Formel E

Formel E: Nissan-Pilot Sacha Fenestraz verliert Pole-Position beim Monaco E-Prix an Jake Hughes

Timo Pape

Timo Pape

Jake-Hughes-Tunnel-Formula-E

Jake Hughes darf sich über die zweite Pole-Position seiner Formel-E-Karriere freuen. Der McLaren-Pilot erbte mehr als eine Stunde nach dem Ende der Qualifikation den ersten Startplatz, obwohl seine Rundenzeit im Finale gestrichen worden war. Ursprünglich hatte sich Sacha Fenestraz im Qualifying von Monaco durchgesetzt. Der Nissan-Rookie wurde jedoch nachträglich vom Finale disqualifiziert. Norman Nato im zweiten Nissan landete hinter Fenestraz sensationell auf dem dritten Startplatz vor Max Günther.

Gruppe A: Nissan überrascht, Favoriten straucheln

Kurz vor der Qualifikation zog der Himmel über Monaco zu. Unmittelbarer Regen war jedoch noch nicht auf dem Radar. In der ersten Gruppe gingen einige "Schwergewichte" auf die Strecke, unter anderem in Person von Mitch Evans und den beiden DS-Piloten Jean-Eric Vergne und Stoffel Vandoorne. Auch WM-Spitzenreiter Pascal Wehrlein musste sich nach eher schwierigen Trainingssessions beweisen. In den ersten sechs Minuten gaben wie erwartet Jaguar und DS Penske den Takt vor: Evans führte vor Vergne, Vandoorne und Sam Bird. Dann ging es zum Reifenwechsel.

In der zweiten Hälfte der zwölfminütigen Session konnte Andre Lotterer als Erster in das Jaguar-DS-Quartett hineinstechen. Dann purzelten die Rundenzeiten. Norman Nato übernahm die Spitze, und auch Sacha Fenestraz und Dan Ticktum rückten in die Top 4 vor. Beim letzten Versuch legten noch einmal viele Fahrer zu: Nato verbesserte seine Bestzeit abermals und zog als Erster in die Duelle ein! Direkt hinter ihm landete sein Nissan-Teamkollege Sacha Fenestraz. Dritter wurde Ticktum, Vierter gerade so Evans - Sensation in Gruppe A!

Andre Lotterer verpasste als Fünfter knapp das Viertelfinale. Hinter ihm mussten sich die Favoriten Vandoorne, Wehrlein und Vergne anstellen. Rene Rast, Sam Bird und Robin Frijns machten ihre Gruppe komplett. Neun der elf Fahrer lagen dabei innerhalb von einer halben Sekunde. Wenig später strich die Rennleitung noch die Rundenzeiten von Vandoorne und Vergne - wegen zu niedriger Reifendrücke. Desaster für DS!

Gruppe B: Günther setzt sich souverän durch

In Gruppe B setzte sich zunächst - wie schon im FP2 - Max Günther an der Spitze der Zeitentabelle fest. Hinter ihm folgten nach den ersten Versuchen Nick Cassidy, Sergio Sette Camara und Lucas di Grassi. Antonio Felix da Costa meldete einen Schaden vorne links an seinem Porsche. Dennoch blieb er draußen und versuchte, sich zu verbessern. Von außen war keine Beschädigung zu erkennen. Die meisten anderen Fahrer hatten inzwischen ihre Reifen gewechselt.

In den letzten Minuten gab es wie erwartet noch einige Verbesserungen. Günther war dabei erneut der Schnellste vor Jake Hughes und Sette Camara. Mortara verbesserte sich noch auf den dritten Platz, doch an die beiden Führenden kam niemand mehr heran. So gewann Günther seine Gruppe vor Hughes, Teamkollege Mortara und Sette Camara. Wieder beide Nio 333 in der Duellphase, zudem drei von vier Nissan-Fahrzeugen!

Der WM-Zweite, Cassidy, verpasste das Viertelfinale knapp als Fünfter vor dem WM-Vierten, Jake Dennis. Dahinter reihten sich Oliver Rowland, Sebastien Buemi, Nico Müller, Felix da Costa und di Grassi ein. Auch in Gruppe B gab es nachträgliche Strafen: Rowlands und Buemis Rundenzeiten wurden wegen "technischer Vergehen" gelöscht. Eigentlich hatte auch Sette Camara einen zu niedrigen Reifendruck gehabt, jedoch nur bei einem Satz. Seine entscheidende Rundenzeit blieb deshalb unberührt.

Viertelfinale

VF1: Dan Ticktum vs. Sacha Fenestraz

Im ersten Viertelfinale kam es zu einer Duellpremiere: Ticktum gegen Fenestraz. Den besseren Auftakt in die Runde erwischte Fenestraz, wenn auch nur mit einer Zehntelsekunde Vorsprung. Auch im zweiten Sektor war der Nissan-Fahrer geringfügig schneller, obwohl Ticktum zwischenzeitlich aufgeholt hatte. Letztlich baute Fenestraz seinen Vorsprung noch auf knapp drei Zehntelsekunden aus und zog souverän in die nächste Runde ein.

