Formel E

Mitch Evans "römischer Kaiser" der Formel E: Das e-Formel.de Fahrer-Rating zum Rom E-Prix 2022

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Evans-Celebrations-Rome

Zwei Rennen, zwei Siege: Der "Double-Header" der Formel E in Rom hätte für Jaguar-Fahrer Mitch Evans wohl kaum besser laufen können. Der Neuseeländer katapultierte sich dank seines hervorragenden Wochenendes auf Platz 4 in der Fahrer-WM. Wie unsere Redakteur:innen Evans' Leistung bewerten, erfährst du im e-Formel.de Fahrer-Rating zum Rom E-Prix 2022.

Wie üblich hat unsere Redaktion nach dem Wochenende die Einzelleistungen sämtlicher Fahrer bewertet. Alle Piloten werden dabei auf einer Skala zwischen 1 und 10 Punkten eingeschätzt, der Durchschnitt aller Wertungen ergibt anschließend unseren "Rating-Score". Unterstützt werden wir dabei stets von externen Medienkolleg:innen. Dieses Mal war es Mattia Eccheli von 'Il Messaggero'. Grazie mille!

Das e-Formel.de Fahrer-Rating zum Rom E-Prix 2022

1. Mitch Evans | Jaguar TCS Racing | 9.8 Punkte

In der achtwöchigen Pause zwischen den Formel-E-Rennen in Mexiko und Italien stattete Mitch Evans seiner Familie in Neuseeland einen Besuch ab. "Ich hatte ziemlich Heimweh", sagte er in der offiziellen Pressekonferenz nach dem Samstagsrennen und vermutet hinter seinem guten Renntempo: "Vielleicht brauchte ich einfach ein bisschen frische Luft aus Neuseeland."

Neben Evans' Trip nach Hause dürfte aber auch eine ausgezeichnete Fahrzeugabstimmung, ein sehr effizienter Jaguar-Antriebsstrang und das nötige Quäntchen Glück zu seinen Erfolgen in Rom geführt haben. Die späte Aktivierung des Attack-Modes im Sonntagsrennen half ihm bei seiner Schlussoffensive, in der er mit Leichtigkeit seine Gegner hinter sich ließ und den Doppelerfolg in Italien besiegelte.

Übrigens: Der letzte Fahrer, der in der Formel E zwei aufeinanderfolgende Rennen gewann, war 2020 Antonio Felix da Costa (DS Techeetah). Der Portugiese wurde in derselben Saison Meister.

FAZIT: Nach einem haarsträubenden Saisonstart bestritt Mitch Evans in Rom eines der besten Wochenenden seiner Formel-E-Karriere. Seine Titelkampagne 2022 ist gestartet!

2. Robin Frijns | Envision Racing | 9.0 Punkte

Wieder einmal konnte Robin Frijns seinen Envision-Teamkollegen Nick Cassidy am Wochenende deutlich schlagen. Bei beiden Rennen in Rom fuhr er aufs Podium, hinzu kamen einige Führungsrunden. Wer nach dem E-Prix mit Frijns sprach, spürte trotzdem eine gewisse Unzufriedenheit: Der Niederländer war der Meinung, dass unter anderen Umständen auch Siege möglich gewesen wären.

FAZIT: Frijns lieferte eine sauberes, konstantes Wochenende ab, bei dem er die zweitmeisten Punkte aller Fahrer sammelte. Auf Gesamtplatz 2 bleibt er weiterhin im WM-Rennen.

3. Jean-Eric Vergne | DS Techeetah | 8.6 Punkte

Jean-Eric Vergne musste im Sonntagsrennen seine ganze Formel-E-Routine ausspielen. Mehrfach änderte das Team während des Laufs die Verbrauchsstrategie, was hinter dem Lenkrad für viel Unmut sorgte. Vergne sagte nach dem E-Prix selbst: "So will ich nie wieder Rennen fahren!"

Die Strategieänderungen zahlten sich trotzdem aus. Nach Platz 4 am Samstag fuhr er sonntags auf Rang 2 über den Zielstrich. Die drei Bonuspunkte für die Pole-Position besiegelten schließlich, dass Vergne mit der WM-Führung aus Italien abreiste.

FAZIT: Jean-Eric Vergne lief in Rom zur Bestform auf. Angesichts des guten DS-Tempos in Monaco 2021 dürfte er optimistisch auf das nächste Event blicken.

4. Stoffel Vandoorne | Mercedes-EQ | 8.2 Punkte

Während sein Mercedes-Teamkollege Nyck de Vries ein schweres Wochenende erlebte, sammelte in Italien immerhin Stoffel Vandoorne wichtige WM-Punkte. Nach der Pole-Position und einem Podium am Samstag kämpfte der Belgier auch sonntags in der Führungsgruppe mit, verlor jedoch bei einer Safety-Car-Phase wertvolle Zeit im Attack-Mode. In der Schlussphase musste er Andre Lotterer (Porsche) ziehen lassen, den Vandoorne unerlaubterweise während der letzten Safety-Car-Unterbrechung überholt hatte. Am Ende des Sonntags stand Platz 5 zu Buche - alles in allem ein zufriedenstellendes Wochenende!

