"Formel E nicht die Zukunft" für Ferrari-Star Sebastian Vettel
Timo Pape
Dass der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel kein Freund der neumodischen Formel E ist, ließ er die Öffentlichkeit schon vor Jahren wissen. Damals bezeichnete er die gerade gestartete Elektromeisterschaft als "Käse". Inzwischen hat sich die Formel E als eine der attraktivsten und angesehensten Rennserien im globalen Motorsport etabliert. Ob sich Vettels Meinung - so wie die vieler anderer Rennfahrer - dadurch verändert hat? Mitnichten.
"Für mich ist das nicht die Zukunft", sagt Vettel im Interview mit der Schweizer Zeitung 'SonntagsBlick'. Zwar kann auch er das stetig wachsende Thema Elektromobilität nicht von der Hand weisen, doch vereinbar mit dem Rennsport sind Elektroautos für den Deutschen nicht. "Die E-Mobilität steht zurzeit weltweit hoch im Kurs. Jeder aber, der sich mit Motor- und Rennsport identifiziert und ehrlich ist, der kann mit der Formel E nicht viel anfangen."
Wer Vettel kennt, den dürften diese Aussagen nur mäßig wundern. Schließlich macht der Heppenheimer immer wieder klar, dass er zur "alten Schule“ gehört und von Veränderungen eher wenig hält. "Vor allem sind die Autos nicht sehr schnell", ergänzt er. Ein Argument, das im direkten Vergleich mit der Formel 1 sicher richtig ist. Doch auf den engen Stadtkursen der Formel E würde auch die "Königsklasse" nicht auf 370 km/h beschleunigen. Zumal die Auslaufzonen viel zu kurz sind, um den Sicherheitsstandards der FIA für derartig hohe Geschwindigkeiten zu genügen.
Am meisten überrascht Vettel jedoch mit einer Aussage, die ihm von Kollegen nahegelegt worden sei: "Viele Piloten, die dort fahren, haben mir gesagt, dass das Fahren nicht sehr aufregend ist", so Vettel. Leider lässt der Ferrari-Fahrer offen, welche Formel-E-Fahrer ihm diese Information gegeben haben.
Ferrari & Alfa Romeo vom Tisch, Maserati weiterhin ein Thema
Für Vettel ist die Formel E also nach wie vor kein Thema, und auch sein Arbeitgeber Ferrari winkt inzwischen ab. Nachdem Fiat-Boss Sergio Marchionne vor einigen Monaten noch erklärt hatte, Ferrari könne die Formel E nicht außer Acht lassen, haben sich die Verhältnisse im Konzern geändert. Ferrari sei in Sachen Elektromobilität noch nicht soweit, gab Marchionne vor einiger Zeit zu.
Das sieht übrigens auch Formel-E-Chef Alejandro Agag so: "Ich habe den neuen Tesla Roadster gesehen, der in 1,9 Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigt - so etwas habe ich von Ferrari noch nicht gesehen", meint der Spanier im Interview mit 'El Confidencial'. "Es wäre natürlich fantastisch (Ferrari in der Formel E zu begrüßen)", sagt Agag, "ich denke aber, dass dies für Ferrari einen großen kulturellen Wandel bedeuten würde."
Das heißt aber noch lange nicht, dass nicht eine andere Marke des Fiat-Konzerns in die Elektroserie kommen könnte. Schon vor einiger Zeit brachte Marchionne Maserati und Alfa Romeo ins Gespräch. Da Ferrari vorerst vom Tisch ist und Alfa Romeo sich ab der nächsten Saison bei Sauber in der Formel 1 engagiert, bleibt nur noch eine realistische Option: Maserati.
"Marchionne hat gesagt, dass er sich die Serie ansieht - aber nicht für Ferrari, sondern vielleicht für Maserati", bestätigt Agag und ergänzt: "Ich denke aber nicht, dass ein Einstieg unmittelbar bevorsteht." Ein direkter Kontakt zwischen ihm und Marchionne habe bislang nicht stattgefunden. Nichtsdestotrotz bleibt die italienische Sportwagenmarke, die künftig nur noch Elektroautos bauen will, ein Thema: "Wir schauen uns das weiterhin an", so Marchionne kürzlich.
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