Formel E

Formel E: Nio trennt sich von QEV & bestätigt Oliver Turvey für Saison 7

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Nach nur einer Saison und elf gemeinsamen Rennen trennen sich die Wege des Teams Nio 333 und seinem "Engineering Partner" QEV Technologies wieder. Das Unternehmen mit Sitz in Spanien, das im Zuge der Übernahme des Teams durch den chinesischen Rennstall Shanghai Lisheng Racing im Sommer 2019 auch zehn Prozent der Anteile erwarb, wird sich stattdessen auf seinen Einstieg in die Extreme E konzentrieren.

Mehrere Ingenieure, darunter Joan Orus und Andres Castillo, werden im Team nun ersetzt, nachdem sie erst vor Saisonbeginn von Mahindra zu Nio 333 gewechselt waren. Das berichtet 'The Race'. Mahindra kooperierte in den Jahren zuvor mit Campos Racing - der spanische Rennstall mit Sitz in Alzira (südlich von Valencia) hält Anteile an QEV Technologies.

Die Umstrukturierung bezeichnet Teamchef Christian Silk, der nach der Übernahme durch Shanghai Lisheng Racing das Tagesgeschäft des Nio-Teams übernommen hat, als "absolut einvernehmlich". "Wir bauen das Team für die siebte Saison auf", so Silk. "Wir haben viele Stellenanzeigen aufgegeben, was kein Geheimnis ist. Darauf haben wir eine große Anzahl qualitativ hochwertiger Bewerbungen erhalten, was uns sehr gefreut hat. Jetzt besetzen wir diese Stellen und vergrößern das Team in Großbritannien."

"QEV hat uns wirklich gut unterstützt, und wir haben in der vergangenen Saison gerne mit ihnen zusammengearbeitet", blickt der Teamchef zurück. "Wir sind immer noch sehr freundschaftlich mit ihnen verbunden und sprechen regelmäßig mit ihnen, aber wir arbeiten jetzt daran, das Team hier im Vereinigten Königreich auf eine andere Art und Weise aufzubauen."

Technische Daten des neuen Antriebs bekannt gegeben

In einer Pressemitteilung gab das Team die technischen Daten des neuen Elektromotors bekannt, der beim Saisonauftakt am 16. Januar in Santiago de Chile debütieren soll. So wiege der Antrieb lediglich 27 kg und drehe mit bis zu 20.000 Umdrehungen pro Minute bei einer Höchsttemperatur von 95 Grad Celsius im Rennbetrieb. Maximaltemperaturen von bis zu 200 Grad Celsius seien möglich. Die Effizienz des Antriebs soll bei konstanter Temperatur im Rennbetrieb bei mehr als 98,5 Prozent liegen.

Nio hat bereits Testfahrten und Crashtests mit dem voraussichtlich Nio FE-006 genannten Boliden für die kommende Saison durchgeführt. Bereits Ende September legte Oliver Turvey rund 600 Kilometer auf dem Abingdon Airfield zurück. Auf dem Flugplatz der Royal Air Force, rund fünf Kilometer südwestlich von Oxford gelegen, hatte auch Daniel Abt im Juli seine ersten Testfahrten für das Team absolviert.

"Wir hatten zwei wirklich gute Tage", zeigt sich Silk zufrieden mit den durchgeführten Tests. "Wenn man ein neues Auto zum ersten Mal fährt, muss es natürlich zuverlässig laufen. Dahinter können wir einen Haken machen. Jetzt konzentrieren wir uns im Entwicklungsprozess auf die Performance." Und die Zuverlässigkeit scheint zu stimmen: Im Durchschnitt legte das Team bislang eine Distanz von 292 km pro Testtag zurück, was im Mittel fast vier Renndistanzen entspricht.

Silk: "Unsere Pläne sind ehrgeizig"

"Natürlich gibt es bei den ersten Tests immer Fehler zu beheben, aber die Art und Weise, wie das Auto gelaufen ist, ist wirklich beeindruckend und eine echte Anerkennung für die harte Arbeit, die von allen im Team geleistet wurde", führt Silk fort. "Diese Zuverlässigkeit hat technische Ressourcen freigesetzt, die sich auf die reine Fahrzeugperformance konzentrieren können. Das erste Feedback der Fahrer war positiv, sowohl was die Balance des Autos, die Zuverlässigkeit als auch das Tempo betrifft. Nach Berlin wussten wir, dass wir uns auf mehrere Bereiche konzentrieren mussten, und die harte Arbeit, die das Team geleistet hat, um diese Probleme zu lösen, zahlt sich aus."

Auf die kommende Saison blickt er mit einer Kampfansage: "Unsere Pläne sind ehrgeizig, und wir sind ein stolzes Team mit einem großen Erfahrungsschatz. Ich weiß, dass ich für alle sprechen kann, wenn ich sage, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um diese Ziele zu erreichen."

"Wir gehen mit neuem Optimismus in die siebte Saison, da wir diesen Monat einige sehr ermutigende Testfahrten mit unserem neuen Antriebsstrang absolviert haben", meint auch Vincent Wang, CEO des Teams. "Zu Beginn der sechsten Saison waren wir ein unerfahrenes Team, das mit einem alten Motorpaket durch das Jahr kam, aber wir kannten unsere Stärken und Schwächen und arbeiten zügig daran, sie zu beseitigen."

"Wir haben ehrgeizige Pläne für 2021 und bauen nicht nur die technische Seite des Teams auf, um unsere Leistung auf der Strecke zu verbessern, sondern auch unsere operative Seite sowohl in Großbritannien als auch in China", so Wang weiter. "Alle sind äußerst konzentriert, um sicherzustellen, dass das NIO 333 FE Team so konkurrenzfähig wie möglich sein wird, bevor wir im Januar zum ersten Rennen der FIA ABB Formel E-Weltmeisterschaft nach Chile reisen."

Oliver Turvey wurde in der Presseerklärung als Fahrer für die kommende Saison offiziell bestätigt. Wer sein Teamkollege wird, ist hingegen noch völlig offen. Neben Ma Qing Hua, der wegen seines chinesischen Passes bei den Teambesitzern hoch im Kurs steht, werden auch Daniel Abt Chancen eingeräumt. Der Ex-Audi-Fahrer fuhr beim Saisonfinale in Berlin auf einem ähnlichen Level wie Turvey und erwies sich als deutlich konkurrenzfähiger als der Chinese.

Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

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