FAZIT: Vandoorne zählte zu den Topfahrern des Wochenendes, wenngleich von Mercedes' Dominanz aus Saudi-Arabien nur noch wenig zu spüren war.

5. Andre Lotterer | TAG Heuer Porsche | 7.4 Punkte

Beim Rom E-Prix stellte Andre Lotterer erneut seine fahrerischen Qualitäten unter Beweis. Nachdem der Deutsche samstags erst in den letzten Runden den Anschluss an die Spitze verlor, belegte er sonntags zwischenzeitlich sogar Platz 1. Zuvor hatte er es abermals ins Halbfinale des K.-o.-Qualifyings geschafft und sich einen hervorragenden dritten Startplatz gesichert.

Letztlich verlor Lotterer durch eine Safety-Car-Phase allerdings den Vorsprung auf seine Rivalen. Mit leichten Energiesorgen musste er nach dem Restart mehrere seiner Konkurrenten passieren lassen - darunter Mitch Evans im Attack-Mode - und sich mit Platz 4 abfinden. Ebendiese konstanten Punkteergebnisse sind jedoch wichtig, wenn er im weiteren Saisonverlauf um die WM kämpfen will. Dass Lotterer bei vier aufeinanderfolgenden Rennen punktete, geschah in seiner Formel-E-Karriere nur zweimal zuvor.

FAZIT: Ohne das späte Safety-Car wäre für Lotterer sonntags noch mehr möglich gewesen. Unabhängig davon war er in Italien klar der bessere Porsche-Fahrer.

6. Jake Dennis | Avalanche Andretti | 6.4 Punkte

Vor allem auf eine schnelle Runde gesehen konnte Jake Dennis in Rom überzeugen - und zwar mit einem neuen Streckenrekord. Nach Anpassungen an der Fahrzeugbalance startete er am zweiten Renntag sogar im Finalduell, wo er sich Jean-Eric Vergne geschlagen geben musste. In den Rennen ging es für Dennis allerdings stets nach hinten: Samstags verschätzte sich Andretti bei der Energiestrategie und brachte Dennis womöglich um ein Podium. Sonntags fiel der Brite nach einem Unfall mit Lucas di Grassi (Venturi) aus.

FAZIT: Individuell zeigte Dennis gute Leistungen, doch Fortuna war in Rom nicht auf seiner Seite.

7. Antonio Felix da Costa | DS Techeetah | 6.2 Punkte

Das Formel-E-Wochenende in Rom startete für Antonio Felix da Costa mit vielen Anlässen zur Zuversicht. Im teaminternen Qualifying-Duell am Samstag schlug er seinen DS-Kollegen Jean-Eric Vergne. Auch am Start behielt er die Nase vorn, ehe er in der ersten Attack-Mode-Sequenz unter die sprichwörtlichen "Räder" geriet und auf Platz 6 zurückfiel.

Sonntags passte DS Techeetah die Fahrzeugbalance an, doch das überarbeitete Setup brachte Felix da Costa nur wenig Glück. Im Rennen geriet er zunächst mit Edoardo Mortara aneinander, was ihm eine Zeitstrafe und den Ärger des Venturi-Fahrers einhandelte. Später fehlte ihm das Tempo, um in der Führungsgruppe zu kämpfen.

FAZIT: Abgesehen vom Sieg im Qualifying-Duell gegen seinen Teamkollegen war Antonio Felix da Costa in Rom der langsamere DS-Fahrer. Für Rennfahrer ist das kein schönes Gefühl.

8. Sam Bird | Jaguar TCS Racing | 6.2 Punkte

In der Samstagsqualifikation hoffte Jaguar, dass beide Fahrer ihre Reifen im "Arbeitsfenster" halten könnten, indem sie das Gruppenzeitfahren ohne Boxenstopp bestritten. Dieser Versuch ging jedoch gehörig in die Hose, denn nachdem alle anderen Fahrer ihre Pneus gewechselt hatten, fuhren Mitch Evans und Sam Bird "out of synch" zu allen Rivalen. Bird lief bei seiner schnellen Runde somit auf Sebastien Buemi (Nissan) auf, der gerade damit beschäftigt war, seine Reifen und Bremsen zu erwärmen.

Den enttäuschenden Startplatz 13 glich Bird mit einer regelrechten Überholshow aus. Insgesamt acht Autos ließ er bei seiner Fahrt auf Platz 5 hinter sich. Der Rennsonntag wurde hingegen zu einer Enttäuschung: Erneut fuhr der Brite in den Top 10 mit, geriet in der Schlussphase des E-Prix allerdings mit Nick Cassidy (Envision) aneinander. Er drückte den Neuseeländer in die Wand, kurz danach rauschte zu allem Unglück auch noch Lucas di Grassi in Birds Heck. Mit einem Reifenschaden gab der Jaguar-Fahrer den E-Prix noch in derselben Runde an der Box auf.

