Formel-E-Renndirektor Scot Elkins: "Eine Ehre, von Charlie Whiting zu lernen"
Tobias Bluhm
Die meisten Fans der Formel E kennen wohl lediglich seine markante Stimme aus dem Boxenfunk. Renndirektor Scot Elkins hat jedoch deutlich mehr Aufgaben, als während eines E-Prix Full-Course-Yellow- und Safety-Car-Phasen zu auszurufen. Wie der US-Amerikaner an einem Rennsamstag den Überblick behält, erklärt er im Interview.
Die Motorsport-Karriere des viermaligen Familienvaters begann vor 25 Jahren als "Sales and Support Engineer" bei Pi Research, heute als Cosworth bekannt. In den USA stieg er jedoch schnell in hochrangige Positionen in der internationalen Motorsport-Assoziation auf und war Technischer Direktor der ChampCar-Serie, bevor sie zur heutigen IndyCar wurde. Seit einigen Jahren begleitet Elkins die Formel E als offizieller FIA-Renndirektor. Zudem ist er der Vorsitzende der Motorsport Safety Foundation (MSF).
"Rennleiter in der Formel E zu sein, ist eine der größten Ehren meiner Karriere", erklärt Elkins der FIA-Zeitschrift 'AUTO+ Medical'. "Es ist fantastisch, Teil einer solchen - auch technologisch gesehen - bahnbrechenden und jungen Meisterschaft zu sein."
Zeitmanagement als größte Herausforderung
Besonders das 1-Tages-Format gehöre zu den größten Herausforderungen der Elektroserie. "Es geht immer darum, den Zeitplan im Blick zu behalten. Ohnehin sind Rennwochenenden stressig, aber die Uhr macht uns noch mehr Druck. Man sagt: 'Es läuft alles perfekt, bis es nicht mehr perfekt läuft.' Wir müssen außerdem einige einzigartige Aspekte im Blick behalten, zum Beispiel die Zeit, die die Fahrzeuge zum Aufladen benötigen. Oder Support-Serien und andere Aktivitäten, die der Promoter geplant hat."
Trotz des hohen Unterhaltungsfaktors der Formel E hat die Sicherheit für Elkins immer Vorrang: "Es gibt keine Linie zwischen Sicherheit und Entertainment. Die Sicherheit steht für uns immer an erster Stelle, alle anderen Aspekte sind zweitrangig. Das Racing auf den engen Straßenkursen ist natürlich sehr eng und unterhaltsam. Das führt manchmal zu Zwischenfällen. Aber die Sicherheit kommt immer zuerst."
Fahrer-Briefing bleibt ein "offenes Forum"
Zu Elkins' wichtigsten Aufgaben an einem Rennwochenende gehört auch die Leitung des Fahrer-Briefings am Tag vor dem E-Prix. "Das Wichtigste dabei ist, dass das Briefing für die Fahrer ein offenes Forum ist. 2018 hatte ich die Ehre, bei vielen Formel-1-Briefings zuzuschauen und zu lernen, wie Charlie Whiting offen und streng zugleich mit den Fahrern umgegangen ist." Whiting war für mehrere Jahre Rennleiter in der "Königsklasse". Im Vorfeld des Australien-Grand-Prix 2019 verstarb der Brite überraschend.
Die Piloten benötigen ein solches Forum, um "jeden Aspekt des Events und ihre Meinungen" zum Geschehen in der Formel E mitzuteilen: "Wir diskutieren Themen, bei denen es Änderungen in den Abläufen oder Anpassungen an der Strecke gab. Wir nehmen das Feedback der Fahrer auf und können die Strecke (unter Umständen) kurzfristig anpassen."
Elkins selbst ist übrigens nicht für die Beurteilung von Situationen im Rennen zuständig. "Die Stewards sind die oberste Autorität", erklärt der Rennleiter. Er leite Zwischenfälle auf der Strecke lediglich zur Bewertung an die FIA-Regelhüter weiter. "Das war auch für mich anfänglich etwas ungewöhnlich, weil ich aus Amerika etwas anderes gewohnt war. Inzwischen ist das aber ziemlich normal für mich." Elkins' nächster Einsatz in der Formel E steht bereits in zwei Wochen an: Am 15. Februar fährt die Formel E in Mexiko-Stadt.
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