Formel E

Fotostrecke zum Gen2-Ende: 8 Dinge, die wir nach dem Formel-E-Saisonfinale 2022 vermissen werden

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Mit dem Fallen der Zielflagge gehen am Sonntagvormittag deutscher Zeit in Seoul mehrere Ären in der Formel E zu Ende. Einige von ihnen im großen Scheinwerferlicht, andere eher still und heimlich. Wir haben für dich in einer Fotostrecke zusammengestellt, was wir am kommenden Wochenende in Südkorea zum letzten Mal in der Elektroserie sehen und voraussichtlich am meisten vermissen werden.

In den rund fünf Monaten "Winterpause", in die sich die Formel E nach dem Seoul E-Prix verabschieden wird, werden sich einige Veränderungen ereignen: Mit ABT Sportsline wird es ein neues zwölftes Team geben, Maserati (via Venturi) und McLaren (via Mercedes) kommen ebenfalls neu hinzu. Diverse neue Partnerschaften zur Lieferung von Kundenantrieben wurden vereinbart, und auch mehrere Cockpits in der Rennserie werden neu besetzt. Dafür werden sich Fans von einigen lieb gewonnenen Dingen verabschieden müssen.

1. Gen2-Auto

Bei seiner Vorstellung wurde der Spark SRT05e, so der offizielle Name des Wagens, aufgrund seiner radikalen Optik als "Batmobil" bezeichnet. Immerhin erinnerte einiges am Gen2-Fahrzeug an das Auto aus dem DC-Comic, mit dem Bruce Wayne in seiner Freizeit durch Gotham City fuhr.

Nicht weniger spektakulär war das für 2020 geplante Update Gen2-EVO. Offene Radhäuser, dazu eine Finne an der Batterieabdeckung. Leider zwangen notwendige Einsparungen aufgrund der COVID19-Pandemie die Formel E dazu, das Facelift zu streichen.

Gegen die auffälligen Boliden der letzten vier Jahre wirken die neuen Gen3-Fahrzeuge hingegen optisch fast schon etwas langweilig: Trotz Anlehnung an ein Deltaflügel-Flugzeug besticht das Nachfolgemodell eher durch seine inneren Werte als durch einen bahnbrechenden Look.

2. Mercedes-EQ

Groß war der Aufschrei in der Motorsportwelt, als Mercedes im Mai 2017 ankündigte, die DTM Ende 2018 zu verlassen und mit einem Werksteam in die Formel E einzusteigen.

Unter dem Label "HWA Racelab" bestritt das Team ein Vorbereitungsjahr mit Venturi-Antrieben, um die Rennserie und ihre Abläufe kennenzulernen. Stoffel Vandoorne gelang es dabei, erste Highlights zu setzen, während Gary Paffett in der Folgesaison als Berater des Teams fungierte.

Sein Nachfolger wurde Formel-2-Champion Nyck de Vries, der sich nach anfänglichen Startschwierigkeiten in seiner zweiten Saison den Weltmeistertitel sicher konnte - genau wie das Mercedes-Team.

Auch in seiner letzten Formel-E-Saison führt Mercedes die Teamwertung an und geht als Favorit nach Südkorea. Während de Vries in dieser Saison nicht an die Ergebnisse des Vorjahres anknüpfen kann, hat Vandoorne hingegen nach 14 von 16 Rennen bereits eine Hand am WM-Titel.

Auch wenn der Name Mercedes aus der Formel E verschwinden wird, bleiben mehrere Mercedes-Gesichter der Rennserie erhalten, darunter Teamchef Ian James. Er wird auch unter dem Namen McLaren die Zügel des Teams in den Händen halten.

3. Alexander Sims

Durchaus überraschend verpflichtete BMW bei seinem Werkseinstieg 2018 neben dem langjährigen Andretti-Fahrer Antonio Felix da Costa einen Formel-E-Neuling: Alexander Sims.

Der Brite war zuvor einige Jahre nur im GT-Sport aktiv, sein letztes Rennen in einem Monoposto lag mehr als fünf Jahre zurück. Dennoch schlug er in der Formel E ein wie eine Bombe: Bereits sein zweites Rennen in Marrakesch hätte er gewinnen können - wäre die Kollision mit seinem Teamkollegen nicht gewesen...

