Formel E

Elektro-Gladiatoren der Straßenkurse: Die XXL-Vorschau auf den Rom E-Prix 2022 der Formel E

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Roma-Formula-E-Buemi

Nach achtwöchiger Pause ist die Formel E endlich zurück aus ihrem "Frühlingsloch" 2022. Mit dem Rom E-Prix am 9./10. April startet die FIA-Elektromeisterschaft in den Europa-Abschnitt ihres Rennkalenders, der sie in den kommenden Wochen und Monaten außerdem nach Monaco, Berlin und London führen wird. Die wichtigsten Informationen zum Rom E-Prix erfährst du in unserer großen Rennvorschau.

Am Wochenende gastiert die Formel E zum insgesamt vierten Mal in ihrer Geschichte in der italienischen Hauptstadt - diesmal zum vierten und fünften Rennen ihrer aktuell laufenden achten Saison. Bei den ersten drei Meisterschaftsläufen gewannen drei unterschiedliche Fahrer. Als Gesamtführender reist Edoardo Mortara (Venturi) nach Rom.

Doch das Punktepolster des Schweizers gegenüber Nyck de Vries (Mercedes) beträgt gerade einmal fünf Zähler. Noch enger ist es in der Team-WM: Dort führt Venturi mit zwei Punkten vor Mercedes-EQ, magere sechs Zähler dahinter liegt dank Doppelsieg beim letzten Rennen in Mexiko die Porsche-Werksmannschaft. Der Titelkampf in der Formel-E-Saison 2022 ist noch weit offen.

Stadt, Land, Fluss

Die "Ewige Stadt" am Ufer des Tibers blickt auf mehr als 2.000 Jahre ereignisreiche Geschichte zurück. In den Jahrhunderten des Römischen Reiches blühte die Metropole zu einer Weltmacht auf. Heute schmücken Kathedralen, weitreichende Plätze und das weltberühmte Kolosseum das Bild der italienischen Hauptstadt. Durch den Papst, der im Vatikan innerhalb Roms residiert, ist die Stadt zudem das religiöse Zentrum der katholischen Kirche.

Die Formel E gastiert im EUR-Bezirk im Süden Roms. EUR, die Abkürzung für "Esposizione Universale di Roma", wurde im Rahmen der geplanten Weltausstellung 1942 vom faschistischen Regime unter Mussolini erbaut, wenngleich die Arbeiten durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erst in den 1960er-Jahren beendet werden konnten. Heute gilt die EUR als wichtiger Geschäftsbezirk und beherbergt neben mehreren internationalen Firmen auch einige Ministerien Italiens.

Rückspiegel | Was seit dem Mexico City E-Prix passierte

Die Formel E fiel für den Großteil der vergangenen Wochen in einen Nachrichten-Dornröschenschlaf. Zwar wurde hinter den Kulissen weiter über die Antriebskooperationen für die nächste Saison gefeilscht. Möglich ist etwa eine Kooperation zwischen Nissan, Mercedes und McLaren. Oder eine Allianz zwischen DS und Dragon. Abgesehen davon blieb es in der Elektroformel jedoch ungewohnt ruhig.

In der vergangenen Woche verkündete die Formel E schließlich die Austragung einer zweiten Saison ihrer E-Sports-Serie "Accelerate", bei der Simracer:innen um einen 100.000-Euro-Preistopf kämpfen können. Ebenso gab die FIA die Namen der Hersteller für die Gen3-Ära offiziell bekannt. Das Auto der nächsten Formel-E-Ära soll am 28. April im Vorlauf des Monaco E-Prix präsentiert werden.

Zeitplan | Das Formel-E-Rennen in Italien

Auch in diesem Jahr finden in Rom zwei Meisterschaftsläufe statt - jeweils einer am Samstag und Sonntag. Wie bei einem "Double-Header" üblich entfällt dabei eine Trainingssession am zweiten Renntag. Den vollständigen Zeitplan zum Rom E-Prix 2022 siehst du in der unten stehenden Tabelle.

