Formel E

Formel E: Mehr Abwechslung beim Attack-Mode "möglicherweise zu verwirrend"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Mit dem Attack-Mode hat die Formel E zum Beginn der fünften Saison ein neues Feature eingeführt, das den Fahrern einige taktische Möglichkeiten bietet. Obwohl das Sportliche Reglement der Rennleitung große Freiräume bei der Anzahl und Dauer der Aktivierungen bietet, wurden diese bislang kaum genutzt...

Die Funktionsweise des Attack-Modes ist simpel: Ein Fahrer verlässt im Rennen die Ideallinie und verliert auf diesem Wege Zeit, um eine höhere Leistungsstufe seines Antriebs zu aktivieren und so anschließend Zeit auf seine Konkurrenten aufzuholen. Langjährigen Videospielern kommt das bekannt vor: Inspiriert wurde der Attack-Mode von Games wie dem Nintendo-Kultspiel Mario Kart.

Waren es in der fünften Saison noch 25 kW Mehrleistung im Attack-Mode, hat die FIA den Leistungsunterschied zur sechsten Saison auf 35 kW angehoben. Auf mehreren Strecken, insbesondere mit kurzen Geraden, erwies sich der Zusatzboost zuvor als nicht stark genug, um tatsächlich überholen zu können. Als besonderes Feature für die Zuschauer leuchtet ein am Halo-System angebrachter LED-Streifen blau auf, wenn ein Fahrer die Zusatzleistung aktiviert hat.

Die Anzahl sowie die jeweilige Dauer der Aktivierungen ist dabei für alle Fahrer vorgeschrieben. Um den Teams die Möglichkeit zu nehmen, die beste Taktik bereits vor einem E-Prix mit aufwändigen Simulationen zu ermitteln, gibt die Rennleitung die Details zum Attack-Mode erst 60 Minuten vor dem Rennstart bekannt. In der Praxis beschränkte sich dies jedoch bis auf eine Ausnahme auf zwei Aktivierungen, die für jeweils vier Minuten mehr Leistung erlaubten. So war es bei zwölf der 13 Rennen in Saison 5 sowie bei beiden Diriyya-Rennen zum Start der sechsten Saison. Einzig beim Saisonfinale in New York City vergangenen Juli variierte die Rennleitung einmal: Hier waren drei Aktivierungen zu je vier Minuten Pflicht.

Mehr Varianz zumindest bei "Double-Headern" gewünscht

Formel-E-Rennleiter Scot Elkins erklärte bereits bei den Vorsaison-Testfahrten in Valencia, dass dies seine Gründe habe. "Es könnte zu verwirrend werden", so Elkins bei 'e-racing365'. Angesprochen darauf, ob in der sechsten Saison mit mehr Variation seitens der Rennleitung zu rechnen sei, fuhr er fort: "Ich weiß es nicht, um ganz ehrlich zu sein. Wir sehen uns das Gesamtbild an und müssen sorgfältig darüber nachdenken, wie wir das umsetzen. Es würde mir gefallen, wenn es bei 'Double-Headern' unterschiedlich ist, weil die beiden Rennen dann unterschiedlich wären."

Insbesondere die Zuschauer sind dabei im Blick der Verantwortlichen. "Ist das möglicherweise zu verwirrend für die Fernsehzuschauer (immer unterschiedliche Vorgaben zu haben)? Wir kennen die Antwort derzeit noch nicht. Das Thema wurde schon besprochen, aber eine Entscheidung steht noch aus."

Roger Griffiths, Teamchef von BMW i Andretti Motorsport, rechnet nicht damit, dass es in dieser Saison zu großen Unterschieden bei den Aktivierungsregeln zum Attack-Mode kommen wird: "Ich denke, dass es auch in dieser Saison bei der überwiegenden Mehrheit der Rennen zwei (Aktivierungen) geben wird", so der Brite, dessen Fahrer Alexander Sims die Gesamtwertung nach dem Diriyya E-Prix anführt.

Zu kompliziert für die Zuschauer?

"Um ehrlich zu sein, waren wir ein wenig enttäuscht, dass es erst in New York eine andere Regelung gab", erklärt Griffiths weiter. "Als wir vor dem Start von Saison 5 darüber gesprochen haben, war immer von mehrfachen Aktivierungen die Rede, niemals von nur zwei. Aber 'Double-Header' sind doch die optimale Bühne, um ein wenig zu variieren."

Es wird spekuliert, dass die Verantwortlichen für die TV-Produktion der Meinung sind, dass es für die Zuschauer zu kompliziert sei, wenn es mehr als zwei Aktivierungen pro Rennen gebe. Das Sportliche Reglement gibt der Rennleitung formell jedoch alle Freiheiten. Die Formulierung ist dabei absichtlich etwas schwammig gewählt, sodass die Verantwortlichen vor Ort Spielräume haben, was die Anzahl und die Dauer der Zusatzboosts angeht. Eine andere Dauer als vier Minuten für den Attack-Mode gab es bislang jedoch in keinem der 15 Rennen mit Gen2-Fahrzeug.

Die nächste Möglichkeit, ein bisschen mehr Varianz in den Attack-Mode zu bringen, bietet sich der Rennleitung beim Santiago E-Prix am 18. Januar. Der nächste "Double-Header", bei dem sich zwei unterschiedliche Strategien für die beiden Läufe anbieten würden, wird erst das Saisonfinale in London sein, das am 25. und 26. Juli 2020 stattfindet.

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