Seinen ersten und bislang einzigen Sieg in der Elektroserie feierte er in Diriyya 2020. An seinem Speed lag das nicht: Sims ist einer von nur zwei Fahrern, die bei drei aufeinander folgenden Formel-E-Rennen die Pole-Position erzielte.

2021 wechselte der Brite dann zu Mahindra, wo es jedoch überhaupt nicht für ihn laufen sollte: Ganze 68 Punkte sammelte er in 29 Rennen bei den Indern, was die Positionen 19 und 15 in der Gesamtwertung bedeutete.

Sein bislang einziges Mahindra-Podium erzielte er in Rom 2021. Sims wird sich in Zukunft wieder auf den Langstreckensport konzentrieren.

4. Andre Lotterer bei Porsche

Der heute 40-Jährige durfte nach dem WEC-Aus für Porsche bereits zwei Jahre lang als Teamkollege von Jean-Eric Vergne bei Techeetah Formel-E-Luft schnuppern.

Mit dem Einstieg der Zuffenhausener war er dann wieder Porsche-Werkspilot und erzielte die ersten Erfolge des Teams: Bereits beim Debütrennen in Diriyya wurde er Zweiter - ein Ergebnis, das er in Berlin wiederholen konnte.

Auch 2021 in Valencia und 2022 in Mexiko-Stadt stand er auf der zweiten Stufe des Treppchens. Ein Sieg in der Formel E gelang ihm hingegen nie.

Lotterer wechselt nach der Saison in das Sportwagenprojekt von Porsche: Mit dem LMDh-Boliden Porsche 963 geht der gebürtige Duisburger voraussichtlich wieder in der WEC an den Start. Aber auch in der Formel E könnte er weiterhin eine Rolle bei Porsche spielen. Ob als Berater oder als Fahrer für das zukünftige Porsche-Kundenteam Andretti, ist noch nicht bekannt.

5. Venturi

Auch wenn wir große Teile des Personals mutmaßlich im kommenden Jahr als Maserati-Werksteam wiedersehen werden: Der Name Venturi verschwindet am Sonntag nach 100 Formel-E-Rennen aus der Rennserie.

Der Start für die Monegassen war vielversprechend: Nick Heidfeld war auf den letzten Metern des Beijing E-Prix 2014 kurz davor, das Rennen zu gewinnen, als er in der letzten Runde auf der Anfahrt zur Zielkurve von Nicolas Prost abgeschossen wurde.

Es sollte fast viereinhalb Jahre dauern, bis der erste Sieg für das Team kam: Edoardo Mortara triumphierte in Hongkong. Bezeichnend für das Team, dass er sich während der Siegerehrung noch als Zweiter wähnte - Sam Bird wurde nachträglich für eine Kollision mit Andre Lotterer bestraft.

Unvergessen ist der wohl emotionalste Venturi-Moment in der Formel E: Formel-1-Superstar Felipe Massa belegte beim Monaco E-Prix 2019, dem Heimrennen des Teams, den dritten Platz.

Das Team wird aber nicht nur mit einem bekannten Namen verbunden: Ex-Rennfahrerin Susie Wolff stieg als Investorin ein und übernahm die Rolle der Teamchefin. 2021 folgte der Aufstieg zur Geschäftsführerin des Rennstalls, neuer Teamchef wurde Jerome d'Ambrosio.

Mit Venturi verbinden Formel-E-Fans aber auch zwei Schreckmomente in der vergangenen Saison: Wegen Bremsversagens prallte Mortara nach einem Probestart im Anschluss an das Freie Training in Diriyya 2021 frontal in die Streckenbegrenzung, blieb dabei aber glücklicherweise unverletzt. So viel Glück hatte er wenige Monate später in Berlin nicht: Mortara fuhr beim Start auf den mit einem defekten Inverter gestrandeten Mitch Evans auf und zog sich bei dem Aufprall einen Wirbelfraktur zu. Dennoch schloss er die Saison als Vizeweltmeister ab.