Session Samstag (09.04.) Sonntag (10.04.)
1. Freies Training 07:15 Uhr  
2. Freies Training 09:00 Uhr  
3. Freies Training   08:30 Uhr
Qualifikation 10:40 Uhr 10:40 Uhr
Rennen 15:04 Uhr 15:04 Uhr

Strecke | Bergfahrt in der "Ewigen Stadt"

Der "Circuito Cittadino dell'EUR" gehört unter den Fahrern zu den beliebtesten Kursen des Jahres. 2021 verlängerte die Formel E die Strecke auf insgesamt 3,38 Kilometer und überarbeitete Kurven in allen Streckenabschnitten. Auch in diesem Jahr werden sich die Autos an beeindruckenden Bauwerken vorbeischlängeln, ungewöhnlich große Höhenunterschiede und einen komplexen Mix aus schnellen und langsamen Kurven überwinden.

Zu den Highlights der Runde gehören die Bergab- und Bergaufpassagen in den Kurven 1/2 beziehungsweise 5/6, die buckelige Bremszone vor Kurve 7 sowie der Bogen um den Marconi-Obelisk (Kurve 15). Hier liegt auch weiterhin die Attack-Zone, in der die Fahrer ihren 250-kW-Modus freischalten können. Die einzige Änderung im Vergleich zum Vorjahr: Die Startlinie befindet sich nun zwischen den Kurven 3 und 5. Vormals lag sie vor Kurve 7.

TV & Livestream | Der Rom E-Prix der Formel E

In dieser Saison überträgt ProSieben alle Rennen der Formel E. An beiden Tagen des Rom-Wochenendes startet die Übertragung von "ran racing" jeweils ab 14:30 Uhr, also eine halbe Stunde vor dem Rennstart. Samstags zeigt zudem ProSieben Maxx das Qualifying live.

Alle Freien Trainings kannst du in einem kostenlosen Livestream auf e-Formel.de verfolgen. Wir begleiten jede Session des Wochenendes außerdem in unserem Liveticker, der sich ideal als Lösung für unterwegs oder für zusätzliche Informationen aus dem Teamfunk anbietet.

>>> ausführliche TV- & Livestream-Übersicht zum Formel-E-Rennen in Rom

In Deutschland, Österreich und der Schweiz strahlt darüber hinaus Eurosport 1 das Samstagsrennen aus (inkl. Wiederholung der Qualifikation). Sonntags müssen Formel-E-Fans hingegen auf das Bezahlprogramm Eurosport 2 oder den Eurosport Player ausweichen. In Österreich zeigt auch ORF 1 beide Rennen. In der Schweiz liegt die Formel-E-Übertragungslizenz bei MySports One.

Qualifying-Gruppen | Übersicht für den Rom E-Prix

Seit der Formel-E-Saison 2022 werden alle Formel-E-Fahrer für das Qualifying nur noch in zwei Gruppen eingeteilt, in denen es in einem Zeitfenster von jeweils zwölf Minuten um den Einzug in die K.-o.-Phase geht. Dort treffen die schnellsten Vier beider Gruppen aufeinander und duellieren sich um die besten Startplätze.

Für die Gruppenphase sortiert die Formel E ihr Feld nach dem aktuellen WM-Zwischenstand: Alle Fahrer auf den ungeraden Meisterschaftsrängen (Plätze 1, 3, 5, 7 usw.) treten in Gruppe A an, Fahrer auf den geraden Rängen in Gruppe B. Für den Rom E-Prix ergibt sich somit die folgende Zusammenstellung.

Wettervorhersage

In Rom wird derzeit für das ganze Wochenende mit überwiegend blauem Himmel mit vereinzelten Wolken gerechnet. Die Temperaturen dürften dabei zwischen 10 und 19 Grad Celsius liegen.