FAZIT: Während Evans in Rom zur Bestform auflief, war Sam Bird mit seiner Punkteausbeute alles andere als zufrieden. In Italien musste er sich seinem Teamkollegen klar unterordnen und konnte das große Potenzial seines Autos nicht ummünzen.

9. Pascal Wehrlein | TAG Heuer Porsche | 6.0 Punkte

In Rom konnte Pascal Wehrlein in beiden Rennen Punkte sammeln, die seinem WM-Konto gewiss nicht schaden. Allzu zufrieden wirkte der Deutsche nach dem E-Prix jedoch nicht: Samstags ließ er aufgrund eines zu hohen Energieverbrauchs Federn, sonntags wurde kurz nach der Aktivierung seines Attack-Modes eine Safety-Car-Phase ausgerufen.

FAZIT: Porsche scheint 2022 insgesamt stärker aufgestellt zu sein als noch im vergangenen Jahr. Wehrlein war in Rom dennoch weit von dem Tempo entfernt, das ihm den Rennsieg in Mexiko eingebracht hatte.

10. Edoardo Mortara | ROKiT Venturi Racing | 5.8 Punkte

"Ich fühle mich echt beschissen", sagte Edoardo Mortara nach dem Samstagsrennen demütig gegenüber 'e-Formel.de'. Zuvor hatte er das Ziel zwar auf Platz 6 erreicht, jedoch auch die folgenschwere Startkarambolage mit Nick Cassidy (Envision) ausgelöst und sich dafür eine Zeitstrafe eingehandelt.

Am Samstag lag der Schweizer abermals auf Punktekurs, dieses Mal geriet er im Positionskampf jedoch mit Antonio Felix da Costa aneinander. Nach dem Kontakt war Mortaras Lenkung beschädigt, wodurch er wenige Kurven später an einer Betonwand seine Antriebsachse beschädigte. Das Ziel erreichte er nicht mehr.

FAZIT: Ein wahrlich frustrierendes Wochenende für den vormals Führenden in der Fahrerwertung. Es wird spannend zu sehen, wie sich Mortara von diesem Rückschlag in Monaco erholen kann.

Die weiteren Positionen im Fahrer-Rating:

 

Position Fahrer Note Ergebnis Samstag Ergebnis Sonntag
11. Nick Cassidy 5,8 Platz 9 DNF
12. Oliver Turvey 5,0 Platz 17 Platz 7
13. Oliver Askew 5,0 Platz 14 Platz 15
14. Sebastien Buemi 5,0 Platz 16 Platz 9
= Nyck de Vries 5,0 DNF Platz 14
= Lucas di Grassi 5,0 Platz 11 Platz 8
17. Maximilian Günther 4,4 DNF Platz 11
18. Dan Ticktum 4,2 Platz 18 Platz 10
19. Sergio Sette Camara 4,0 Platz 15 Platz 12
20. Oliver Rowland 3,6 DNF DNF
21. Alexander Sims 3,4 Platz 12 DNF
22. Antonio Giovinazzi 2,2 Platz 19 DNF

 

So hat die Redaktion abgestimmt:
Fahrer Tobias Bluhm Timo Pape Tobias Wirtz Svenja König Mattia Eccheli Durchschnitt
01. Mitch Evans 9 10 10 10 10 9.8
02. Robin Frijns 8 9 10 9 9 9.0
03. Jean-Eric Vergne 8 9 9 9 8 8.6
04. Stoffel Vandoorne 8 8 9 8 8 8.2
05. Andre Lotterer 8 7 7 8 7 7.4
06. Jake Dennis 6 6 5 7 8 6.4
07. Antonio Felix da Costa 7 6 5 7 6 6.2
08. Sam Bird 6 6 6 6 7 6.2
09. Pascal Wehrlein 5 6 7 6 6 6.0
10. Edoardo Mortara 5 6 7 6 5 5.8
11. Nick Cassidy 6 6 6 6 5 5.8
12. Oliver Turvey 7 6 5 1 6 5.0
13. Oliver Askew 5 5 5 3 7 5.0
14. Sebastien Buemi 5 5 5 4 6 5.0
=  Nyck de Vries 5 6 5 5 4 5.0
=  Lucas di Grassi 5 4 6 5 5 5.0
17. Maximilian Günther 4 5 4 5 4 4.4
18. Dan Ticktum 5 5 4 2 5 4.2
19. Sergio Sette Camara 4 5 5 1 5 3.6
20. Oliver Rowland 3 4 3 4 4 3.6
21. Alexander Sims 2 2 5 4 4 3.4
22. Antonio Giovinazzi 2 1 2 2 4 2.2

 

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