Formel E

Formel E: Mahindra bereitet Kundenteam-Einsatz vor - in Kooperation mit ABT?

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Die Formel E steckt noch immer mitten in ihrer Saison 2022, doch die Vorbereitungen für das erste Gen3-Jahr 2023 laufen längst auf Hochtouren. Erst vor wenigen Wochen gab die FIA die offizielle Liste der eingeschriebenen Hersteller bekannt. Unklar ist in vielen Fällen jedoch weiterhin, welche Teams die Motorenpakete einsetzen werden. Möglicherweise bereitet sich auch das deutsche Team ABT auf eine Formel-E-Rückkehr vor - mit Antrieben von Mahindra Racing.

Bereits im Fahrerlager von Rom machten Gerüchte die Runde, laut denen die Mannschaft aus dem Allgäu weiterhin Interesse an einer Rückkehr in die Formel E hat. In den ersten drei Formel-E-Saisons engagierte sich ABT in der Elektroserie, ehe die Rennoperation an Audi Sport verkauft wurde. Schon unmittelbar nach dem Ausstieg der Ingolstädter bemühte sich ABT laut Medienberichten um ein Formel-E-Comeback mit Geldern des in der Extreme E engagierten Streaming-Anbieters SEGI.TV - zunächst ohne Erfolg.

Dass das Interesse seither jedoch nicht abriss, machte ABT beim E-Prix in Italien deutlich. Führende ABT-Mitarbeiter, darunter auch Geschäftsführer Thomas Biermaier und Teammanager Roger Köhler, drehten während des Wochenendes ihre Runden durch die Boxengasse. "Wir wollen am Ball bleiben und halten Augen und Ohren offen", beschrieb Biermaier den Besuch damals gegenüber 'Motorsport-Magazin.com'. "Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

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Herstelleroptionen beschränkt - Nio 333 vorerst ohne Kundenteam

Sollte ABT tatsächlich Interesse an einer Rückkehr in die E-Serie haben, wären die Optionen der möglichen Antriebspartner jedoch beschränkt. Die Frist zur Herstellereinschreibung für die Jahre 2023 und 2024 lief bereits vor geraumer Zeit ab, weshalb sich ABT mit einem bestehenden Konstrukteur zusammentun müsste.

Mit Jaguar hat bereits ein Hersteller einen Vertrag mit einem Kundenteam (Envision) bekannt gemacht. Laut Medienberichten ist darüber hinaus auch eine Partnerschaft zwischen DS Automobiles und Dragon sowie Nissan und McLaren/Mercedes geplant, was ABTs Optionen effektiv auf Nio 333, Mahindra und Porsche beschränkten würde.

Wie 'e-Formel.de' erfahren hat, strebt Nio 333 derzeit allerdings keinen Einsatz einer Gen3-Kundenmannschaft an. "Wir sind darauf vorbereitet, planen aktuell aber nicht damit", verrät uns der Co-Teamchef Russell O'Hagan. "Grundlegend besteht Interesse an so etwas, weil es durchaus Vorteile gibt. Wenn man sich mit dem richtigen Team zusammentut und gute Fahrer hat, dann gibt es logischerweise auch die doppelte Menge Feedback. (Kundenteams) haben auch einen Mehrwert durch das erweiterte Testkontingent, vor allem im ersten Entwicklungsjahr. Aber das steht nicht ganz oben unserer To-do-Liste."

Porsche bereit für Partner-Rennstall: "Haben es immer auf dem Schirm"

Für ABT dürften jedoch ohnehin die Antriebspakete von Porsche und Mahindra erfolgsversprechender sein. "Es hat Vor- und Nachteile", sagt uns Porsche-Teamchef Florian Modlinger über die Aussicht, künftig möglicherweise Kundenteams zu beliefern.

"Man muss per Reglement als Hersteller so aufgestellt sein, um ein Kundenteam bedienen oder Bauteile und technischen Support liefern zu können. Bei einer tieferen Partnerschaft mit dem Kunden gibt es einen Mehrwert von zusätzlichen Testtagen und mehr Fahrzeugdaten am Rennevent. In der Vergangenheit gab es gute Beispiele, wo das funktioniert hat - Virgin mit Audi etwa. Oder Venturi mit Mercedes."

Auf die Möglichkeit einer Porsche-ABT-Kombination, die angesichts einer erwarteten Zusammenarbeit mit dem ehemaligen BMW-Einsatzteam Andretti ohnehin als unwahrscheinlich gilt, reagiert Modlinger gelassen: "Das sind Spekulationen. Ich habe auch mitbekommen, dass sie einfach am Ball und an der Formel E dran bleiben wollen. Im Hintergrund gibt es ein Bestreben, die Formel E auf dem Schirm zu behalten. Das ist schön zu sehen, und wir würden uns darüber freuen. Aber da weiß ich noch nicht, was passieren wird."

Mahindra plant Einsatz von Kundenteam

Sollte ABT eine Rückkehr in die Elektroserie ernsthaft anstreben, gilt eine Zusammenarbeit mit Mahindra somit als derzeit beste Option für die Kemptener. Und wie 'e-Formel.de' in Monaco erfuhr, plant das indische Team offenbar tatsächlich den Einsatz einer Kundenmannschaft.

"Die Kunden müssten schon auf uns zukommen", erläutert Mahindra-Teamchef Dilbagh Gill auf unsere Frage zum erweiterten Testkontingent durch die Belieferung eines Kundenteams. "Ich sehe aber nicht, dass wir weniger Testtage als andere haben werden. Momentan sind wir noch nicht in einer Position, um mehr darüber zu sagen."

Soll heißen: Mahindra plant, das vollständige Testkontingent zu nutzen, das das FIA-Regelwerk hergibt. Dazu zählen wohl auch die zusätzlichen Tage, die mit der Ausstattung eines Kundenteams möglich würden. Könnte Mahindra dieses Kontingent womöglich mit ABT teilen?

"Wir sind gute Freunde, schließlich kennen wir uns schon seit acht Jahren", schmunzelt Gill. "Zum ersten Mal haben Thomas (Biermaier) und ich uns im Januar 2014 bei einem Treffen im Williams-Hauptquartier gesehen. Das sind schöne Erinnerungen." Und er betont nochmals: "Wir sind gute Freunde!"

Während öffentlich also nach wie vor ungewiss ist, in welcher Form ABT in die Formel E zurückkehren könnte - und ob überhaupt -, brodelt die Gerüchteküche weiter. In den kommenden Wochen und Monaten dürften die nächsten Puzzleteile auf dem "Motorenmarkt" der Formel E gesetzt werden.

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