Formel E: Pascal Wehrlein gewinnt Chaosrennen in Miami vor Lucas di Grassi & Antonio Felix da Costa
Timo Pape

Paddy McGrath / Spacesuit Media
Pascal Wehrlein hat einen chaotischen Miami E-Prix der Formel E gewonnen. Der deutsche Porsche-Fahrer rückte auf Rang 1 vor, weil Norman Nato, der die Ziellinie eigentlich als Erster überquert hatte, eine Strafe erhielt - ebenso wie zahlreiche andere Fahrer, die ihre Attack-Modes nicht rechtzeitig aufgebraucht hatten. Vorangegangen war eine späte Rotphase infolge eines Unfalls. Das Podium komplettierten überraschend Lucas di Grassi und Antonio Felix da Costa.
Pole-Sitter Norman Nato konnte seine Führung beim Start behaupten. Auch dahinter blieb zunächst alles gleich, bis Antonio Felix da Costa nach wenigen Kurven außen herum an Jake Dennis vorbeiging und Platz 2 übernahm. Noch in der ersten Runde kassierte auch Nyck de Vries den Briten und anschließend auch noch Felix da Costa und Nato - ein Mahindra an der Spitze. Robin Frijns griff ebenfalls direkt ganz vorn an.
🟢 WE ARE RACING IN MIAMI 🟢
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Dennis gets a great start but Nato covers him off to hold the lead going through the first few corners!#MiamiEPrix pic.twitter.com/Knp7No1EK3
Schon jetzt war zu sehen, dass es ein extremes "Peloton"-Rennen werden würde, bei dem es stark aufs Energiesparen ankommt. So waren die Rundenzeiten in der Anfangsphase noch mehrere Sekunden langsamer als noch im Qualifying. In der fünften Runde übernahm Nato mal wieder die Führung vor Felix da Costa, de Vries und Frijns. So fuhr das Feld einige Runden lang hintereinander her, wobei vor allem Felix da Costa und - etwas weiter hinten - Dennis viel Energie sparen konnten.
In Runde 9 holte sich Sebastien Buemi als erster Fahrer seinen ersten von zwei verpflichtenden Attack-Modes. Der Schweizer fuhr damit auf den dritten Platz vor. Jean-Eric Vergne leistete ich derweil einen Ausritt durchs Gras und sortierte sich als 16. wieder ein. Wenig später verbremste er sich auch noch vor der Schikane und kollidierte leicht mit Nico Müller. Nun fuhren immer mehr Piloten durch die Attack-Zone. Im Allradmodus verbesserte sich zum Beispiel Stoffel Vandoorne bis auf Rang 3.
Porsche-Werksfahrzeuge arbeiten zusammen an der Spitze
Gegen Rennhalbzeit übernahm de Vries mal wieder die Führung. Felix da Costa versuchte dabei, sich stets auf dem zweiten Platz zu halten. In Runde 14 lag Müller plötzlich in Führung - dank seines ersten Attack-Modes. David Beckmann hatte indes offenbar ein Problem mit seinem Kiro und musste die Box ansteuern. Nun kämpfte sich auch Weltmeister Pascal Wehrlein nach vorn und folgte in Runde 16 als Zweiter seinem Teamkollegen Felix da Costa - Doppelführung für Porsche.
Das Feld wurde jetzt schneller, die Positionskämpfe wilder. Dann ein Schreckmoment für Mahindra: de Vries wurde nach gutem Rennen plötzlich langsamer und blieb zunächst in einer Auslaufzone stehen. Nach einem Neustart seiner Systeme konnte er weiterfahren, war aber ans Ende des Feldes zurückgefallen. Die Rennleitung hatte bereits das Safety-Car auf die Strecke beordert. Mit dem Start von Runde 19 ging es im Renntempo weiter. Felix da Costa führte weiter vor Wehrlein, allerdings mit erheblichem Energievorteil verglichen mit dem Deutschen. Dahinter folgte Lucas di Grassi im Lola.
Auffahrunfall in der Schikane
In Runde 20 kam es zu einem größeren Unfall in der Schikane: Zunächst kam es zu einer Berührung zwischen Jake Hughes und Max Günther, der seinerseits mit Sebastien Buemi aneinandergeriet. Daraufhin krachte Hughes in die Mauer und blockierte die Strecke. Der hinter ihm fahrende Günther krachte ins Heck des Maserarti und stieg leicht auf. Dahinter wurde auch noch Mitch Evans in Mitleidenschaft gezogen und beschädigte sich leicht seinen Frontflügel. Die Rennleitung schickte zuerst das Safety-Car zum zweiten Mal raus, unterbrach das Rennen dann jedoch länger mit roter Flagge.