VF2: Mitch Evans vs. Norman Nato

In der Gruppenphase war Nato der Schnellere gewesen - das wollte Evans nicht auf sich sitzen lassen. Der Jaguar-Pilot legte mit einem guten ersten Sektor vor und holte einen kleinen Vorsprung heraus. Streckenabschnitt 2 ging hingegen an Nato, sodass beide wieder fast gleichauf waren. Im letzten Sektor holte der Franzose sensationell mehr als drei Zehntelsekunden Vorsprung auf seinen alten Freund heraus und warf ihn aus dem Rennen um die Pole-Position - beide Nissan (gegeneinander) im Halbfinale!

VF3: Edo Mortara vs. Jake Hughes

Mortara und Hughes waren im ersten Sektor absolut auf Augenhöhe. Dann leistete sich Mortara jedoch einen kleinen Fehler, der ihn gut drei Zehntelsekunden kostete. McLaren-Fahrer Hughes konnte seine Führung im letzten Streckenteil noch weiter ausbauen und zog ungefährdet in die Runde der letzten Vier ein. Damit drei Nissan-Fahrzeuge im Halbfinale.

VF4: Sergio Sette Camara vs. Max Günther

Das letzte Viertelfinale eröffnete Sette Camara mit einem starken ersten Sektor, der minimal schneller als der von Günther war. Dann leistete sich auch der Deutsche (wie sein Teamkollege) einen Fehler im zweiten Sektor und verlor in der "Nouvelle Chicane" gut vier Zehntel. Letztlich brachte Sette Camara einen Vorsprung von 3,6 Zehntelsekunden ins Ziel. Der Brasilianer hatte bei der Boxenausfahrt allerdings an einer falschen Ampel gewartet und Günther damit blockiert, sodass dieser nicht mehr bei Grün über die Linie fahren konnte. Die Rennleitung löschte darum die Zeit des Nio-333-Piloten - Günther mit Glück im Halbfinale.

Halbfinale

HF1: Norman Nato vs. Sacha Fenestraz

Nach längerer Unterbrechung, in der die Rennleitung die Entscheidung bezüglich Sette Camara traf, begann endlich das erste Halbfinale zwischen den beiden Nissan-Piloten. Sektor 1 ging deutlich an Fenestraz, im zweiten Abschnitt waren beide auf Augenhöhe. Am Ende der Runde hatte sich Fenestraz einen Vorsprung von fast einer halben Sekunde herausgearbeitet und setzte sich deutlich gegen seinen Teamkollegen durch. Seine Rundenzeit von 1:28.773 Minuten bedeutete gleichzeitig einen neuen Streckenrekord.

HF2: Max Günther vs. Jake Hughes

Im zweiten Halbfinale gelang Hughes der bessere Start in die Runde. Und es wurde nicht besser für Günther: Wieder verlor der Deutsche mehr als drei Zehntelsekunden im zweiten Streckenabschnitt! In Sektor 3 waren beide ungefähr gleich schnell. Unter dem Strich stand damit ein Vorsprung von mehr als einer halben Sekunde für Hughes auf dem Zeitenmonitor. Der Brite damit im Finale.

Finale: Jake Hughes vs. Sacha Fenestraz

Im direkten Duell um die Pole-Position trafen die beiden Rookies der Formel-E-Saison 2023 aufeinander (wenngleich Fenestraz 2022 schon zwei Rennen in Seoul bestritten hatte). Sektor 1 ging mit minimalem Vorsprung an Hughes. Der McLaren-Pilot ließ im zweiten Abschnitt des Kurses jedoch mehr als zwei Zehntel liegen, indem er die Schikane am Ausgang des Tunnels verpasste und abkürzen musste. So brachte Fenestraz seine Runde souverän zu Ende und sicherte sich vermeintlich die zweite Pole-Position seiner noch jungen Formel-E-Karriere.

Dass der Nissan-Pilot "under investigation" war, wurde noch im TV-Livebild eingeblendet. Doch erst mehr als eine Stunde später kam die Entscheidung der Rennleitung. Fenestraz verlor seine Pole-Position an Hughes, obwohl beide eine Strafe erhalten hatten: Die Rundenzeit von Fenestraz im Finale wurde gestrichen, da er mehr als die maximal erlaubten 350 kW verwendet hatte. Die Rundenzeit von Hughes wurde hingegen gelöscht, weil der Brite die Strecke in der "Nouvelle Chicane" verlassen hatte.

Über die Reihenfolge in der Startaufstellung entschied vermeintlich allein die Reihenfolge, in der die Fahrer auf die Strecke gegangen waren. Das Rennen von Monaco beginnt am Samstagnachmittag um 15 Uhr. ProSieben überträgt den Monaco E-Prix live im Free-TV, ran.de im Livestream. Wir begleiten das Rennen wie gewohnt in unserem beliebten Hankook Formel E Liveticker.

Ergebnisse, Zeiten & Startaufstellung

Gesamtwertung (Fahrer & Teams)

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3 Kommentare

Peschi ·

Was bedeuten denn die roten und blauen Streifen auf den Reifen dieses Wochenende?

Mitch ·

Die Streifen sind ein optisches "Extra" von Hankook. Normalerweise nur bei Rennen, wo Hankook Titelsponsor ist. Da Monaco aber natürlich etwas ganz besonderes ist, machen sie es auch dort, obwohl sie in dem Fall nicht Titelsponsor sind.

Peschi ·

Danke für die Erklärung. Hatte ich vorher noch nie gesehen die Streifen.

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