Formel E

Formel E: Nick Cassidy gewinnt rasantes Renndebüt in Portland, schwerer Crash für Nico Müller

Timo Pape

Timo Pape

Formel-E-Autos-Portland

Nick Cassidy hat den ersten Portland E-Prix der Formel E für sich entschieden. Der Envision-Fahrer aus Neuseeland setzte sich in einem packenden und spektakulären Rennen gegen Jake Dennis (Andretti) und Antonio Felix da Costa (Porsche) durch, die das Podium komplettierten. Neben zahlreichen Überholmanövern war eines der Gesprächsthemen ein schwerer Unfall von Nico Müller (ABT Cupra), der zum Glück glimpflich ausging.

Pole-Sitter Jake Dennis erwischte einen guten Start und behauptete seine Führung durch die erste Schikane hindurch. Rene Rast machte direkt eine Position gegen Norman Nato gut und war damit Dritter hinter Sacha Fenestraz. Trotz der engen Kurvenkombination gab es keine nennenswerten Kollisionen. Antonio Felix da Costa machte in der Anfangsphase mehrere Ränge gut und fuhr in Runde 3 schon auf dem vierten Platz.

Rast hingegen verlor zunächst Positionen, während sich Nato vorarbeitete. Nach der dritten Runde lag plötzlich Nick Cassidy in Führung vor Dennis und Rast - die prophezeiten Windschattenspiele und Positionswechsel nahmen bereits Form an. In Kurve 8 wurden zunächst gelbe Flaggen geschwenkt, dann rief die Rennleitung das Safety-Car auf den Kurs. Der Grund: Roberto Merhi war am Ende des Feldes ausgerollt und schließlich auf der Strecke stehengeblieben. Sein Mahindra musste abgeschleppt werden.

Die Reihenfolge der Top 10 während der Safety-Car-Phase: Nato, Felix da Costa, Dennis, Cassidy, Rast, Fenestraz, Günther, Hughes, Frijns, di Grassi. Aufgrund eines leichten Schadens am Frontflügel, den sich Fenestraz beim Neustart einhandelte, beorderte Nissan seinen Youngster an die Box - ein bitterer Rückschlag für einen der Siegkandidaten, der auf den letzten Platz abrutschte. In Runde 8 ging es im "Renntempo" weiter, das wegen der Energie-Intensität der Strecke allerdings fast zehn Sekunden langsamer als die Bestzeiten im Qualifying war.

Schwerer Einschlag für Nico Müller

Dann krachte es heftig: Nico Müller kam in einer Hochgeschwindigkeitspassage von der Strecke ab und schlug mit hohem Tempo - zum Glück beinahe seitlich - an einer Mauer an. Sein ABT Cupra nahm schweren Schaden, doch Müller konnte aus eigener Kraft aussteigen. Kurz zuvor hatte er an sein Team gefunkt: "Ich hatte keine Bremswirkung mehr und bin einfach geradeaus gefahren!" Es war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass eines der Mahindra-Fahrzeuge mit einem folgenschweren Bremsversagen verunfallt. Die Sensoren maßen 27 g beim Aufprall.

Erneut kam das Safety-Car für einige Runden auf die Strecke, damit das ABT-Wrack abgeschleppt werden konnte. Nach langer Unterbrechung ging es am Ende von Runde 16 schließlich mit grünen Flaggen weiter. Nato holte sich beim Neustart die Führung von Cassidy zurück. Hinter dem Duo folgten unter anderem die beiden Maserati-Piloten, die dann jedoch durch die Attack-Zone fuhren und wieder zurückfielen.

In Runde 18 schepperte es erneut, diesmal in Kurve 1: Pascal Wehrlein geriet im hinteren Mittelfeld mit einem Rivalen aneinander und verlor Teile, konnte aber weiterfahren. Auch Jean-Eric Vergne erlebte einen Schreckmoment, als er an derselben Stelle wie Müller vom Kurs abkam, sich allerdings retten konnte. Das Feld fuhr so dicht beieinander, dass weitere Kollisionen eigentlich bereits vorprogrammiert waren.

Packender Kampf ums Podium

Nach 22 von regulär 28 Runden führte Felix da Costa vor Cassidy und Günther. Vergne hatte sich vom Ende des Feldes auf Rang 4 vorgearbeitet, aber dabei auch viel Energie verbraucht. Hinter ihm folgten Bird und Dennis. Um den Gegnern keinen Windschatten zu geben, fuhren viele Piloten zick-zack auf der Start- und Zielgeraden - durchaus nicht ungefährlich bei kreuzenden Überholmanövern. Die Rennleitung gab wegen der beiden Safety-Car-Phasen eine Rennverlängerung um vier zusätzliche Runden bekannt.

Allmählich zeichnete sich ab, wer in Portland um den Sieg kämpfen würde. Dazu zählten Cassidy, Felix da Costa, Dennis, Günther und Bird. In Runde 28 ging Dennis mit einem sehenswerten Manöver an Felix da Costa vorbei. Der Porsche-Pilot konterte jedoch. Bird drängte Günther im Zweikampf leicht von der Strecke ab, wodurch der Deutsche auf Platz 9 zurückfiel. Anschließend ließ Bird seinen Teamkollegen Mitch Evans für Platz 4 durch.

In Runde 29 griff Felix da Costa Cassidy an und ging vorbei! Der "Kiwi" im Envision konterte jedoch wenig später und holte sich die Führung in Kurve 1 zurück - packende Schlussphase in Portland! Mortara fuhr über die Wiese und verlor Plätze. Plötzlich war auch Sebastien Buemi als Vierter und im Attack-Mode Teil der Spitzengruppe. In der vorletzten Runde lag aber weiterhin sein Teamkollege Cassidy in Führung vor Felix da Costa und Dennis.

Dennis holt sich Platz 2 auf den letzten Metern

Letzte Runde: Die Verfolger gaben noch einmal alles, doch Cassidy haushaltete einmal mehr perfekt mit seiner Energie und brachte seinen dritten Saisonsieg nach Hause! Dennis griff Felix da Costa noch auf dem langen Geradeausstück vor der letzten Kurvenkombination an und ging tatsächlich vorbei - Platz 2 für den WM-Führenden. Felix da Costa wurde Dritter vor Evans, Buemi, Günther, Bird, di Grassi, Wehrlein und Nato.

In der Gesamtwertung geht es weiterhin extrem eng zu: Dennis liegt dank Pole-Position und Platz 2 an der WM-Spitze, jedoch nur einen einzigen Punkt vor Rennsieger Cassidy. Weitere 17 Zähler dahinter folgt Wehrlein, Vierter ist Evans. In der Team-Meisterschaft führt Porsche dank Felix da Costa weiterhin, jedoch ebenfalls nur noch knapp mit vier Punkten Vorsprung auf Envision. Das nächste Formel-E-Rennen findet in drei Wochen statt: Am 14. und 15. Juli gastiert die Elektroserie abermals in Rom - zum vorletzten "Double-Header" der Saison 2023.

Ergebnisse & Zeiten

Gesamtwertung (Fahrer & Teams)

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1 Kommentare

Stefan ·

Die Gen 3 Autos und die ultra-taktische Fahrweise passen einfach nicht zu einem Hochgeschwindigkeitskurs.
Das war das lächerlichste Rennen seit Valencia I 2021.
Eine Runde Sprint wäre spannender gewesen, so war es eine halbe Runde Sprint und davor 31,5 Runden "mach Du, ich will auch nicht"

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