassen. Erst als Vergne mit hoher Geschwindigkeit über das Wrackteil fuhr, entschied man sich zu einer Full-Course-Yellow-Phase. Kurz zuvor hatte di Grassi noch Evans überholt und die Führung in Zürich übernommen.

Vergne verliert Zeit beim Boxenstopp

Das Tempolimit auf der Strecke eröffnete die Boxenstopps, bei denen abermals Vergne im Fokus stand. Der Techeetah-Pilot verlor etliche Sekunden und fiel auf Rang 9 zurück- der erste Rückschlag für ihn. Di Grassi hingegen baute seinen Vorsprung an der Spitze aus, Evans blieb Zweiter.

Dann die Hiobs-Botschaft, die die Meisterschaft wieder spannend machte: Evans, Lopez, Lotterer, Buemi und auch Vergne waren während der Full-Course-Yellow-Phase zu schnell gefahren. Die Rennleitung sprach gegen alle fünf Fahrer, die allesamt in der Spitzengruppe unterwegs waren, eine Durchfahrtsstrafe aus. Dadurch fiel Vergne zum zweiten Mal aus den Punkten heraus. Profitieren konnten Bird und d'Ambrosio, die auf die Plätze 2 und 3 vorrückten.

In den letzten Runden kam es noch zu einigen individuellen Fehlern. Zunächst drehte sich Luca Filippi, dann fuhr Nico Prost in der Haarnadelkurve geradeaus. Und auch Lopez, der bis dahin ein sehr starkes Rennen gezeigt hatte, verschätzte sich in Kurve 1. Er rutsche mit der Front in die TECPRO-Barriere und verlor einige Plätze.

Auf der anderen Seite zeigten einige Piloten ihr Können. Buemi ging dank FANBOOST, den er neben di Grassi und Abt gewonnen hatte, in einem spektakulären Manöver am Ende der Start- und Zielgeraden an Evans vorbei und holte sich den fünften Platz. Heidfeld machte ebenfalls noch einige Plätze gegen Rennende gut und wurde letztlich Sechster. Vergne versuchte nach seinem zweiten Rückschlag noch mal alles und kam immerhin noch in die Punkte, doch bei Oliver Turvey war Schluss.

An der Spitze fuhr Lucas di Grassi ungefährdet den ersten Sieg der Geschichte in Zürich ein. Durch sein fünftes Podium in Folge steht der Brasilianer nun auf dem dritten Platz der Meisterschaft, hat aber auch rechnerisch keine Chancen mehr auf die Titelverteidigung. Bird konnte seinerseits den Rückstand auf Vergne von 40 auf nur noch 23 Punkte verkürzen. Vor dem Doppelrennen beim Finale von New York ist für den Briten noch alles drin, denn insgesamt sind noch 58 Punkte zu vergeben.

In der Teamwertung hat Audi weitere Punkte auf Techeetah gutgemacht, liegt aber nichtsdestotrotz noch 33 Zähler hinter dem einzigen Kundenteam der Formel E. Vor dem großen Finale am 14. und 15. Juli ist wie schon in den vergangenen drei Jahren noch alles offen.

Das provisorische Rennergebnis des Zürich E-Prix

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