Fast Facts | Rom

  • Bislang konnte kein Fahrer den Rom E-Prix zweimal gewinnen. Sam Bird, Mitch Evans, Jean-Eric Vergne und Stoffel Vandoorne sammelten seit 2018 jeweils einen Sieg.
  • Die Formel E hat für rund 1.000 Schüler:innen aus Rom einen zentralen Wandertag organisiert, bei dem Kinder aus vierten und fünften Klassen einen Blick hinter die Kulissen der Boxengasse bekommen sollen. Pro Renntag stiftet die Formel E zudem jeweils 1.000 Tribünentickets für die Schüler:innen und ihre Eltern.
  • Seit 2018 registrierte die Formel E allein in den Rennen insgesamt 2.204 Überquerungen des Zielstrichs in Rom. Die schnellste Rennrunde auf dem aktuellen Layout stammt von Nyck de Vries (Mercedes), der 2021 eine Runde mit 1:40.771 Minuten abschloss. Der Rundenrekord liegt bei 1:38.484 Minuten (Vandoorne in der Super-Pole am Samstag 2021).
  • Mit 3,380 Kilometern ist der Circuito Cittadino dell'EUR der längste Kurs im aktuellen Rennkalender der Formel E. Zwischen dem niedrigsten und höchsten Punkt des Kurses liegen 22 Höhenmeter.
  • Man müsste 14.105 Margherita-Pizzen mit einem Durchmesser von 24 Zentimeter aneinanderreihen, um die Formel-E-Rennstrecke in Rom einmal zu umrunden. Bei der am nächsten zur Ziellinie gelegenen Pizzeria würde diese Bestellung 98.735 Euro kosten.

Video: Die Höhepunkte des Rom E-Prix 2021

Prognose | Formel E erfordert Perfektion bis ins kleinste Detail

Im vergangenen Jahr blieb den Fans der Formel E wegen widriger Wetterverhältnisse ein stehender Start verwehrt. Stattdessen begannen beide E-Prix hinter dem Safety-Car. Vielleicht war es auch besser so, denn obwohl die Startlinie nun vor Kurve 4 liegt, könnte der Linksknick in diesem Jahr bei stehenden Starts die eine oder andere Startkollision begünstigen. Ein gutes Ergebnis in der neuen Knock-out-Qualifikation ist bei wenigen E-Prix so wichtig wie in Rom.

Zu den besten Qualifying-Fahrern der aktuellen Saison gehört Andre Lotterer. Der Deutsche ist derzeit der einzige Fahrer, der es in jedem Rennen des Jahres in die Top 5 der Qualifikation geschafft hat. Spätestens seit Porsches Mexiko-Doppelsieg ist klar, dass auch er 2022 das Zeug zum Sieg hat. Hinzu kommt seine gute Bilanz in Rom mit zwei Podien bei vier Starts. Vielleicht gelingt Lotterer am Wochenende der erste "ganz große Wurf" seiner Formel-E-Karriere?

Zahlreiche Rivalen werden jedoch ebenfalls ein Wort im Kampf um den Rennsieg mitreden wollen. Die ehemaligen Rom-Sieger Bird, Evans (beide Jaguar), Vergne (DS Techeetah) und Vandoorne (Mercedes) haben gleichermaßen gute Aussichten wie das Venturi-Duo, das mit seinem Arbeitgeber derzeit auf Platz 1 in der Team-WM liegen. Lucas di Grassi und Edoardo Mortara - beide haben italienische Vorfahren - wären einem Sieg in der "Ewigen Stadt" gewiss auch nicht abgeneigt.

Letztlich könnte jedoch ein ganz anderer Faktor entscheidend sein. Nämlich die Fähigkeit der Fahrer, sich nach der achtwöchigen Pause schnell auf ihre Rennwagen einzustellen. Alle Teams haben das klare Ziel, ein reibungsloses Wochenende abzuspulen.

Doch schon kleinste Unaufmerksamkeiten im Training, etwa Verzögerungen bei der Suche nach dem richtigen Setup oder abgebrochene Qualifying-Runs, könnten Auswirkungen auf das Endergebnis haben. Im eng getakteten Zeitplan der Formel E wird nur annähernde Perfektion belohnt, Raum für Fehltritte besteht kaum. Freuen wir uns auf ein unterhaltsames Wochenende in Italien!

Übrigens: Auch in dieser Saison haben unsere Leser:innen eine kostenlose Community-Tippspiel-Runde organisiert. Wer mitmachen möchte, hat noch bis zum Wochenende Zeit, die ersten Tipps abzugeben oder sich neu anzumelden!

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