Auch in diesem Jahr ist Mortara mittendrin im Titelkampf: Mit drei Siegen im Gepäck reist er als Gesamtdritter nach Südkorea.

6. Penske-Antriebe

Nachdem Dragon in der Saison 2015/16 noch mit gebrandeten Venturi-Kundenmotoren an den Start ging, entwickelte das Team ab der dritten Saison seine Antriebe selbst. Zunächst noch in Kooperation mit dem Elektroauto-Start-up Faraday Future...

... später dann in eigener Regie. Es sollte eine "besondere Ära" werden - allerdings im negativen Sinne. Es gelang keinem Fahrzeug mit Penske-Antrieb, einen Sieg zu erzielen. Lediglich zweimal stand ein Dragon-Pilot auf dem Podium. Jerome d'Ambrosio wurde 2018 in Zürich Dritter.

Schon beinahe sensationell erzielte Nico Müller den zweiten Platz beim Valencia E-Prix 2021 - was jedoch weniger der Leistung des Fahrzeugs geschuldet war, sondern viel mehr einer massiven Fehleinschätzung der Konkurrenten, die in der letzten Runde reihenweise ohne Energie ausrollten.

Mangelnde Effizienz des Antriebsstrangs machte es den Piloten in den letzten Jahren sehr schwer, im Rennen um gute Ergebnisse zu kämpfen. Da nützt auch die beherzte Kämpferleistung, die Sergio Sette Camara insbesondere im Qualifying immer wieder zeigte, nur wenig. Im Rennen ging es fast jedes Mal nur in eine Richtung: nach hinten.

Obwohl Bosch ankündigte, einen Gen3-Antrieb für das Team zu entwickeln, blieb eine Meldung als Konstrukteur für die Saison 2023 aus. Mutmaßlich war sich Jay Penske zu diesem Zeitpunkt bereits mit DS Automobiles einig, zukünftig das Werksteam der Stellantis-Marke zu sein.

7. Jean-Eric Vergne bei Techeetah

Noch ist nichts offiziell, aber die Spatzen pfeifen es seit Monaten von den Dächern: Jean-Eric Vergne wird gemeinsam mit Antriebshersteller DS Automobiles das Techeetah-Team am Saisonende in Richtung Dragon verlassen.

Vergne bestritt jedes einzelne Rennen des Teams. Gemeinsam feierte man etliche Erfolge: zweimal Fahrer- und Team-Champion, zehn Siege, 26 Podien.

Mit dem Wechsel von Antonio Felix da Costa zum Team änderte sich die Stimmung: Vergne hatte einen echten Konkurrenten in der Box nebenan, der auch gegen seinen Teamkollegen auf der Strecke nicht klein beigab.

Wenn sich das Team in diesen Situationen einschaltete, verschlimmbesserte es damit die Lage nur, was regelmäßig zu Unzufriedenheit bei "JEV", aber auch bei Felix da Costa führte.

Auch wenn er nur noch theoretische Chancen im Meisterkampf 2022 hat: Vergne wird auch in Seoul alles geben, um seine erste sieglose Saison beim Team zu verhindern.

8. Michelin

Hattest du das auf dem Schirm? Es geht in der Wahrnehmung ein wenig unter, aber in Seoul wird nach 100 Formel-E-Rennen Schluss für Reifenlieferant Michelin sein.

Das französische Unternehmen gehörte zu den ganz frühen Unterstützern der Rennserie: Bereits im März 2013, anderthalb Jahre vor dem ersten Rennen in Peking, wurde Michelin als offizieller Partner der Formel E vorgestellt.

Bibendum, das oft auch "Michelin-Männchen" genannte Maskottchen der Firma, gehörte in der Vergangenheit fest zum Inventar der Rennserie und war auch bei den Siegerehrungen oftmals anwesend.

Beim Saisonauftakt 2023 in Mexiko-Stadt werden die Formel-E-Boliden erstmals mit Reifen des südkoreanischen Unternehmens Hankook an den Start gehen. Au revoir, Michelin!

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