🔴 RED FLAG 🔴
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Hughes hits the wall at the chicane, Günther has nowhere to go and Evans is caught up in the incident as well.#MiamiEPrix pic.twitter.com/WPAx8MeS3W
Während die Autos an die Boxengasse fuhren, verkündete die Rennleitung eine 5-Sekudnen-Zeitstrafe gegen Nick Cassidy, weil er wiederholt die "Track-Limits" missachtet habe - der nächste gebrauchte Tag für Teamchampion Jaguar! Auch in der Porsche-Garage ärgerten sich die Verantwortlichen über die Rennpause, weil Felix da Costa gerade erst seinen sechsminütigen Attack-Mode aktiviert hatte, der damit verpuffte. Nichtsdestotrotz hatte der Spitzenreiter noch einen bemerkenswerten Energievorteil sowie Schutzschild Wehrlein hinter sich.
Sprint bis ins Ziel - zum Teil jedoch mit Attack-Mode!
Nach mehr als 20 Minuten Unterbrechung fuhren die Piloten hinter dem Safety-Car endlich wieder auf die Strecke. Es folgte ein "stehender" Start, den Felix da Costa für sich entschied. Hinter ihm überholte de Vries Wehrlein. Direkt fuhren zahlreiche Piloten durch die Attack-Zone, weil sie rechtzeitig vor dem Rennende noch ihre Attack-Mode-Pflichten absolvieren mussten. Wehrlein holte sich mit der Zusatzleistung Rang 2 zurück und ging dann auch an Felix da Costa vorbei. Der Portugiese kämpfte nun mit stumpfen Waffen, weil er neben Edo Mortara als einziger Fahrer der Spitzengruppe keinen Attack-Mode mehr hatte.
So fiel Felix da Costa immer weiter zurück, während Wehrlein das Rennen vor Frijns, Nato und Rowland anführte. Wehrlein begann die letzte Rennrunde ungefährdet mit noch zehn Prozent Energie im Akku. Dahinter ging Nato im Attack-Mode zunächst an Frijns vorbei und griff nun auch noch Wehrlein an. Es wurde noch mal spannend auf den letzten Metern. Tatsächlich überholte Nato den Deutschen noch - aber: Nato hatte seinen Attack-Mode zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig verbraucht, weshalb er eine 10-Sekunden-Zeitstrafe erhielt. Somit ging der Rennsieg in Miami an Pascal Wehrlein! Durch weitere Strafen gegen Frijns, Rowland, Bird und Barnard wurde di Grassi sensationell Zweiter vor Felix da Costa.
WHAT. A. FINISH!! 🫨
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While it is Nato who crosses the finish line first, Wehrlein takes victory after post-race penalties! #MiamiEPrix pic.twitter.com/6Egcxucerv
Durch seinen ersten Saisonsieg ist Weltmeister Wehrlein auf den dritten Platz der Fahrer-WM gesprungen. Erster ist weiterhin Rowland vor Felix da Costa. Porsche hat durch das Doppelpodium die Führung in der Teamwertung übernommen. Bei den Herstellern liegt Nissan weiterhin vorn. Lola Yamaha holte seine ersten Punkte in der Formel E und ist - zumindest bei den Teams - nun nicht mehr Letzter. Das nächste Formel-E-Rennen findet in drei Wochen statt. Dann tritt die Elektroserie zum Doppelrennen in Monaco an.
1 Kommentare
Dilectric ·
Das schlechteste Rennen seit Portland.
Die Dynamik des Rennverlaufs hätte sich eine KI der ersten Generation besser ausgedacht.
Wozu das erste Safety Car? War die rote Flagge nötig? Hätte es dann vielleicht doch eine Extra-Runde gegeben und es wären die Fahrer vorne gewesen, die insgesamt die beste Taktik hatten?
So war es völlig beliebig, wer auf welchem Platz landet. Vielleicht demnächst statt US-E-Prix doch einfach das Ergebnis auswürfeln, das wäre zumindest ressourcenschonender.
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