Formel E: Nick Cassidy sieht Nissan durch "große Veränderung am Antriebsstrang" in der Favoritenrolle
Tobias Wirtz
Mit der Entwicklung neuer Antriebe für die elfte Formel-E-Saison könnten sich die Kräfteverhältnisse verschieben - zu wenig repräsentativ war der Vorsaison-Test auf dem Circuito del Jarama, um eindeutige Prognosen anzustellen. Anstelle von Jaguar und Porsche, die in den ersten beiden Gen3-Jahren alle vier WM-Titel unter sich ausgemacht haben, könnte Nissan der große Wurf gelungen sein. Das glaubt zumindest Nick Cassidy.
Mit dem Einstieg in die Formel E zur Saison 2018/19 war Nissan sofort konkurrenzfähig. Da jedoch der besondere Doppelmotor am Saisonende durch die FIA verboten wurde, musste der japanische Hersteller ein komplett neues Konzept erarbeiten und lief der Konkurrenz zunächst hinterher. In der Gen3-Ära verbesserten sich die Ergebnisse, doch im WM-Kampf spielte das Team weiterhin keine echte Rolle. Hier konnten stattdessen Jaguar und Porsche überzeugen und nahezu dominieren.
Ob der neue Antrieb von Jaguar eher eine Evolution oder eine Revolution sei? "Gute Frage, aber die Antwort behalte ich im Moment noch für mich", grinst Nick Cassidy vielsagend auf die Frage von e-Formel.de. "Um ganz ehrlich zu sein: Unser neues Auto ist nicht besonders gut gestartet. Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns."
Er hat jedoch einen heimlichen Favoriten ausgemacht, nachdem die Hersteller Jaguar und Nissan in den vergangenen Monaten zum Teil gleichzeitig in Varano (Italien) und auf Mallorca (Spanien) getestet hatten: "Nissan hat uns beim Test locker abgehängt. Für mich sind sie jetzt das Referenzauto und das Referenzteam. Sie haben einen sehr großen Schritt nach vorn gemacht."
Cassidy: "Sind uns bewusst, dass wir im Rückstand sind"
"Ich denke, es ist ein Glücksfall, dass wir zusammen mit Nissan getestet haben", so der Neuseeländer. "Wir haben zwei oder drei Tage gemeinsam getestet, in Italien und auch in Spanien vor (dem Rennwochenende in) London. Wir konnten also sehen, dass wir eine Menge Arbeit vor uns haben."
Der direkte Vergleich mit der Konkurrenz habe dem Jaguar-Team jedoch geholfen, wie er zugibt: "In den letzten vier bis sechs Wochen haben wir uns erheblich verbessert. Ich habe mit dem Team sehr hart daran gearbeitet, dass die Weiterentwicklungen kommen. Aber wir sind uns bewusst, dass wir im Rückstand sind. Wir müssen daher bis Sao Paulo weiterarbeiten, um diese Lücke zu schließen."
Schaut man sich die Zeitentabellen der Testwoche in Madrid an, hat Jaguar dies bereits geschafft. In der Endabrechnung war der Teamchampion gut drei Zehntelsekunden schneller als Taylor Barnard im schnellsten (Kunden-) Nissan.
Rowland: "Haben ziemlich gute Fortschritte gemacht"
"Ich glaube, wir haben bei einigen Schwachstellen des letzten Jahres, wo wir durch die Homologation eingeschränkt waren, ziemlich gute Fortschritte gemacht", beschreibt Nissan-Fahrer Oliver Rowland am Mikrofon von e-Formel.de. Grund dafür sei ein stark überarbeiteter Nissan-Antrieb für das Gen3-Evo-Fahrzeug.
"Gerüchten aus dem Fahrerlager zufolge gibt es für die meisten Teams keine großen Veränderungen, was das Design (des Antriebsstrangs) angeht", so Rowland weiter. "Bei uns gibt es eine, und zwar eine ziemlich große. Im Moment sehen wir gute Ergebnisse, vor allem im Rennen und bei der Effizienz."
Ob Nissan der heimlichen Favoritenrolle in der kommenden Saison gerecht werden kann, wird sich erst ab dem 7. Dezember beim Saisonauftakt in Sao Paulo zeigen.
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